Juli im TAS: Theater und Comedy auf der Wiese – Die Welt und das Rheinland – die Ehe und der Pott
5. Juli 2021 | Von Stuckstaette | Kategorie: Aktuelles, Neusser KulturDrinnen auf der Bühne läuft noch nichts im Theater am Schlachthof, aber draußen ist schon einiges los. Heinz Allein ist unterwegs. Auch Dat Rosi schmettert Songs und präsentiert ihre Attitüden. Ob aus Glehn der eine oder aus dem Pott die andere – jeder und jede ist der Heimat tief verbunden. Nur die Außenwelt, die macht beiden das Leben schwer. So muss Heinz die Welt vom Rheinkreis noch überzeugen, während Dat Rosi mit dem Universum im Konflikt steht; spätestens, als sie erfasst, dass das „Eheglück“ in Corona-Zeiten Risse schlägt. Doch die Luft und der Kampfgeist geht beiden nicht aus – und den Zuschauern wohl kaum die gute Laune unterm TAS-Zelt.
Der Job ist heikel, die Aufgabe schier unmöglich, aber es gibt einen, der sich der Herausforderung stellt: Heinz. Heinz Allein. Seinen Koffer, plakatiert mit „I love Glehn“, hat er stets im Geleit. Ohne Halt und Heimat geht es nicht. Schließlich weiß Heinz, wo seine Wurzeln liegen. Daher ist der Glehner genau der Richtige für diese besondere Mission: die Welt fürs Rheinland zu begeistern. Er scheut weder die Ferne, noch Hindernisse. Von Beruf ist er Alleinunterhalter. Er weiß, die Massen zu begeistern…
„Pullivers Reisen!“ heißt das Stück von und mit Harry Heib. Unter der Regie von Martin Maier-Bode und mit musikalischem Support von Eddy Schulz lädt er in bekannter humorvoller Manier zum neuen Programm unters Zelt neben dem Theater am Schlachthof. Comedy, Geschichten und Gesang, ein Rezept, das bei Heib immer aufgeht. Die Open-Air-Variante vom TAS hat sich mittlerweile schon bewehrt. Gute Stimmung gehört zum Konzept. Für Spannung sorgt der Vitalität des Protagonisten und – wie verlässlich auf dieser Kleinkunstbühne zu finden – auch eine gute Portion Heimat-Kolorit: Denn der Grund für Heinz Alleins „Aufbruch“ ist ein Anruf vom Bürgermeister. Persönlich. Da ist dieser Landstrich: das Rheinland. Unterschätzt. Nicht hier, aber rundherum. Und da ist diese Aufgabe: die Menschen davon zu überzeugen, ihren nächsten Urlaub eben in diesem Rheinkreis zu verbringen. Undenkbar, mag der eine oder andere behaupten. – Nicht aber für einen überzeugten Glehner. Temperament liegt ihm im Blut. Missionarsgeist ebenso. Und so macht er sich als Botschafter und Tourismusbeauftragter auf den Weg, die Welt heimzusuchen. Am Schurwollpulli lässt er sich erkennen. An der Sprache auch. Da wird es schon Menschen im Süden oder im Erzgebirge geben, die simultan übersetzen können!? Aber gibt es an der dänischen Grenze noch Kräuterlikör?
Zwischen Anekdote, Historie – und aktueller Hysterie
„Mission: Impossible“ – so der Stern unter dem Heinz Allein agiert; für Dat Rosi ist der kleine Hoffnungsfunken, den Heinz noch in sich trägt, schon gelöscht. Denn: „Dat Rosi sieht Rot“ im Juli auf der TAS-Open-Air-Bühne. Mit brandheißen Songs, derbkomischen Nummern und wie berühmt berüchtigt blendend aufgelegt, setzt sie zum Rundumschlag an. Die sympathische Ruhrpott-Proletin nimmt kein Blatt vor den Mund – und regelt die Stimme selten runter. Die Feierlichkeiten anlässlich ihrer Silberhochzeit mit ihrem Göttergatten „Mamfred“ stehen vor der Tür. Doch hinter der Tür lauert die Quarantäne. Die geplante Reise fällt aus wegen „is nich“. Was bleibt, ist ein persönlicher Albtraum. Und eine gnadenlose Abrechnung – unter der Regie und Co-Autorenschaft von Jens Neutag. 90 mitreißende Minuten, in denen Dat Rosi, verkörpert von Sabine Wiegand, erst ihre Lockenwickler, dann ihre Fassung verliert!
Wen es hier von den Stühlen reißt, der kann seinen Weg mit Alfred Sühlheim (geboten von Jens Spörckmann) fortsetzen. Der redselige Archivar aus der „Rathauskantine“ nimmt sein Publikum mit auf Rundtour: „Rundheraus!“ – und ab ins Barbaraviertel; ein Spaziergang der anderen Art. Um die Zeit zu überbrücken, bis das TAS auf seine berüchtigten Bretter zurückkehrt, speist er hier seine Gefolgschaft mit „Anekdotischem, Historischem – und aktuell Hysterischem“. Termine gibt es morgens und nachmittags. Rund 60 Minuten dauert die von der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss geförderte Aktion, die kostenlos jeweils für vier Personen buchbar ist.
Bei allen Veranstaltungen gelten die Bestimmungen der aktuellen Corona-Schutzverordnung. Alle Infos zur Organisation, zu Tickets und Vorverkauf sowie zum aktuellen Sicherheitskonzept unter www.tas-neuss.de.