Funkelnde Akzente in längerer Dunkelheit
30. Oktober 2017 | Von Stuckstaette | Kategorie: Aktuelles, Neusser KulturZwei junge Durchstarter-Formationen im November und ein für seine exzellenten Aufführungen bekanntes Vokalensemble im Dezember: Die Zeughauskonzerte beschließen das Jahr 2017 mit Extraklasse. Erst Mitte 20 sind die drei Solisten des „Trio Bouchkov Boisseau Soltani“, die am 5. 11. in Neuss gastieren. 18 Tage später, am 23.11., ist der französische Cembalo-Rebell Jean Rondeau mit seinem Ensemble „Nevermind“ auf gleicher Bühne im Zeughaus zu sehen, bevor am 4.12. das beeindruckende „Chorwerk Ruhr“ zu Ehren Martin Luthers das Weihnachtskonzert bestreitet.
Düstere Stimmung an trüben Tagen – das kann sein, muss aber nicht. Die zwei letzten Monate des Jahres bieten hier im Zeughaus zumindest kräftig Aufhellung. Denn zu musikalischen Glanzlichtern kann man die anstehenden Veranstaltungen schon im Vorfeld deklarieren. Die Namen sprechen für sich.
Werke von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Bernd Alois Zimmermann und Ernst von Dohnányi bietet das Konzert der drei herausstechenden Solisten des Trios Bouchkov Boisseau Soltani, die alle unter dreißig sind. Dynamik, Leidenschaft und Vitalität sind die Eckpfeiler ihrer Interpretationen. Die jungen, schon vielfach ausgezeichneten und bestens ausgebildeten Musiker stammen aus Belgien, Frankreich und Österreich und sorgen gegenwärtig in der internationalen Kammermusiklandschaft für gehöriges Aufsehen. Der Geiger Marc Bouchkov, der Bratschist Adrien Boisseau und der Cellist Kian Soltani kennen sich seit ihrer Ausbildung an der renommierten Kronberg Academy, der Kaderschmiede für musikalische Spitzentalente. In musikalischer Verbundenheit schlossen sie sich, ungeachtet ihrer solistischen Verpflichtungen, zu einem mitreißenden Trio zusammen, das durch die Bandbreite an musikalischen Ausdrucksweisen besticht.
Viele mögen sie auch schon kennen: Marc Bouchkov ist in unserer Region durch seine Interpretation des Brahms‘ Violinkonzertes zu Martin Schläpfers Choreographie an der Deutschen Oper am Rhein bestens eingeführt. Adrien Boisseau ist seit zwei Jahren Bratschist des berühmten Quatuor Ebène und die Karriere des 1992 in Bregenz in eine persische Musikerfamilie geborenen Cellisten Kian Soltani ist trotz seiner Jugend schon mitten im internationalen Musikbetrieb angekommen.
Tastenmagie im Barockensemble
Jean Rondeau (Jahrgang 1991) ist der jüngste Tastenzauberer auf dem Cembalo. Vielseitigkeit ist sein Markenzeichen. Mit gerade einmal 21 Jahren war er einer der jüngsten Gewinner des Cembalo Wettbewerbs des Musica Antiqua Festivals 2012 in Brügge, drei Jahre später wurde er bei den Victoires de la Musique Classique als »Entdeckung des Jahres« gefeiert. Neben einer rasanten Karriere als Solist sind ihm Ausflüge in den Jazz und die Filmmusik nicht fremd. Sein Debüt als Filmkomponist gab Rondeau im Dezember 2016 mit dem Soundtrack zu „Paula“, einem Portrait über die Malerin Paula Modersohn Becker.
Nach Neuss reist er am Donnerstag, den 23. November, als festes Mitglied des französischen Barockensembles „Nevermind“, das 2014 den „Van-Wassenaer-Wettbewerb“ in Utrecht gewann und nun mit großem Erfolg durch die Konzertsäle tourt. Mit ihm sind die Flötistin Anna Besson, der Geiger Louis Creac`h und Robin Pharo an der Gambe. Die vier jungen Musiker haben durch ihre Begeisterung für Alte Musik, Jazz und Folklore am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris zusammengefunden. In tiefer Begeisterung für diese unterschiedlichen Musikrichtungen und mit größter Virtuosität setzen sie sich über die Grenzen des traditionellen Quartett-Repertoires des 17. und 18. Jahrhunderts hinweg.
Festliche Klänge zu Ehren Martin Luthers
Als sei hier an musikalischer Vorfreude nicht genug geboten, sei noch ein Blick auf den Dezember geworfen: „In dulci jubilo“ – Weihnachten zur Lutherzeit, so lautet das Motto des Konzerts am Montag, den 4. Dezember. Präsentiert wird es vom vorzüglichen Chorwerk Ruhr, unter der Leitung von Florian Helgath. Hochrangige Unterstützung erhält es obendrein durch die Solisten Dorothee Mields und Jan Kobow sowie durch das „Orchester l’arte del mondo“. Auf dem Programm stehen die „Weihnachtshistorie“ von Heinrich Schütz sowie die schönsten Weihnachtslieder, die die evangelische Kirchenmusik hervorgebracht hat. Denn dieses weihnachtliche Festkonzert wird zu Ehren des Reformators Martin Luther und seiner Wittenberger Thesen gespielt.
(Nähere Infos unter http://www.zeughauskonzerte.de)