Ein neues Kinderbuch macht Spaß und hilft: Erst vorlesen, dann klopfen!
9. Januar 2020 | Von Annelie Höhn-Verfürth | Kategorie: Aktuelles, Familie, Neusser LebenDie Neusserin Stefanie Kirschbaum hat bereits zwei ebenso unterhaltsame wie hilfreiche Kinderbücher über das Thema Hochsensibilität bei Kindern und den richtigen Umgang damit verfasst („Wie Betty das Wutgewitter bändigt“, „Wie Betty für Gerechtigkeit sorgt“). Nun erweist die Psychologin erneut ihr Gespür für fesselnde, kindgerechte Geschichten, diesmal in Verbindung mit einer leicht zu erlernenden Selbsthilfemethode. Die von ihrem Co-Autor Dr. Michael Bohne entwickelte ‚PEP®-Klopftechnik‘ soll Kindern helfen, ‚unschöne Gefühle‘ besser zu bewältigen.
Oskar, Max, Marie und Amal sind die Hauptfiguren in „Klopfen für Kinder. Das Vorlesebuch“. Sie gehen in die 2. und 3. Klassen einer Grundschule und treffen sich regelmäßig im Lernzentrum „Die Lernofanten“ bei der freundlichen und verständnisvollen Frau Mai. Denn jedes der Kinder hat im (Schul-)Alltag gewisse Schwierigkeiten, die wahrscheinlich viele kennen. Der lebhafte und lustige Oskar kann sich oft schlecht konzentrieren, nicht gut stillsitzen und merkt häufig erst zu spät, dass er sich auch an Regeln halten muss. Max ist begeisterter Fußballspieler, hat aber große Angst und Bauchschmerzen vor Mathearbeiten. Die schüchterne Marie ist vor Diktaten ganz aufgeregt und wird sofort rot, wenn sie vor der Klasse etwas sagen soll. Die fröhliche Amal schließlich hat nachts oft Alpträume und ist am nächsten Morgen zu müde für die Schule. Autorin Stefanie Kirschbaum erzählt in dem Vorlesebuch, das sich an Kinder im Grundschulalter und ihre Eltern richtet, anschaulich und lebensnah die Erlebnisse der vier und wie sie ihre Probleme zu meistern lernen. Und hier kommt die ‚PEP-Kopftechnik‘ ins Spiel. Frau Mai bringt den Kindern nämlich sogenannte ‚Tricks‘ bei und zeigt ihnen, wie sie durch Übungen wie ‚Klopfen‘, ‚Überkreuzen‘ und ‚Kurbeln‘ selbstständig ihre Probleme überwinden können.
Klopfen – Hilfe zur Selbsthilfe
Stefanie Kirschbaum weiß, wovon sie schreibt, denn sie hat sich selbst zum ‚PEP-Coach‘ fortbilden lassen – bei Dr. Michael Bohne, ihrem jetzigen Mitautor. „Als ich die Klopftechniken vor etwa vier Jahren kennengelernt habe, fand ich das Klopfen auch erst komisch, habe dann aber schnell gemerkt, dass sie sehr wirkungsvoll sind und mit Leichtigkeit schnell helfen“, sagt sie. Beklopft werden nämlich 16 bestimmte Körperpunkte bzw. Akupunkturpunkte an Händen, Gesicht und Oberkörper, was zur Selbstberuhigung und zur Stressreduktion führt. Es entstand die Idee, die Techniken in einem Vorlese- und Mitmachbuch Kindern und ihren Eltern zu vermitteln. „Gerade für Kinder sind diese ‚Tricks‘ ganz einfach zu lernen.“ Während Kirschbaum für die Geschichten zuständig war, hat Bohne sie als Fachmann beraten und unterstützt. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist laut Carl-Auer Verlag „einer der bedeutendsten Vertreter der Klopftechniken in Deutschland“ und hat das ‚Klopfen nach PEP‘ entwickelt. „‚PEP‘ steht für ‚Prozess- und Embodiment-fokussierte Psychologie‘ und ist, vereinfacht gesagt, eine Technik, die in Psychotherapie und Coaching, aber auch in der Traumatherapie Einsatz findet“, erklärt Kirschbaum. „Entscheidend ist dabei das Erleben von Selbstwirksamkeit. Die Betroffenen, Erwachsene wie auch Kinder, sind der belastenden Situation nicht mehr hilflos ausgeliefert, sondern können mit diesen Techniken aktiv etwas tun und bewirken.“ Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die PEP-Klopftechnik ein niederschwelliges Angebot zur Selbsthilfe ist, da sie leicht erlernt und angewendet werden kann, ohne dass gleich eine medizinische Behandlung und Therapie nötig ist. „Man kann die Technik gut bei Kindern mit Ängsten einsetzen und erstmal schauen, ob es reicht. Dann ist eine Problematisierung gar nicht mehr nötig, denn Kinder mögen ja auch nicht gerne zum Problemfall werden“, so Kirschbaum.
Gewusst wie!
Das sehr schön von Karl Volkmann illustrierte Buch „Klopfen für Kinder“ macht es den Vorlesenden wie den Kindern sehr leicht, die Klopftechniken zu erlernen, denn es ist eben nicht nur ein Vorlese-, sondern auch ein Mitmachbuch. So wird den VorleserInnen vorab verständlich erklärt, worum es geht und worauf es ankommt:
„Alle ‚Tricks‘ können Sie beim Lesen direkt gemeinsam mit ihrem Kind ausprobieren.“ Dabei hilft der kleine Elefant ‚Peppo‘, der immer wieder am Seitenrand zu sehen ist und sich mit seinen Fragen direkt an die Kinder wendet, um sie zum Nachdenken und Mitmachern zu motivieren. Falsch machen kann man dabei nichts, erklärt auch Michael Bohne in seinem insgesamt sehr informativen Nachwort: „Das Klopfen ist eine ziemlich robuste Sache (…). Es wird auch dann funktionieren, wenn man einen Klopfpunkt vergisst oder in einer anderen Reihenfolge klopft.“ Am Ende des Buches sind alle Übungen nochmal zusammengefasst und detailliert bebildert dargestellt. Autorin Stefanie Kirschbaum hat die Wirksamkeit der PEP-Klopftechnik selbst erfahren: „Ich habe Beklemmungen, wenn ich durch lange Tunnel fahren muss. Einmal bin ich auf einer Zugfahrt mitten im Tunnel stecken geblieben und spürte schon Panik. Da habe ich angefangen zu klopfen, gleich mehrere Runden, und die Angst ist wirklich verschwunden.“ Ihr Fazit: „Es hilft einfach!“.
Für Interessierte bietet Stefanie Kirschbaum einen kostenlosen Klopf-Workshop an: 22. Januar 2020 von 19.00 bis 21.30 Uhr in der Königstr. 27-29 (Hinterhof), 41460 Neuss. Anmeldungen bitte unter post@kirschbaum-beratung.de. Weitere Infos unter www.stefaniekirschbaum.de .