Fabio Borquez wieder bei einem Schülerprojekt – Neusser Thriller im Kino
2. März 2016 | Von Graef | Kategorie: Neusser Kultur, Neusser Leben„Riss“ heißt der neue Film von Fabio Borquez, den der argentinische Fotograf gemeinsam mit Schülern der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG) und des Marie-Curie-Gymnasiums (MCG) auf die Beine gestellt hat. Und der hat es in sich.
Damit sind nicht nur die zahlreichen Motive gemeint, die der kundige Zuschauer in den beeindruckenden Lokalkolorit-Bildern erkennt, nein. Der Film „Riss“ führt mit seiner Zweideutigkeit im Titel den Unvoreingenommenen vielleicht sogar auf eine falsche Fährte. Was wiederum ein Mittel des Genres ist, in dem sich das Werk bewegt: Thriller. Nichts für schwache Nerven.
Thriller aus dem Hier und Jetzt
Es würde einen auch wundern, hätte ein Projekt, in dem Fabio Borquez seine Regie-Finger im Spiel hat, einen langweiligen Ausgang. Zum zweiten Mal nun wagt sich der kreative Kopf aus Buenos Aires im Rahmen eines Schulprojekts an Bewegtbilder heran. Borquez, eigentlich für Magazine weltweit als Fotograf im Einsatz, hatte bereits 2013 mit Schülern des Gymnasium Norf den 30-Minüter „Farbe bekennen“ inszeniert. „Das waren tolle Bilder und Momente“, erinnert sich Borquez, „aber ich habe im Nachhinein auch gesehen, was wir hätten besser machen können“. Das hat er nun mit Schülern des JKG und des MCG getan. Allerdings mit dem Krimi in einem ganz anderen Genre. „Das ist eigentlich das Schwierigste, was man machen kann“, erzählt Borquez, „da müssen nicht nur die Bilder die Zuschauer fesseln, sondern die Story muss überzeugend und schlüssig sein.“
Prominente Unterstützung
Dazu griffen die Filmemacher ein Thema auf, das den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart schlägt und nichts an Aktualität eingebüßt hat: Diktatur. „Die Folgen einer Diktatur sind unglaublich weitreichend. Vieles wird erst vertuscht und kommt nachher ans Tageslicht. Das war in Argentinien so, das war bei den Nazis so und das war auch in der DDR so. So etwas ist immer aktuell, wie man jetzt wieder gesehen hat“, bringt Borquez den derzeit laufenden Prozess gegen den SS-Wachmann Hanning ins Spiel, dem Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen vorgeworfen wird. Und wenn die Thematik auch nur im Kern eine ähnliche ist, so bleiben dem Zuschauer von „Riss“ Parallelen zur realen Welt nicht verborgen. Im Gegenteil. Sie klatschen einem wie ein nasser Waschlappen ins Gesicht. Stilmittel Nummer eins sind die für Borquez typischen glasklar-scharfen Bilder. Die aber nur aufgrund der beeindruckenden schauspielerischen Leistungen so mitreißend funktionieren. Das überzeugte sogar ZDF-Moderator Ingo Mommsen, der den Dreh im TV-Studio ermöglichte und eine kleine Nebenrolle übernahm.
Nichts für schwache Nerven
„Riss“ ist nichts für schwache Nerven, übrigens war das auch schon während der Produktion so. „Ein paar Szenen haben wir auch am Jröne Meerke gedreht. Plötzlich rückte die Polizei an, weil jemand unser Schauspiel für echt hielt und die gerufen hatte“, kann sich Borquez ein Lächeln nicht verkneifen. Für aufwendige Dreh-Dispositionen fehlte die Zeit. Nicht das einzige, was fehlte. „Wir hatten kein Geld. Aber wir hatten uns und eine Menge Power und Leidenschaft. Also haben wir losgelegt.“ Über hundert Stunden Drehmaterial kamen zusammen. Der Schnitt hat ungefähr zweitausend Stunden gedauert. Auch deshalb, weil Bildermacher Borquez auf den optimalen Sound großen Wert legte. Unterstützt wurde er dabei von Filmemacher Michael Hirsch, wodurch die Postproduktion profitierte. Herausgekommen ist ein beeindruckender Film, 35 Minuten lang und nicht nur für Neusser absolut sehenswert, sondern schon bald auch für zahlreiche Film-Festival-Besucher. Borquez will „Riss“ bei verschiedenen Wettbewerben global ins Rennen schicken.
„Riss“ feiert am 5. und 6. März, jeweils um 19:30 Uhr Premiere im Hitch Kino. Wer es zu diesen Terminen nicht schafft, hat noch an den Tagen 7./8./9. und 17.3. die Möglichkeit, „Riss“ zu sehen.