24. Shakespeare Festival im Globe Neuss – Sehenswertes aus Spanien und Ungarn

1. Juli 2014 | Von | Kategorie: Neusser Kultur

Es ist ein Festival mit vielen Facetten, das alljährlich an der Rennbahn in Neuss stattfindet und große Besucherströme mit sich zieht. Ein Kulturevent der besonderen Art, mit und rund um Shakespeare; ein gelungener Mix aus Theaterkunst, Geschichtskunde und Kulturbegegnung. Ob aus Korea, Afghanistan oder Schweden, verschiedenste Länder brachten ihre Interpretationen hier zur Schau. Dieses Jahr sind Ungarn und Spanien mit vertreten, die in bemerkenswerten Inszenierungen wieder einmal mehr zeigen, wie viel Neues es auf dem Festival noch zu entdecken gibt.

Viele wilde Geschichten kreisen um Shakespeare, sein Leben und sein Schaffen. Auch 450 Jahre nach seiner vermeintlichen Geburt (auch zum Geburtsdatum gibt es keine gesicherten Angaben) ranken Ungereimtheiten und Fragezeichen über den Wortmeister aus Stratford-upon-Avon. Wer war er, hat er wirklich alles selbst geschrieben oder ist ihm sein Werk oder ein Teile von diesem nur „angedichtet“ worden? Einige Lücken in seinem Lebenslauf konnte die Wissenschaft bis heute nicht schließen. Die Diskussion um seine Person flammt in verlässlicher Regelmäßigkeit immer wieder von Neuem auf: Mal ist er der Anonymus, dann wieder soll er Edward de Vere, der Earl of Oxford gewesen sein, der aber nach historischen Angaben bereits 1604 verstarb, somit vor Erscheinen mehrerer Dichtungen Shakespeares. Andere Theoretiker wollen ihn zu Christoper Marlowe machen, der jedoch noch einmal elf Jahre vor dem Earl unter zweifelhaften Umständen ums Leben kam. Die Legenden, die den großen Dramatiker umgeben, dessen Stücke heute auf deutschen Bühnen mehr noch als Goethes, Lessings und Schillers gespielt werden, beleben sein eh schon prächtiges Werk voller Gefühl, Wortgewalt und Leidenschaft noch obenauf. Verrat und Treue, Liebe und Betrug, Hass und Gier durchleuchtet er in handlungs- und sprachreichen Gefechten aus allen Richtungen. Dramatik entfacht sich aus Intrige, Humor aus Spitzfindigkeit. Nicht nur zur elisabethanischen Zeit waren seine Schauspiele sehr beliebt, sondern jede Zeit fand einen neuen Zugang. Das lässt sich auf dem Neusser Shakespeare-Festival, das das einzige dieser Art deutschlandweit ist, jedes Jahr aufs Neue erkennen.

Moderner Leckerbissen aus Budapest

Auch in diesem Jahr, noch bis zum 19 Juli, ist das Interpretationsspektrum faszinierend. Mit wohlausgeklügelter Auswahl eindrucksvoller Inszenierungen sowohl in originalgetreu elisabethanischer, englischer Version als auch in historischer oder moderner Übersetzung gestaltet sich das Festival wieder einmal mehr äußerst variantenreich und bleibt ein Publikumsmagnet. Etwas scheuer reagiert die Nachfrage teils auf die Aufführungen, die nicht in englischer oder deutscher Sprache geboten werden, wobei gerade diese oft besondere Leckerbissen darstellen. Genauso wie in diesem Jahr. Aus Budapest kommt eine zeitgenössische Adaption des „Coriolanus“, die modernste des Festivals. Ein Glücksfall der Saison, so Kulturreferent und Programmmacher Dr. Rainer Wirtz. Eine aufrüttelnde Fassung voller Dramatik, mit ergreifenden wie humorvollen Momenten, musikalischen Einfällen und berührendem Gesang. Eine Interpretation der Compagnie HOPPart, unter der Regie von Csaba Polgár, vor dem Hintergrund der jüngsten Geschichte Ungarns nach 1989. Aus den Römern sind hier moderne, ungarische Bürger geworden, die daran glaubten, dass nach dem Fall des Eisernen Vorhangs alles anders würde.

Rarität aus Spanien

Zudem ist dieses Jahr Spanien auf dem Festival vertreten. Die Fundación Siglo de Oro aus Madrid stellt den großen spanischen Shakespeare-Zeitgenossen Lope de Vega (1562-1635) mit zwei seiner Bühnenwerke vor. Eine Rarität hierzulande und in spanischer Sprache mit englischer Übertitelung und Szenenfolge in Deutsch auch für Nicht-Spanier gut erfassbar und sehr sehenswert. Ein Dichter, der nicht nur von der Epoche zu Shakespeare passt. Sein Leben war äußerst bewegt, auch skandalträchtig ausgekleidet. Sein Œuvre ist im Umfang und Vielfalt kaum zu überbieten. 1500 Werke soll er geschaffen haben, von denen etwas 470 heute noch erhalten sind. Der berühmteste und produktivste Autor der spanischen Nationalliteratur leistete einen entscheidenden Beitrag zur Begründung eines spanischen Nationaltheaters, das ebenso zur religiösen und politischen Stützung der Monarchie wie zur Selbstbestätigung eines alle sozialen Schichten umfassenden Publikums beitrug.
Ein Blick über den Tellerrand, immer wieder neue Horizonte, das ist es, was das Shakespeare-Festival so spannend macht. Gerade diese erlesene Mischung aus Bühnenkunst in originalen und modernen Fassungen, aus dem Blickwinkel verschiedener Länder, Epochen und Kulturen, angereichert mit Musik und Lesungen, genau das macht den Reiz, mehr noch, das Faszinosum des Festivals aus. An Juwelen und Kostbarkeiten gibt es genug. Also rein ins Theatererlebnis und Neues erfahren!

Verlosung:

Wir verlosen je 3*2 Karten für beide Aufführungen. Seien Sie schnell und senden Sie uns eine E-Mail an „glueck@derneusser.de“ mit dem Betreff „Korijolanusz“ oder „El Castigo“ bis zum 02.06.2014.

Viel Glück!