Ein Jahr „ABC – Das Andere Burnout Café“ in Neuss

3. April 2014 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Tipps und Hilfe bei (drohendem) Burnout

Kritische Stimmen halten es für einen „Trend“, aber für viele Menschen ist es traurige Realität: Sie leiden unter einem „Burnout-Syndrom“. Totale körperliche und geistige Erschöpfung, Überforderung, Depressionen, sozialer Rückzug sind nur einige der Symptome. Seit einem Jahr gibt es eine Anlaufstelle in Neuss für Menschen mit Burnout und solche, die ein Burnout vermeiden wollen: „Das Andere Burnout Café“ des gemeinnützigen Vereins „IFGL e.V.“

Zur Eröffnung letztes Jahr haben wir mit 5 bis10 Besuchern gerechnet. Dann waren beim ersten Mal gleich 30 Leute da“, erzählt Thomas Grünschläger, Vorstandsvorsitzender des Vereins „Initiative für Gesundes Leistungsklima“ (IFGL). Er leitet das Café ehrenamtlich zusammen mit Beate Mies – beide sind ausgebildete Trainer und Coachs -, und dem Diplom-Psychologen Jürgen Böing. Unterstützt wird die Initiative von den St. Augustinus-Kliniken, die auch die Räumlichkeiten für das Café im Netzwerk Oberstraße 97 zur Verfügung stellen. „Unser Ziel ist es, die Menschen zu informieren und in die Lage zu versetzen, mit den Unbilligkeiten des Lebens klar zu kommen. Wir wollen ihnen helfen, wieder glücklicher zu werden“, erklärt Grünschläger. Die Angebote des Burnout-Cafés sind für die Teilnehmer kostenlos. Jeden dritten Mittwoch im Monat hat das „ABC-Andere Burnout Café“ von 18.30 Uhr bis 20.45 Uhr geöffnet. In dieser Zeit wird ein bestimmtes Thema behandelt wie zum Beispiel „Gelassenheit“, „Grenzen setzen“, „Muster ändern“ oder jetzt im April „Entschleunigung“. Dabei setzen die Trainer auf eine Mischung aus Information und Übungen: „Wir sind ausgebildete NLP-Coachs, das ist eine Methode wie ich möglichst schnell bestimmte Verhaltensmuster erkennen und ändern kann“, so Grünschläger. „Wir vermitteln so Tipps und Tricks wie man den Alltag besser bewältigen kann und üben das dann mit den Menschen.“ Außerdem können an dem Abend persönliche Anliegen in der Gruppe oder im vertraulichen Einzelgespräch mit einem der Leiter besprochen werden. Die Besucher der Selbsthilfegruppe können übrigens auf Wunsch auch anonym bleiben – man kann, aber muss sich nicht mit Namen vorstellen. Rund 20 Besucher pro Abend und etwa 250 Teilnehmer insgesamt im vergangenen Jahr zeigen, dass das Konzept aufgeht und dass der Bedarf nach Beratung und Hilfe groß ist.

Dr. Michael Dörr, Leiter des Kreisgesundheitsamtes kann dies nur bestätigen: „Burnout ist zwar eine Diagnose, die noch nicht genau definiert ist, daher gibt es bisher keine genauen Zahlen. Aber man stößt dennoch fast täglich auf das Thema. Das ist ernst zu nehmen.“ Die Ärztin Renate Gähl, im Gesundheitsamt verantwortlich für die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Rhein-Kreises Neuss, hat ebenfalls ein gesteigertes Interesse bemerkt: „2013 hatten wir 159 Anfragen nur zum Thema Burnout“, sagt sie. Deshalb bietet auch das Gesundheitsamt in Grevenbroich schon seit 2012 eine Burnout-Selbsthilfegruppe für Betroffene aus dem Kreisgebiet an. „Das Burnout-Café in Neuss ist eine tolle Sache, eine Oase im Alltag“, findet Gähl. „Wir arbeiten sehr gut mit Thomas Grünschläger zusammen.“

Mehr für sich tun

Das IFGL-Team organisiert in Ergänzung zum „ABC“ aber noch weitere Veranstaltungen für Burnout-Erkrankte oder -Gefährdete, ihre Angehörigen und Interessierte. Jeden vierten Donnerstag im Monat werden unter dem Motto „Und darüber hinaus“ Referenten eingeladen, die Möglichkeiten vorstellen, mehr für das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit zu tun. „Da geht es um Schwerpunktthemen wie gesunde Ernährung, Musiktherapie, Ayurveda oder auch Lachyoga“, erklärt Grünschläger, der inzwischen selbst eine Ausbildung zum Lachyoga-Lehrer absolviert hat. „Überhaupt geht es darum, die Menschen zu erleichtern, ihnen den Druck zu nehmen. Daher wird bei uns auch sehr viel gelacht. Das sind keine deprimierenden Runden.“ Außerdem bietet der Psychologe Jürgen Böing alle zwei Monate einen geführten Gesprächskreis für fünf bis sechs Teilnehmer an. „Das ist das klassische Selbsthilfegespräch“, so Grünschläger. Schließlich gibt es noch jeden ersten Dienstag im Monat das „Resilienztraining für Jedermensch“ unter der Leitung der ausgebildeten Gesundheits- und Entspannungstrainerin Petra Neuß. Sie bringt den Teilnehmern verschiedene Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen bei, schickt sie auf Phantasiereisen und meditiert mit ihnen. Neu ist dieses Jahr eine – allerdings kostenpflichtige – Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Kino Hitch: Hier wird alle zwei Monate ein Film passend zum Thema Burnout gezeigt. Am 14. April die Dokumentation „Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Zugleich wird an diesem Abend das einjährige Bestehen des Burnout-Cafés gefeiert. Ab 19.30 Uhr gibt es für alle Interessierten einen Empfang, zu dem auch die stellvertretende Bürgermeisterin Hannelore Staps, der Stellvertreter des Landrats, Dr. Hans-Ulrich Klose sowie Gesundheitsamtsleiter Dr. Michael Dörr und Dr. Martin Köhne, der Leiter des St. Alexius-/St. Josef-Krankenhauses, erwartet werden. Auf der Homepage www.ifgl.net kann man sich über alle Aktivitäten und Termine des Vereins informieren.