Rijeka – Seit 26 Jahren die Neusser Partnerstadt an der Adria
7. Juni 2016 | Von Annelie Höhn-Verfürth | Kategorie: Aktuelles, Neusser LebenNach Châlons-en-Champagne (Frankreich) im letzten Monat stellen wir in dieser Ausgabe die zweite der fünf Neusser Partnerstädte vor: Rijeka in Kroatien. Mit der Hafenstadt an der Adriaküste ist Neuss seit 1990 durch einen Partnerschaftsvertrag und regen Austausch verbunden – auch in schweren Zeiten. Der Beginn dieser langen Freundschaft geht jedoch zurück ins Jahr 1969.
Ende der 60er Jahre fehlte in Neuss nämlich Pflegepersonal. Der damalige Sozialamt-Leiter, Karl-Josef Uhe, der in Rijeka häufig Urlaub machte, stellte einen Kontakt zum dortigen Erzbischof her und der schickte die ersten Ordensschwestern vom Herz-Jesu-Orden nach Neuss. Die Ordensschwestern durften im damaligen Jugoslawien nicht tätig sein, aber konnten nun in Neuss über viele Jahre eine wichtige Rolle in der Kranken- und Altenpflege übernehmen. 1991 wurde die frisch besiegelte Städtepartnerschaft vom Beginn des Jugoslawien-Krieges überschattet. Damals brauchte Rijeka Hilfe. Die Stadt blieb zwar von Kriegshandlungen verschont, bekam aber die wirtschaftlichen und sozialen Folgen zu spüren: Viele Flüchtlinge aus ganz Kroatien suchten dort Schutz und mussten versorgt werden. Hier trat auf Neusser Seite die sogenannte „Viererbande“ auf den Plan: Der damalige Erste Beigeordnete Peter Söhngen, der Sozialamt-Leiter Karl-Josef Uhe, der Geschäftsführer vom Roten Kreuz Peter Gronsfeld und Pastor Jochen Koenig, damals Pfarrer von Erfttal, organisierten mit Unterstützung vieler Neusser Bürger und Firmen bis 1996 mehr als 20 Hilfstransporte nach Rijeka, die sie persönlich begleiteten. „Wir haben Lebensmittel, Hygieneartikel und vieles mehr mitgebracht, einmal sogar 40 Krankenhausbetten“, erzählt Pastor Koenig. „Wir wurden unheimlich freundlich aufgenommen, es sind Freundschaften entstanden, die bis heute halten.“
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Historisches Rijeka
Insgesamt blickt Rijeka, das in der Nähe der Grenze zu Slowenien liegt, auf eine sehr bewegte Geschichte. Seit dem 15. Jahrhundert stand es wechselnd unter österreichischer, ungarischer, kroatischer, ungarischer und auch italienischer Herrschaft. Schließlich gehörte es ab 1945 zu Jugoslawien bis es 1991 zu Kroatien kam. Doch die Entstehung der Stadt an der Kvarner Bucht reicht viel weiter zurück: Es wurden sogar Spuren aus der Zeit des Paläolithikums und Neolithikums gefunden sowie aus der Bronze- und Eisenzeit. Und – die Römer waren natürlich auch da und haben ihre Spuren hinterlassen. Zum Beispiel den römischen Triumphbogen in der Altstadt, Stadtmauerreste, Ruinen von Thermen – Spuren, die wir Neusser ja auch kennen. Ihren Namen verdankt Rijeka dem Fluss Rjecˇina, der durch die Stadt und dann in die Adria fließt.
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Stadt am Meer
„Ich bin sehr von der Dynamik und dem Engagement dieser Stadt beeindruckt“, sagt der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer. Er war Ende März zum Antrittsbesuch in Kroatien. Heute ist Rijeka nämlich als Haupthafen und drittgrößte Stadt Kroatiens eine lebendige, florierende Stadt mit fast 130.000 Einwohnern und gilt als urbanes und industrielles Zentrum. Aber auch touristisch hat die Stadt am Meer einiges zu bieten. Unerlässlich ist ein Bummel über den Korzo, der als die ‚Pulsader‘ Rijekas bezeichnet wird. Er ist die längste Fußgängerzone der Stadt, mit zahlreichen Geschäften, Cafés und Restaurants, Flaniermeile und Treffpunkt für alle. Auf dem Korzo und in seiner Nähe finden sich zudem weitere Sehenswürdigkeiten: der malerische Stadtturm, eines der Wahrzeichen von Rijeka, die barocke Kathedrale des Heiligen Vitus, der archäologische Park und das Alte Stadttor. Auch der zentrale Marktplatz ist unbedingt einen Besuch wert. Sehr beliebt ist das ‚Kastell von Tsrat‘, eine schön restaurierte Burg auf einer Höhe von 138 Metern über dem Meeresspiegel. Die Festung bietet eine herrliche Aussicht über die Altstadt und „dominiert die Stadt Rijeka“, so heißt es auf der Homepage der Stadt (www.visitrijeka.eu/de/). Hier wird auch für die Strände Rijekas geworben, die für ihre besondere Sauberkeit ausgezeichnet sind: „Aufgrund des mediterranen Klimas beginnt die Badesaison in Rijeka schon im Frühling und dauert bis spät in den Herbst hinein.“ Pastor Koenig würde am liebsten mal mehrere Wochen in Rijeka bleiben: „Die Landschaft ist einfach fantastisch und die Gastfreundschaft der Kroaten beeindruckt mich immer wieder.“
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Neuss und Rijeka
Ein besonderer Höhepunkt für beide Städte wird in vier Jahren sein: Rijeka ist dann europäische Kulturhauptstadt 2020. „Das bedeutet für die Stadt Neuss, viele Projekte wie z. B. Kunstaustellungen, weitere musikalische Begegnungen und auch eine erstmals für 2017 geplante Bildungs- und Bürgerreise regelmäßig in unserer Partnerstadt durchzuführen“, erklärt Bürgermeister Breuer. Außerdem wird sich Neuss mit einem eigenen Messestand in Rijeka vorstellen. Bis dahin wird der bereits bestehende rege Austausch und Kontakt zwischen Schulen, Sportvereinen, offiziellen Delegationen sowie privaten Initiativen beider Städte natürlich fortgeführt. Gerade erst im Mai war ein junges Handball-Team aus Rijeka hier zum „Quirinus-Cup“ und zeitgleich eine Gruppe Senioren, für die ein Begegnungsprogramm mit über 40 interessierten Neussern organisiert war. Mit dabei war die Amtsleiterin für Gesundheit und Soziales in Rijeka, Ankica Perhat, die die Zeit in Neuss genutzt hat, um mit einer Mitarbeiterin das St. Augustinus Memory-Zentrum zu besuchen und sich dort Anregungen für die eigene Arbeit zu holen. Auch in diesem Bereich profitieren die beiden Städte also voneinander. Reiner Breuer
hält das für sehr wichtig: „Eine Partnerschaft kann in Zukunft nur gelebt werden, wenn in allen Bereichen Begegnungen durchgeführt werden.“ Neuss und Rijeka sind offenbar auf einem guten Weg.
Neusser Bürger, die Interesse an einer Begegnung mit Senioren aus Rijeka haben, können sich gerne unverbindlich bei Imke Kronhof (Stadt Neuss) informieren: 02131 – 905005.