Wie viel bist du bereit zu geben? – „Fame“ auf den Neusser Musicalwochen

21. Juli 2015 | Von | Kategorie: Neusser Kultur

Sie spielen die, die sie sind: junge Menschen, die auf die Bühne wollen. Die rund 20 Akteure der aktuellen Inszenierung der Neusser Musicalwochen „Fame“ haben sich im Februar im Casting einen Platz im Ensemble ergattert. Nun sind sie mitten in den Proben, opfern ihre Wochenenden, um in den Fächern Schauspiel, Tanz und Gesang professionell geschult zu werden. Denn am 11. September ist Premiere, dann werden die meisten von ihnen zum ersten Mal auf einer großen Bühne stehen. Doch noch wird hart gearbeitet „auf dem Weg zum Ruhm“.

Wer kennt ihn nicht, den amerikanischen Film um Leroy, Coco, Bruno, Lisa, Ralph und Montgomery, unter der Regie von Alan Parker. Ein Klassiker unter den Tanz- und Singfilmen aus dem Jahr 1980. Schon der Name mit gleichnamigem Titelsong ist Kult: „Fame – Der Weg zum Ruhm“. Erzählt wird die Geschichte von Jugendlichen, die sich für eine Laufbahn als Schauspieler, Sänger, Tänzer oder Musiker entschieden haben. Es geht um die Aufnahmeprüfung und den Alltag an einer New Yorker Schule für darstellende Künste und um die Anforderungen an die jungen Talente, fachlich wie charakterlich. Und es geht um Liebe, Drogen, Missbrauch und um die Tücken der Branche, um Rivalität, zerplatzte Träume und den zähen Kampf, sich zu behaupten. Da ist viel drin, was junge Menschen bewegt. Zudem Power, Emotion und Leidenschaft, und mitreißende Songs und Tanzeinlagen. Ein Riesenerfolg, weltweit. 1988 entstand die Musicalfassung von Jose Fernandez, Jaques Levy und Steve Margoshes, die ebenfalls international großen Anklang fand. In diesem Jahr greifen die Neusser Musicalwochen das powervolle Werk auf und bringen es unter der Regie von Sven Post auf die Bühne. „Eine spezielle Herausforderung“, so der Regisseur, „wir stellen Leute dar, die alle Profis sind, so musst du die dann auch rüberbringen.“ Denn gestandene Schauspieler hat er nicht im Ensemble, sondern arbeitet mit jungen Nachwuchstalenten, die noch keine oder nur geringe Erfahrungen mit professionellen Produktionen haben. Das ist Sinn und Konzept der Neusser Musicalwochen.

Sprungbrett in die darstellende Kunst

Zum 18. Mal finden diese als Co-Produktion der städtischen Musikschule und des Kulturforums Alte Post statt. Wieder ist die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss als Sponsor wesentlich am Zustandekommen beteiligt. Das Budget ist dennoch knapp. Nur 26.000 Euro stehen zur Verfügung. Allein zwei Drittel davon fließen in die Technik. Die professionellen Ausbilder, Regie, Ton, Choreographie und Technik, alle arbeiten lediglich für eine geringe Aufwandsentschädigung. Die Darsteller bekommen keine Gage. Aber die profitieren allemal. Denn die Chance, an einer großen Musicalproduktion beteiligt zu sein, bekommt man selten. Zudem erhalten alle Ensemblemitglieder, die zwischen 17 und 21 Jahre alt sind, über Monate kostenlosen Unterricht in Schauspiel, Gesang und Tanz von Profis. Eine optimale Vorbereitung für den beruflichen Einstieg, denn die Hürden hängen hoch. „In der UdK Berlin (Universität der Künste) beispielsweise werden von 200 Bewerbern gerade mal 10 genommen“, so Reinhard Knoll, Leiter der Musikschule Neuss. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit diesem Angebot wieder Darstellern und auch Tontechnikern bei ihrer studienvorbereitenden Ausbildung helfen und Orientierung geben können.“

Auch Greta Behr, die die Rolle der Schauspielschülerin Serena spielt, möchte später in die Oper. Die 17-Jährige bringt schon Erfahrungen mit, die sie im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf und im Gesangsunterricht sammelte. „Das ist für mich eine tolle Chance, wichtige Kontakte zu knüpfen und einfach auf der Bühne zu stehen“, so die Oberstufenschülerin des Goethe-Gymnasiums Düsseldorf. Ihre Leidenschaft für Musik und Theater ist längst entbrannt. Ihre Stimme schon heute ein Genuss. Jetzt bekommt sie die Möglichkeit, sich ihren beruflichen Wünschen ein Stück näher zu bringen.

Anspruch an Choreographie und Tanz

Eine besondere Herausforderung ist Fame auch für die Tänzer. Ob Modern Dance, Street Dance oder Hip Hop, hier ist das Können mehrerer Tanzstile gefordert. So erhalten einige Ensemblemitglieder neben der regulären Ausbildung noch einmal wöchentlich Ballettunterricht von Tanja Emmerich. „Besonders nett ist dieses Mal, dass Eddy und ich schon als Schüler unter der Leitung von Sven Post gespielt haben – und mittlerweile nun als Kollegen zusammen arbeiten“, erklärt die Choreografin. Neben der fachlichen Qualifikation bringt sie daher noch eine Menge Einfühlungsvermögen mit in die Proben. Ebenso wie Edwin Schulz, der für die musikalische Leitung verantwortlich ist und 2009 selbst noch als Jesus in „Jesus Christ Superstar“ auf der Globe Bühne mit den Neusser Musicalwochen stand.

Für die beiden hat sich die Bühnenerfahrung gelohnt. Ein weiterer Anreiz für den künstlerischen Nachwuchs. Arbeitsreiche Probenwochen stehen diesem in den Sommerferien noch bevor. Denn, so Sven Post im Hinblick auf die hohen Anforderungen an die Darsteller von Fame: „Am Ende machen die eine Show und die muss natürlich sitzen.“ Wir sind gespannt und freuen uns drauf!

(Karten für die Premiere am 11. September und für fünf weitere Aufführungen am 18., 20., 23., 26. und 27.9. im Vorverkauf erhältlich. Nähere Infos unter www.neusser-musicalwochen.de)