„Beim Manga-Zeichnen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt“
23. Juni 2014 | Von Annelie Höhn-Verfürth | Kategorie: Neusser LebenDieses Angebot ist neu in Neuss: Im April hat auf der Oberstraße „Manga Neuss-Düsseldorf“ eröffnet, eine private Zeichenschule, die sich auf japanische Comic-Figuren, „Mangas“, spezialisiert hat. Vor allem Jugendliche greifen in den Kursen mit Begeisterung zu Stift und Zeichenblock, zu „Copic-Marker“ und PC, um sich in der Manga-Kunst zu üben.
„Ich habe immer gerne Animes im Fernsehen gesehen, das sind japanische Zeichentrickfilme. Die fand ich so toll und ich wollte unbedingt auch so zeichnen können“, schwärmt eine 13-jährige Kursteilnehmerin aus Kaarst. Die Schülerin hat erst vor etwa einem halben Jahr mit dem Manga-Zeichnen begonnen, jetzt arbeitet sie im Samstag-Kurs an einem sehr schönen Manga-Mädchen mit wehendem Haar und übergroßen, glänzenden Augen. Dieser romantisch-niedliche Stil nennt sich „Shōjo-Manga“ und erfreut sich vor allem bei Mädchen großer Beliebtheit. Davon hält der 20-jährige Christian Pahl gar nichts: „Zu süß! Ich bevorzuge den Stil der Shōnen-Mangas. Da geht es um Action und Abenteuer. Das ist eher für Jungen.“ Und tatsächlich, die Figur, die er gerade aus einem Comic abzeichnet, wirkt zwar durchaus schön, aber eher aggressiv, sie ist kantiger und härter gezeichnet. Gerade diese unterschiedlichen Stile und Ausdrucksmöglichkeiten machen nach Meinung der Kursleiterin Sally Rohde den Reiz der Mangas aus. „Man kann alles zeichnen und rüberbringen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“. Die 22-Jährige aus Gelsenkirchen zeichnet seit 8 Jahren Mangas: „Es macht immer noch superviel Spaß. Ich mache es alltäglich, zum Beispiel auch beim Telefonieren“, lacht sie. Sie bringt ihren Schülern das Manga-Zeichnen zum einen auf „traditionelle“ Art bei – mit Papier, Stiften und sogenannten Copic-Markern, einer Art Filzstiften mit sehr hohem Alkoholanteil, die sich besonders gut zum Kolorieren eignen. Aber sie zeigt ihnen auch wie sich Mangas digital, am Computer realisieren lassen. „Man kann bei uns auch von null starten. Wir gehen die Anatomie der Figuren durch, zeigen geometrische Figuren, die bei der Umsetzung helfen, fertigen Grundskizzen an und dann erst die Reinzeichnungen.“ Beim Manga-Zeichnen ist es außerdem vollkommen in Ordnung, abzuzeichnen wie Rohde erklärt: „Am Anfang sucht man sich in der Regel Vorbilder, erst später entwickelt man einen eigenen Manga-Stil.“ Sie gibt wegen der starken Nachfrage samstags schon zwei Kurse. Ihre SchülerInnen sind zwischen 13 und 20 Jahre alt und nehmen auch längere Anreisewege für ihr Hobby in Kauf: Einige kommen extra aus Düsseldorf und Mülheim. Zwei weitere Kurse finden freitags und sonntags bei Rohdes Kollegen Charles Kreuzig und Nils Degenhardt statt.
Von Hamburg nach Neuss: Manga verbindet
„Wir haben vor etwa zwei Jahren in der Manga-Szene eine Umfrage gemacht, wo weitere Manga-Schulen gewünscht werden. 80 Prozent der Teilnehmer haben sich für Düsseldorf und Umgebung ausgesprochen“, erzählt Philipp Perband, Chef der neuen Manga-Schule. Bereits vor vier Jahren hat der studierte Grafik-Designer die erste Manga-Schule in seiner Heimat Hamburg eröffnet. Jetzt zieht er mit „Manga Neuss-Düsseldorf“ nach. Hauptberuflich ist der 33-Jährige Geschäftsführer der Firma P3D-Design. Die Leitung der Manga-Schulen ist eher ein Hobby, allerdings sehr ernsthaft betrieben: „Wir sind ein ganz junges Team. Wir brennen alle und wollen eine Menge bewegen.“ In Düsseldorf war es für Perband nahezu unmöglich, geeignete Räumlichkeiten zu finden. Erst ein Geschäftspartner hat ihn auf eine Möglichkeit in Neuss aufmerksam gemacht. So konnte er dann in den Räumen der Firma Comspot auf der Oberstraße sein Angebot starten. „Interessierte können einmal kostenlos in einen Kurs reinschnuppern, erst dann ist eine Anmeldung nötig. Wir stellen das gesamte Material und garantieren individuelle Betreuung in nicht zu großen Kursen.“ Er hofft, dass sich die Manga-Schule in Neuss genauso gut entwickelt wie in Hamburg: „In Hamburg geben wir inzwischen jeden Tag Unterricht, auch viele Erwachsene sind dabei. Ich habe dort Schüler, die kommen schon seit Jahren“, so Perband. Auch wenn er die Neusser Schule von Hamburg aus leitet, ist er doch als Ansprechpartner für Dozenten und Schüler erreichbar: „Die Samstagskurse laufen in Neuss und Hamburg zeitgleich. Über einen Laptop an der Wand und Skype stellen wir Kontakt zu den Neussern her, so dass wir uns alle sehen und sprechen können. Das macht den Jugendlichen richtig Spaß:“ Weitere Infos unter www.manga-duesseldorf.de.