Vampire in Norf

11. März 2014 | Von | Kategorie: Neusser Kultur, Neusser Leben

Herbert Osenger – Ein Neusser zwischen Finanzen und Fantasie

Über dreißig Jahre hat Herbert Osenger als Bankkaufmann gearbeitet, doch ein Leben nur mit Zahlen und Fakten hat ihm nicht gereicht. Zugleich ist er „ein leidenschaftlicher Autor“, der schon mehrere Jugendromane veröffentlicht und nun seinen ersten Roman für Erwachsene geschrieben hat. Im Berliner AAVAA-Verlag ist im Januar „Karpatenvirus“ erschienen, „Ein (etwas anderer) Vampirroman“, so der Untertitel.

„Schon als Kind habe ich spannende Geschichten gemocht. Je spannender, gruseliger und gespenstischer desto besser“, sagt der gebürtige Neusser Osenger. In der Schule kamen seine Deutschaufsätze immer gut an, „auch wenn ich sonst ein eher fauler Schüler war“, lacht er. Aber erst als Erwachsener hat er angefangen, sich ernsthaft als Autor zu versuchen. Zunächst mit Kurzgeschichten, dann mit Fantasy-Geschichten für Kinder. 2003 dann seine erste Veröffentlichung im Dressler Verlag: „Das Haus der Türen“ für Kinder ab 10 Jahren. „Das war eigentlich das Zufallsprodukt einer stürmischen, regnerischen Nacht“, erzählt Osenger. „Meine Frau und ich konnten nicht schlafen, da habe ich mir für meine Frau eine Gute-Nacht-Geschichte mit der Protagonistin Lisa und dem Regenmann ausgedacht.“ Daraus wurde schließlich eine Trilogie unter dem Titel „Das Geheimnis des Herbstlandes“, mit den weiteren Bänden „Adragars Rache“(2004) und „Der goldene Tunnel“ (2005). Danach folgte noch 2007 der Jugendroman „Expedition Nachtland“ über eine fantastische Reise und letztes Jahr „Kung Fu-Toby“ über einen schüchternen Jungen, der nachts zum Helden wird. Das Fantasy-Genre reizt den 55-Jährigen, der meist an mehreren Geschichten zugleich arbeitet, besonders: „Da ich mit der Realität noch nie zufrieden war, kann ich mich hier über die Grenzen der Realität einfach hinwegsetzen. Es muss nur in sich logisch sein.“ So besteht seine Welt in der „Herbstland“-Trilogie aus Ländern, in denen immer nur eine Jahreszeit herrscht. Auf der Kinderseite des „Stern“-Magazins hieß es damals: „Diese Geschichte ist faszinierend – und eben wunderbar verrückt!“ In gewisser Weise gilt das auch für Osengers neuen Roman, den er für ein erwachsenes Lesepublikum geschrieben hat: „Karpatenvirus“. Da geht im an sich ja beschaulichen Neusser Stadtteil Norf auf einmal ein blutrünstiger Vampir um und versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Das klingt verrückt – ist aber in der Erzählung von Herbert Osenger durchaus nachvollziehbar und mit leichtem Grusel vergnüglich zu lesen. (Vorausgesetzt, man ist nicht gerade eingefleischter Fan von Horrormeister Stephen King.)

Eine alte Villa in Norf

„Es ist eine ganz spezielle Mischung“, erklärt der Autor seinen „etwas anderen Vampirroman“. „ Er hat Elemente des klassischen Vampirromans, aber auch Elemente eines Krimis. Und der ein oder andere Schmunzler ist auch dabei, denn ich versuche, meine Mit-Rheinländer ein bisschen zu karikieren“. Es ist also Horror mit Augenzwinkern, kann man sagen. Alles beginnt damit, dass zwei Jugendliche – Nico und Freddy – in der Halloween-Nacht übermütig in eine alte Norfer Villa einsteigen und dort aus Versehen etwas Unheimliches befreien. Bald geschehen die ersten Morde, die Polizei und Spurensicherung vor ein absolutes Rätsel stellen. Gleichzeitig kommen erste Gerüchte auf, und einige Norfer erinnern sich an eine alte Geschichte, die lange aus gutem Grund buchstäblich totgeschwiegen worden ist. Was war damals mit der jungen Katharina Kommpes los, die im Ersten Weltkrieg verschwand und dann erst Jahre später sehr verändert wieder bei ihren Eltern auftauchte? Was geschah mit ihr und ihrer Familie? Nicht nur Kriminalhauptkommissar Lerchenheim versucht, in einem Wettlauf gegen die Zeit Licht ins Dunkle zu bringen, sondern auch die Clique um Nico und Freddy sowie die sogenannten „Traditionalisten“. Und immer wieder lässt der Autor seine Leser auch mal durch die Augen des Vampirs auf die Ereignisse blicken. Das sei natürlich alles frei erfunden, so Osenger. Aber „das verwilderte Grundstück an der Vellbrüggener Straße, das ich beschreibe, existiert tatsächlich“, verrät er. Schon als Jugendlicher habe es ihn fasziniert, obwohl die Jugendstilvilla damals noch intakt und vermutlich auch bewohnt war. „Jemand wie ich mit Flausen im Kopf, denkt sich da natürlich Geschichten aus“, lacht er. Er lebt übrigens mit seiner Frau immer noch in der Nähe von Norf, nämlich in Schlicherum. Ein bisschen Lokalkolorit gehört für ihn offenbar ebenso zum Schreiben dazu wie eine Prise Humor. Zurzeit arbeitet er schon wieder an neuen Werken, darunter ein Mystery-Thriller, der südlich von Büttgen spielen soll und ein Kriminalroman mit Tatort Düsseldorf.