Aktiv für den Umweltschutz – Vier junge Neusserinnen im Einsatz gegen Plastikmüll
5. Februar 2019 | Von Annelie Höhn-Verfürth | Kategorie: Aktuelles, Neusser LebenEs lässt sich längst nicht mehr ignorieren: Der von uns Menschen produzierte Plastikabfall verschmutzt nicht nur die direkte Umwelt, sondern auch die Gewässer einschließlich der Meere weltweit und ist in Form von Mikroplastik schon in unsere Nahrungskette gelangt. Vier Neusser Schülerinnen wollen das nicht so einfach hinnehmen. Vor zwei Jahren haben sie mit ihrer Aktion „Tauscht Plastiktüten gegen Stoffbeutel“ den Kampf gegen den Plastikmüll aufgenommen.
Die Schwestern Lilli und Maya Kirschbaum und ihre Cousinen Anika und Vicky Kirschbaum sind 15, 13, 14 und 12 Jahre alt. Jede von ihnen hat in der Schule viel zu tun und auch noch einige zeitintensive Hobbies wie Reiten, Tanzen und Musizieren. Keine Langeweile also. Dennoch investieren diese Mädchen freiwillig viel Zeit in ihr privates Umweltschutzprojekt: Sie nähen Stoffbeutel, um Plastiktüten überflüssig zu machen. Angefangen hat alles bei ihrer Großmutter: „Wir treffen uns jeden Montagnachmittag bei unserer Oma Hildegard. Und einmal hat sie uns von einer Fernseh-Dokumentation erzählt, die sie gesehen hatte, über die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll“; erinnert sich Maya. „Wir haben dann zusammen überlegt, was man dagegen machen kann.“ Die Idee zum Taschen-Projekt war geboren.
Rettet die Meere
Mit Omas fachkundigem Rat, jeder Menge Stoffreste und zwei Nähmaschinen machte sich das Quartett an die Arbeit. Inzwischen haben die Mädchen über 500 bunte Beutel in verschiedenen Größen hergestellt, die sie 2017 und 2018 auf dem City-Trödelmarkt im Tausch gegen eine Plastiktüte oder auch gegen eine Geldspende an ihre Kundschaft abgegeben haben. „Die meisten Leute wollten ihre Plastiktüte nicht abgeben, haben für den Beutel daher lieber Geld gegeben“, erinnert sich Vicky. Und Lilli ergänzt nicht ohne Stolz: „Meist waren es zwei Euro, aber wir haben auch Spenden von bis zu zwanzig Euro für die Taschen bekommen.“ Im ersten Jahr konnten sie so 460 Euro an den World Wide Fund For Nature (WWF) überweisen und letztes Jahr sogar 660 Euro Spendengelder. „Die Leute, die unseren Stand besucht haben, fanden unsere Aktion gut und wollten das fördern“, sagt Anika. Großmutter Hildegard Kirschbaum freut sich sehr über das Engagement ihrer Enkelinnen. „Ich finde das sehr gut. Mit welchem Ehrgeiz und Können die Kinder das machen, das ist beachtlich.“
Zahlen und Fakten
Jede Maßnahme gegen den Plastikmüll ist dringend nötig. Laut WWF hat sich die Produktion von Plastik seit 1964 verzwanzigfacht. Schon 2015 seien weltweit 322 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr hergestellt worden. Und dabei wird es voraussichtlich nicht bleiben. „Es wird damit gerechnet, dass sich die Menge produzierten Plastiks in den nächsten 20 Jahren noch verdoppeln wird“, erfährt man in der WWF-Publikation „Plastikmüll in den Weltmeeren“ von 2017. Darin heißt es weiter: „Global betrachtet werden 72 Prozent der gebrauchten Plastikverpackungen nicht wiederverwertet, 40 Prozent davon werden in Deponien abgelagert und 32 Prozent verlassen das System – das heißt, sie gelangen unkontrolliert in die Umwelt wie zum Beispiel in die Meere.“ Die Aussichten sind laut den Erkenntnissen des WWF daher düster: „Es wird vermutet, dass derzeit über 150 Millionen Tonnen Plastikmüll die Meere belasten und dass sich im Jahr 2050 (als Gewicht gerechnet) mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren finden wird.“
Stoffspenden erwünscht!
Motivation genug für die Neusser Mädchen, ihre Arbeit dieses Jahr fortzusetzen. Sie gehen natürlich auch privat mit gutem Beispiel voran, wie Lilli verrät: „Wir haben zu Hause die Küche umorganisiert, dort gibt es jetzt mehr Glasbehälter. Wir achten darauf, keine Plastiktüten zu benutzen und lieber Glasflaschen zu kaufen.“ Außerdem haben sie schon Ideen, um ihr Angebot zu erweitern: „Letztes Jahr hatten wir Lavendelsäckchen neu dabei. Dieses Jahr möchten wir auch Kirschkernkissen und Brotbeutel anbieten“, so Maya. Bis zum City-Trödelmarkt im Herbst sind schon viele Nähstunden eingeplant. Doch die Mädchen benötigen vorher noch die Hilfe der NeusserInnen: „Wir brauchen dringend Stoffspenden. Die Vorräte unserer Oma sind aufgebraucht.“ Besonders gut können sie Stoffe mit Tieren und Blumen gebrauchen sowie gestreifte, gepunktete und karierte Stoffe. Und Anika hat mit Blick auf die Farbvorlieben ihrer Kundschaft noch einen Hinweis: „Gelbe und orangene Taschen sind eher übriggeblieben.“ Also, liebe LeserInnen: Wenn Sie die Neusser Mädchen unterstützen wollen, dann schauen Sie mal nach, ob Sie Stoffreste in den beliebten Farben blau, rot, rosa, hellgrün oder lila im Schrank liegen haben, am besten noch mit Tieren darauf. Über die folgende, eigens eingerichtete Email-Adresse können Sie sich bei Familie Kirschbaum melden: stoffreste-spenden@web.de