Der beste Weg zur neuen Mietwohnung
4. April 2014 | Von Graef | Kategorie: Neusser LebenSie bekommen ein Kind, wollen das Hotel Mama verlassen, mit dem Freund zusammenziehen oder sich häuslich verkleinern? Dann müssen Sie sich nach einer neuen Wohnung umsehen. Natürlich sind die Zinsen gerade niedrig und viele Fachleute raten zum Immobilienkauf, doch nicht jeder hat das dafür notwendige Kapital zur Verfügung. Dann soll es also eine (neue) Mietwohnung sein.
Der aktuelle Mietspiegel weist eine große Preisspanne bei den Neusser Mieten auf. Diese reichen von 5,54 bis 10,07 Euro Kaltmiete je Quadratmeter für nicht preisgebundene, also frei finanzierte Mietobjekte, öffentlich geförderter Wohnraum ist bereits für weniger zu haben.
Bei steigenden Einwohnerzahlen fehlen zunehmend bezahlbare Wohnungen in allen Wohnlagen. Mehr als 155.000 Einwohner zählt die Quirinusstadt, diese verteilen sich auf knapp 75.000 Wohnungen, wie das statistische Amt der Stadt mitteilt. Auch zum Wohnungswechsel gibt es dort neue Daten. So veränderten 9.466 Bürger ihren Wohnsitz innerhalb von Neuss, 7.681 zogen neu nach Neuss und 6.803 verließen die Kreisstadt im letzten Jahr. Rein statistisch betrachtet gibt es zunehmend beliebtere Wohnviertel. So nahm die Bevölkerung besonders stark dort zu, wo Neubaugebiete neue Wohnungen entstehen ließen, wie etwa in Allerheiligen, im Stadionviertel oder auch auf der südlichen Furth. Einwohner verloren haben Vogelsang, Norf und Grefrath.
Für die Betrachtung des Mietmarktes haben diese Daten nur wenig Bedeutung, da der Bau von Mietwohnungen dem Bedarf hinterherhängt.
Einen kompletten Überblick über den Neusser Wohnungsmarkt zu bekommen, erweist sich für die meisten von uns als schwierig, denn schnell wechseln freie und belegte Wohnungen, auch gibt es trotz Internetbörsen keine umfassende tagesaktuelle Übersichtsdatenbank.
Hilfe vom Makler
Hilfreich kann der Weg zum Fachmann (frau) sein, zu den Menschen, die sich von Berufs wegen mit Wohnungen und Vermietungen beschäftigen. In aller Regel sind dies Immobilienmakler.
Wir besuchten eins der „großen“ Neusser Maklerbüros, um eine Markteinschätzung aus erster Hand zu bekommen: Peter Busch Immobilien, seit 1910 am Platz und heute von Alexander Busch geführt. „Wir haben in Neuss einen ausgeglichen Wohnungsmarkt“, erklärt der Immobilienprofi. Nachfrage und Angebot halten sich demnach die Waage. Für die Mieter bedeute dies relativ niedrige Mieten und die zunehmende Verlagerung der Courtagekosten auf den Vermieter. Bisher zahlte ein Mieter die Dienste des Vermittlers mit zwei Netto-Monatsmieten. Kosten, die bei der Wohnungssuche einkalkuliert werden müssen. Auch eine Mietkaution in gleicher Höhe ist die Regel. Diese wird verzinst angelegt, muss aber erst einmal vorhanden sein und an den Vermieter gezahlt werden.
Rund 20 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet Alexander Busch mit Vermietungen, vor zwei Jahren gründete er dafür eine eigene Abteilung. „Nur so können unsere Mitarbeiter effizient für unsere Kunden arbeiten“, so Alexander Busch.
Große Nachfrage herrsche im Innenstadtbereich, dort würden auch höherpreisige Immobilien schnell vergeben sein. „Die Motivation, in die City zu ziehen sind bei jungen und älteren Menschen sehr ähnlich. Sie wollen kurze Wege zu Schulen, Ärzten und zur Freizeitgestaltung!“, berichtet Alexander Busch. Neben der Neusser Innenstadt sind auch die angrenzenden Quartiere beliebt, wie das Dichterviertel oder die Gegend um das Lukaskrankenhaus.
Für junge Familien sei es schwierig in diesen begehrten Lagen bezahlbare Mietobjekte zu finden, ältere Interessenten, die das eigene Haus aufgeben, um in einer komfortablen, barrierearmen Wohnung in der Stadt zu leben, haben hingegen die finanziellen Mittel dafür.
Um Mieter für ihre Wohnung zu gewinnen, müssen Wohnungsbesitzer in ihre Immobilien investieren, denn längst nicht alle Wohnungen werden von den Neusser Mietern akzeptiert, berichtet Alexander Busch. So sei ein Balkon, ein zeitgemäßes Bad neben der Lage ein „Muss“. Aber auch die Barrierefreiheit und ein Aufzug spielen eine Rolle bei der Wohnungswahl. Nach dem Energiepass fragten hingegen nur ganz wenige Mietinteressenten, solange die Nebenkosten sich im Rahmen halten.
Noch sei der Neusser Wohnungsmarkt nicht an die der Nachbarkommunen wie Düsseldorf oder Köln angeglichen und die Mieten moderat, dennoch würden für seltene Objekte wie sanierte Jugendstil-Altbauten auch in Neuss Höchstpreise bezahlt.
