Selbsthilfe für Betroffene und Angehörige – Mit der Diagnose Demenz nicht allein

6. April 2016 | Von | Kategorie: Aktuelles

Verunsicherung und Angst, Ratlosigkeit und Überforderung – Die Diagnose Demenz bedeutet eine enorme Belastung für die Betroffenen, aber auch für ihre Angehörigen. Doch sie müssen nicht alleine mit den Folgen umgehen. Das Neusser St. Augustinus Memory-Zentrum bietet neben ambulanter und stationärer Betreuung, professioneller Beratung und Forschung auch drei Selbsthilfegruppen an, eine für die Betroffenen und zwei weitere für Angehörige.

Das Allerwichtigste ist, eine Diagnose so früh wie möglich zu stellen. Je früher ich eine Demenz erkenne, desto eher kann ich beraten, schulen und behandeln“, sagt Dr. Andrea Kuckert-Wöstheinrich, die Projektleiterin des St. Augustinus Memory-Zentrums. „Das Ziel ist, die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten.“ Deshalb gibt es unter dem Dach der Einrichtung an der Steinhausstraße seit Ende letzten Jahres ein so breit gefächertes Angebot. „Das St. Augustinus Memory-Zentrum ist wie ein großer Blumenstrauß, mit dem wir vor der Tür stehen. Wir gucken dann, wer welche und wie viele Blumen braucht, welches Angebot genau zu jedem passt“, so Dr. Kuckert-Wöstheinrich. „Deshalb sind auch die Selbsthilfegruppen von unserem Sozialpädagogen Manfred Steiner so wichtig.“ Diese Gruppen sind für alle Teilnehmer kostenlos und werden von den St. Augustinus-Kliniken selbst finanziert, da das Thema Beratung ein unverzichtbarer Baustein im Konzept der Demenz-Behandlung des St. Augustinus Memory-Zentrums ist.

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Unterstützung für Betroffene
Die Selbsthilfegruppe für Menschen mit Demenz trifft sich regelmäßig zweimal im Monat im St. Augustinus Memory-Zentrum. „Da geht es ganz gemütlich zu, es gibt Kaffee und Kuchen in schöner Atmosphäre, und man kommt dann ganz langsam und sanft ins Gespräch“, erklärt Dr. Kuckert-Wöstheinrich. „Wir müssen die Leute ja erstmal abholen.“ Es geht hier also darum, sich in entspannter Atmosphäre auszutauschen und Hilfs-und Lösungsstrategien für den Alltag zu finden. „Viele Betroffene stellen sich natürlich die Frage, wie kann ich meine Leben noch möglichst lange autonom und selbstbestimmt gestalten?“, so die Projektleiterin. Das betreffe dann auch so konkrete Themen wie das Autofahren oder die Rollenveränderung in der Beziehung, wenn ein Partner Demenz hat. „Wichtig ist es, ein stabiles Gerüst zu schaffen, feste Tagesstrukturen, mit Bewegung, Musik und Aktivität. Das hilft, die Lebensqualität zu erhalten. Bei Untätigkeit sinkt diese rapide.“ Damit eine vertrauensvolle, intime Atmosphäre gewährleistet ist, hat die Selbsthilfegruppe nur etwa sieben bis neun Teilnehmer, die sich vorher angemeldet haben müssen. Aber es gibt Wartelisten für die Gruppe. Die Gruppe ist eine klassische Selbsthilfegruppe der Dipl. Sozialpädagoge Manfred Steiner übernimmt in der Gruppe die Aufgabe eines Kümmerers. Die Teilnehmer sind für Struktur und Inhalte selbstverantwortlich.

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Austausch für Angehörige
Für Angehörige bietet das St. Augustinus Memory-Zentrum gleich zwei Gesprächsgruppen an, ebenfalls unter der Leitung von Manfred Steiner. Sie treffen sich jeweils einmal im Monat. Es gibt eine allgemeine Angehörigengruppe (hier ist eine vorherige Anmeldung nicht erforderlich) und dann eine Gruppe speziell für Partner von jüngeren Menschen mit Demenz (hier ist eine Teilnahme nach vorheriger Anmeldung möglich). „Die Partner von Frühbetroffenen, deren Demenz schon im Alter von etwa 40 bis 60 Jahren begonnen hat, haben ganz andere Themen, Probleme und Bedürfnisse“, erklärt Dr. Kuckert-Wöstheinrich diese Aufteilung. Beide Angebote richten sich an Angehörige, die ihre betroffenen Partner oder Verwandten noch zu Hause versorgen. Auch in diesen Gesprächsrunden wird viel über den Erhalt der Lebensqualität geredet sowie über Hilfe für den Alltag, die Gestaltung der Wohnung, mögliche Aktivitäten oder finanzielle Aspekte.

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Offen für alle
Berührungsängste braucht im St. Augustinus Memory-Zentrum jedenfalls keiner zu haben. „Hier ist bewusst alles sehr offen, sehr großzügig gehalten, um Hemmschwellen zu überwinden“, betont die Projektleiterin. „Wir sehen uns als Quartiershaus, unsere Türen sind immer für jeden offen.“ Das gilt etwa auch für das monatlich stattfindende Tanzcafé oder das Projekt „Musik trifft Demenz“ – hierzu sind ganz explizit nicht nur Betroffene und Angehörige eingeladen, sondern „alle Interessierten“. Alle Informationen rund um das St. Augustinus Memory-Zentrum und seine Angebote gibt es unter
www.st-augustinus-memory-zentrum.de. Oder ganz einfach bei einem Besuch.