Eigenwillig anders und wunderbar echt

3. Februar 2015 | Von | Kategorie: Neusser Kultur

Wuppertaler „Royal Street Orchestra“ auf den Acoustic Concerts

Wer sie sind und woher sie kommen, dazu gibt es viele Geschichten aus zahlreichen Ländern. Ihr Sound kaum beschreibbar und wenig berechenbar. Und doch, wer ihn einmal gehört hat, vergisst ihn nicht, diese originelle Mischung aus orientalischen Klängen und fulminanten Rhythmen. Bei ihren Konzerten bleibt das Publikum nicht lang auf den Stühlen. Ihr „Hey“ ist genauso ansteckend, wie ihre Violine ergreifend und ihr Schlagzeug anheizend. Am 8. Februar kann man sich hier in Neuss vom Können der Wuppertaler „Multikulti“-Band mit dem Titel „Royal Street Orchestra“ überzeugen.

Schlagzeug und Trommel, E- und Akustik-Gitarre, Akkordeon und Cello, sie treffen im „Royal Street Orchestra“ aufeinander wie Klezmer auf Tango. Was ist das für ein Sound? – Schwer zu beschreiben. Keine Schublade tut sich auf, in die man sie einsortieren könnte. Wenn überhaupt, dann nur kleine Fächer, in denen wir was wiedererkennen: Die Geige, die von der Sehnsucht der Sinti und Roma erzählt. Der Grieche, der uns nach Istanbul führt. Ups, schon wieder ein Bruch. Und so geht es dann auch weiter, wenn man die Zusammensetzung der Band unter die Lupe nimmt. Denn dieses „Straßenorchester“, mit dem ehrwürdigen „royal“ drin, entführt das Publikum auf eine Reise traditioneller wie experimenteller Musik. Die neun Musiker kommen, wie sollte es anders sein, aus verschiedenen Bereichen, kommen vom Folk, aus der Klassik oder Clubmusik, sind studierte Musiker wie selbsternannte. Orient trifft Okzident und die Welt auf Wuppertal. Denn da führte es die Mitglieder zusammen und vom dort ansässigen Kultursekretariat NRW werden sie gefördert. Im September 2012 hat die Gruppe ihr Debüt-Album „Visible at given temperature“ aufgenommen. Im Wohnzimmer, auf der Straße oder auf der Bühne, sie spielen, wo es ihnen gefällt und man ihre Begeisterung für „spezielle“ Musik teilt.

Neue Wege trotz alter Wurzeln

Der E-Bassist Armin Alic ist einer von ihnen. Einst aus Bosnien, Sarajevo geflohen, hat er in Wuppertal sein musikalisches New York gefunden. Denn hier sei möglich, was woanders erst einmal Akzeptanz finden müsse, sagt er. Doch der Zuspruch der 2009 gegründeten Band begrenzt sich längst nicht mehr auf die Stadt mit der Schwebebahn. Auftritte im WDR-Fernsehen und bei SAT1 sprechen für sich. 2013 erhielt das Royal Street Orchestra den Jurypreis des Creole Wettbewerbs NRW. Hier lief es unter dem Genre „Feinsinniger Klangkörper“ und wurde mit den lobenden Worten angekündigt: „Dieser Kreativpool langweilt nicht mit Tutti, er lässt den einzelnen Musikern ihren Freiraum und kreiert so ein feines Weltmusikgespinst.“ Das passt. Ob es der Spaß am Experimentieren ist, die musikalische Leidenschaft oder Neugier, was sie kennen, das formen sie weiter und fügen es auf alternativen Wegen zusammen. So beginnt Nikolaus Rondelis‘ Oud und Bouzouki mit Chris Hubers Violine zu „plaudern“, bevor sie gemeinsam Max Klaas‘ Perkussion „lauschen“ oder Chris Mohrhenn sein Schlagzeug zum Beben bringt.

Ungewöhnlich sind sie, das ohne Zweifel, virtuos, temperamentvoll und sensibel ebenso. Ihre Melodien kommen aus verschiedenen Teilen der Erde, erzählen von Heimat, von damals und heute. Was sich bietet, ist ein Musikerlebnis und eine kulturelle Begegnung der besonderen Art. Balkan meets beats and classic merges with tradition. Am Sonntag, den 8. Februar, sind sie im Rahmen der Acoustic Concerts in Neuss zu Gast, um 19 Uhr im Pauline-Sels-Saal des Romaneums. Ob sie dann in Barfuß, in Tüchern oder Jeans bekleidet, mit traditionellem Kopfschmuck oder Hut anreisen, wer weiß, alles schon bei ihnen gesehen. Lassen wir uns überraschen, genau wie von der Musik. Lohnt sich!

(Eintritt 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr an den bekannten Neusser Vorverkaufsstellen Tourist-Info, RLT, NGZ Ticket Service und Platten Schmidt sowie für 12 Euro an der Abendkasse. Infos unter www.neuss.de oder www.neuss-kultur.de)