Der Neusser Bauverein mit vielfältigem Angebot
Eine Alternative zum freien Wohnungsmarkt oder dem Gang zum Makler bietet der größte Neusser Wohnungsanbieter, der Neusser Bauverein. 6.914 Wohnungen bewirtschaftet dieses Unternehmen und bietet mehr als 17.000 Menschen ein Zuhause. Als Neusser kommunales Traditionsunternehmen mit über 120 Jahren Erfahrung in der Wohnungswirtschaft bietet der Bauverein Wohnungen für jeden Geschmack und in jeder Preisklasse.
Peter Krupinski leitet die Mietabteilung des Neusser Bauvereins. Er kennt die Gewohnheiten und Bedürfnisse seiner Mieter genau. „Wir analysieren das Nachfrageverhalten der Interessenten sehr genau und stimmen unsere Neubauplanungen darauf ab“, erklärt er. So habe der Anteil der Single- oder Einpersonenhaushalte in letzter Zeit stark zugenommen und damit der Bedarf an Ein- und Zweiraumwohnungen. Bei den eigenen Neubauten nimmt der Anteil der Wohnungen dieser Größe daher 60 Prozent ein.
Auch Peter Krupinski berichtet von zunehmender Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen in der Innenstadt, die besonders von Senioren nachgefragt werden. Dort sei der Trend aus dem Häuschen im Grünen zurück in die Stadt bemerkbar. Gut 100 solcher Wohnungen habe der Bauverein in den letzten fünf Jahren erstellt.
Junge kinderreiche Familien mit mindestens drei Kindern würden sehr gern das Angebot eines Miet-Einfamilienhauses für 700 Euro Kaltmiete annehmen. Die Nachfrage übersteige jedoch das Angebot bei weitem.
Guter und bezahlbarer Wohnraum fehle in Neuss in allen Ortsteilen, dies bezeugen die rund 1.000 Mietinteressenten, die ständig auf eine Wohnung des Bauvereins warten. Ihnen gegenüber stehen nur 30 freie Wohnungen.
Die Neusser Mieter sind treue Mieter und wohnen im Durchschnitt über zehn Jahre in einer Wohnung. Wenn sie dann umziehen, suchen sie meist ein neues Zuhause im selben Viertel. Brennpunkte gibt es heute nicht mehr, dafür sorgten auch die Vermieter, die auf einen gesunden Mix aller Einkommens- und sozialer Schichten sorgen und zahlreiche Quartierangebote etabliert haben. So stehen Mieterfeste, Mieterbüros und das Wohnen von Alt und Jung unter einem Dach beim Bauverein auf der Tagesordnung.
Eine starke Gemeinschaft: die GWG
Für Menschen, die heute schon gern wissen möchten, wie und wo sie in zehn Jahren wohnen werden – jedoch keine Immobilie erwerben wollen oder können – gibt es bei der Gemeinnützigen Wohnungs-Genossenschaft e.G. Neuss (GWG) die Möglichkeit, Genossenschaftsanteile zu kaufen und damit das Recht auf eine Wohnung gleich mit zu erwerben.
Dabei ist der Einsatz mit 1.550 Euro nicht einmal besonders hoch und das investierte Geld wird mit 4 Prozent attraktiv verzinst. Als Anlageform ist dies jedoch nicht zu verstehen, denn nur wer wirklich eine Wohnung sucht, darf Anteilseigner bei der GWG werden.
GWG-Vorstand Ulrich Brombach erklärt den Vorteil der genossenschaftlichen Wohnung: „Unsere Mitglieder wählen den Aufsichtsrat und haben die volle Kontrolle über die Aktivitäten unserer Genossenschaft und sie sind am Jahresgewinn per Dividende beteiligt. Außerdem haben sie ein Dauerwohn- und Nutzungsrecht und können nicht gekündigt werden!“ 4.000 Mitglieder sind Anteilseigner, 3.400 bewohnen eine der Wohnungen. Auch bei Umbauten älterer Wohnungen oder dem Abriss von nicht erhaltenswerten Häusern behalten sie diese Rechte und bei Bedarf eine neue Wohnung.
Bei der GWG gibt es Wohnungen für alle Lebensbereiche bis hin zum barrierefreien Seniorenwohnen und das zu bezahlbaren Mietpreisen. Diese bewegen sich zwischen 3,80 und 9 Euro Kaltmiete. „Wir wollen unseren Mietern auch in Zukunft qualitativ hochwertigen Wohnraum zu erschwinglichen Preisen bieten!“, erklärt Ulrich Brombach.
Darum investiert die GWG in neue Objekte und baut an gefragten Standorten wie in Büttgen oder dem Neusser Staufenbergplatz. „Wir werden bald die 3.500 Wohnungen erreicht haben“, so der GWG Vorstand.
Das Interesse an der GWG sei gestiegen, seitdem die Verwaltung Mitte 2013 an den Markt 36 in ein ehemaliges Bankgebäude gezogen ist. „Wir werden hier deutlich besser wahrgenommen!“, berichtet Brombach.
Die GWG-Mieter bleiben im Schnitt mehr als zehn Jahre in ihren Wohnungen wohnen und auch jüngere Menschen sind zunehmend von den Vorteilen des GWG-Wohnkonzeptes überzeugt.