Römer hautnah im Clemens-Sels-Museum
14. März 2018 | Von Annelie Höhn-Verfürth | Kategorie: Aktuelles, Neusser KulturRömer zum Anfassen. Mythos und Fakten“ heißt die neue Ausstellung im Clemens-Sels-Museum, die am 18. März Eröffnung feiert. Wie der Titel verrät, präsentiert sie bekannte und neue Fakten rund um die Welt der Römer, räumt aber auch mit einigen Mythen und Legenden auf. Das Ganze anschaulich, abwechslungsreich, zum Schauen und Staunen für die ganze Familie und ja – sogar zum Anfassen.
Wer denkt, er wisse schon alles oder genug über die alten Römer, wird im Clemens-Sels-Museum eines Besseren belehrt. „Jede Zeit hat sich ihr eigenes Bild von den Römern gemacht. Die Bilder verändern sich aber ständig durch neue Forschungsergebnisse und neue technische Möglichkeiten“, sagt Dr. Carl Pause, Kurator der Ausstellung. „Wir wollen nun ein neues Bild von den alten Römern zeigen.“ Und dabei kommt für das Ausstellungspublikum durchaus Überraschendes buchstäblich ans Licht: „Es ist ein Mythos, dass bei den Römern alles schlicht, farblos und elegant war“, sagt Pause. Ganz im Gegenteil – aufgrund neuester Untersuchungsmethoden wisse man heute: „Die römische Welt war bunt.“ Und zwar „sehr bunt“, wie der Kurator betont. Daher gibt es in der Ausstellung eine Projektion der Trajansäule aus Rom im Maßstab 1:2 zu bestaunen, wie sie in Farbe ausgesehen haben könnte. An ihr haben Forscher nämlich mit speziellen Techniken Farbreste entdecken können, die belegen, dass die Siegessäule mit ihren zahlreichen Reliefs ursprünglich eben bunt, fast comic-artig gestaltet war.
Anfassen ausdrücklich erlaubt!
Im Clemens-Sels-Museum könnten aber auch Kinderträume wahr werden, selbst für Erwachsene. Sicher haben einige doch davon geträumt, einmal ein Römer-Schwert in der Hand zu halten oder einen kunstvoll verarbeiteten Dolch. Oder wollten schon immer gerne eine römische Rüstung anprobieren oder ein Kettenhemd. Die Ausstellung heißt nicht umsonst „Römer zum Anfassen“, denn sie soll gerade diese Wünsche erfüllen. „Wenn man etwas anfassen kann, hat man ein ganz anderes Verständnis dafür“, erklärt Dr. Carl Pause das Konzept der Ausstellung. So werden die Originale – natürlich sind viele Funde aus Neuss – in den Vitrinen gezeigt, aber daneben gibt es dann sehr authentische Rekonstruktionen, die angefasst, aus- und anprobiert werden können. Beeindruckend (und fast schon unheimlich) ist etwa die im 3D-Druckverfahren hergestellte Rekonstruktion einer römischen Reitermaske, die man sich auch mal vor das Gesicht halten kann. Eine solche Maske war als Teil der Reiterausrüstung am Helm befestigt und natürlich als Einschüchterung für den Gegner gedacht, wie der Kurator erklärt. Genauso interessant, aber aus einem ganz anderen Lebensbereich, ist das ebenfalls im 3D-Druckverfahren nachgebildete römische Türschloss, dessen raffinierte Technik die Besucher ausprobieren können. „Wir wollen alle Bereiche des römischen Lebens zeigen“, so Pause. Die Exponate werden außerdem durch informative Texte eingeordnet und genauer erklärt. Gleichzeitig erfahren die Besucher viel über die verschiedenen Techniken und die Arbeitsweisen in der Forschung: „Nicht nur konventionelle Handwerkstechniken, sondern auch moderne 3D-Druckverfahren helfen bei der Rekonstruktion römischer Lebenswelten und machen Fundgegenstände begreifbar“, heißt es im Begleittext zur Ausstellung. Ein Besuch lohnt sich also für die ganze Familie und alle anderen Interessierten.
Tipp: Ferienspaß mit Römern
Langeweile in den Osterferien? Nicht mit dem Osterferienangebot des Clemens-Sels-Museums! Für Kinder und Jugendliche von 10 bis 14 Jahren gibt es gleich mehrere kreative und spannende Tagesprogramme. Und an zwei Tagen geht es wieder um die Römer. Am 26. März heißt es „Romani in horto – Römer sind im Park“. Hier wird die Ausstellung besucht und anschließend werden „Römer und ihre Alltagsgegenstände, Speisen und Getränke“ in Miniatur nachgebaut. Am 29. März beschäftigt sich der Kurs „Römische Keramik-Werkstatt und Krimi-Schmaus“ mit dem ‚kulinarischen Leben der wohlhabenden Römer‘. Da wird sogar in römischen Gewändern und nach römischer Sitte zu Mittag gegessen. Alle Informationen unter www.clemens-sels-museum-neuss.de.
Annelie Höhn-Verfürth