Italien so nah – Johann Anton Ramboux im Clemens Sels Museum
11. Mai 2016 | Von Stuckstaette | Kategorie: Neusser KulturFarbenprächtige Zeitzeugen
2016 jährt sich der Todestag von Johann Anton Ramboux (1790–1866) zum 150. Mal. Ein Künstler aus Trier, der dem Rheinland die Schätze Italiens auf ungewöhnliche Art näherbrachte und eine besondere künstlerische Offerte hinterließ: das „Museum Ramboux“, einzigartige Nachempfindungen von Meisterwerken italienischer Kunst. Anlässlich des Jubiläums ehrt das Clemens Sels Museum Neuss den Maler, Zeichner, Sammler, Restaurator und Kurator Ramboux mit einer Ausstellung von fast hundert Aquarellen aus seinem beeindruckenden Werkkomplex.
Wer war dieser Mann, der mit seinem ganz speziellen Werk einen Ehrenplatz an der Düsseldorfer Kunstakademie erlangte? – Er war der Schöpfer einer farbenprächtigen Sammlung von Aquarellen und Zeichnungen, die auf seinen Reisen nach Italien entstanden und die er als Souvenirs in seine Heimat brachte. Zu einer Zeit, als der alles verändernde Siegeszug der Fotografie noch in seinen schwarz-weißen Kinderschuhen steckte, machte sich Johann Anton Ramboux auf den Weg in den Süden, die großen Sehenswürdigkeiten in schönsten Kolorierungen festzuhalten. Im Rückreisegepäck hatte er Kopien von Fresken, Wandmalereien und Mosaiken aus der Sixtinischen Kapelle, aus Siena und Assisi sowie aus den Weinstädten Orvieto und Ravenna. Ein Kompendium schönster Denkmäler und Kostbarkeiten, die längst nicht mehr so vorzufinden sind wie einst, das ist sein künstlerischer Nachlass. Eine prachtvolle „Kunstgeschichte in Reproduktionen“, die nostalgische Sehnsucht erzeugt und auf die Italien-Reiselust verweist, die in früheren Jahrhunderten noch die großen Entdeckungen und Abenteuer verhieß.
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Zauber der italienischen Kunst in markanter Abbildung
1790 in Trier geboren, erwarb Ramboux erste Malkenntnisse in seinem Heimatort bevor er nach Paris ging, wo er von 1809 bis 1813 sowohl im Atelier des Historienmalers Jacques-Louis David arbeitete, als auch bei Pierre-Claude Gautherot und an der École des Beaux Arts studierte. Nach dem anschließenden Besuch der Münchner Akademie brach er 1816 zu seiner ersten Rom-Reise auf. Hier fand er schnell Anschluss an den Künstlerkreis der Nazarener, die sich durch eine romantische Religiosität sowie eine bedingungslose Hingabe an die Alten Meister wie Raffael und Dürer auszeichneten. Ramboux nahm lebhaften Anteil an ihrem Schaffen, besuchte ihre Zusammenkünfte und machte sich mit ihrer Kunst vertraut. Die Ideen der Nazarener prägten sein Wirken, aber ohne dass er darüber die eigene Imagination aufgab.
Kam er auch 1822 wieder nach Trier, wo er während der nächsten zehn Jahre lebte und wirkte und unzählige Aquarelle mit Stadtansichten und Mosellandschaften schuf, so zog es ihn immer wieder in den Süden. Seine zweite Italienreise trat er 1832 an und schon im Jahr darauf brach er erneut in die gleiche Richtung auf. Dieser Aufenthalt wurde sein längster und bedeutendster, denn erst nach neun Jahren meldete sich Ramboux in Deutschland zurück.
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Aus der Sammlung des Düsseldorfer Museum Kunstpalast
Inzwischen hatte er Landschaften und Volksszenen festgehalten, vor allem aber Kopien italienischer Fresken und Mosaiken aus vier Jahrhunderten angefertigt. Damit dokumentierte er die bislang fast unbekannte und infolgedessen völlig vernachlässigte Malerei vom Duecento bis zum Cinquecento. Als er sich im September 1842 auf die Heimreise machte, hatte er einen wahrhaftigen Schatz an farbigen Zeichnungen, Pausen und Skizzen im Gepäck, die einen Querschnitt durch die gesamte altitalienische Malerei darstellten.
Ein großer Teil seiner kolorierten Zeichnungen auf Papier gelangte als Stiftung nach Düsseldorf mit der Auflage, diese als Lehr- und Studiensammlung an der Königlichen Kunstakademie Düsseldorf öffentlich auszustellen: Mit Unterbrechungen waren die Blätter als „Museum Ramboux“ von 1841–1918 in der Akademie zu sehen. 1921 wurden die Blätter den Städtischen Kunstsammlungen Düsseldorf übergeben und werden heute in der Grafischen Sammlung des Museum Kunstpalast in Düsseldorf aufbewahrt.
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Erstmals in derart großer Geschlossenheit
Ramboux nimmt mit seinem Werk eine verdiente Sonderstellung in der Kunstgeschichte ein. Warum das so ist, zeigt das Clemens Sels Museum Neuss noch bis zum 22. Mai 2016 in einer Ausstellung, die mit rund 130 Werken einen umfassenden Einblick in die Aktivitäten des Wahlrheinländers gibt. Erstmals sind diese bemerkenswerten Arbeiten in solch großer Geschlossenheit zu sehen. Neben den 98 eigentlichen „Ausstellungsstücken“ werden weitere Arbeiten des Künstlers gezeigt, die in einem direkten Zusammenhang mit den Aquarellen stehen. Die Leihgaben stammen aus dem Museum Kunstpalast in Düsseldorf. Zudem steuert das CSM Neuss verschiedene Stücke von Ramboux und seinen Zeitgenossen bei. Der Landschaftsverband Rheinland unterstützt die umfassende Schau, die durch historische Fotografien aus Florenz einen internationalen Anstrich erhält. Informativ und sehenswert. Hingehen lohnt!
(Nähere Infos unter www.clemens-sels-museum-neuss.de. Zur Ausstellung ist ein 240-seitiger Katalog erschienen.)