„Wer dem Drachen einmal ins Maul geschaut hat, braucht nie mehr Angst zu haben“

3. Februar 2014 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Das hat mal eine Freundin zu ihr gesagt. Seitdem ist es der Lieblingsspruch der Neusserin Birgit Münch. Ihr persönlicher Drache: eine Brustkrebserkrankung vor 18 Jahren. Inzwischen gilt sie als geheilt und hat letztes Jahr ein Buch über die schwerste Zeit ihres Lebens geschrieben. Der Titel ist eine erneute Kampfansage: „Brustkrebs – Du kannst mich mal!“

Birgit Münch ist gerade von einem Urlaub auf Kuba zurück. Dort hat sie mit ihrer Familie – Ehemann Christian und den beiden Söhnen Darius und Béla – ihren 50. Geburtstag gefeiert: „Ich fühle mich super. Da wir ja mal gedacht haben, ich würde nur 35“, lacht sie, „Aber ein paar Falten weniger wären schon schön“. Die Neusserin nimmt kein Blatt vor den Mund, sie ist lebhaft, direkt, offen und humorvoll. Und so ist auch ihr Buch. Auf 56 Seiten beschreibt sie ungeschönt ihre Erfahrungen mit der Diagnose Krebs, den sie übrigens nur „das Arschloch“ nennt. Sie hat ihren Bericht bewusst kurz gehalten, obwohl Bekannte gerne mehr von ihr gelesen hätten; und sie hat bewusst viel Positives, ja auch Humoriges hineingepackt: „Denn man hat keine Lust, zu viel über Traurigkeiten zu lesen, wenn man selber erkrankt ist.“ So will sie auf ihre „ganz eigene Art“ anderen betroffenen Frauen Mut machen.

Man gab mir maximal 2 Jahre

Birgit Münch war Anfang 30, hatte gerade ihren zweiten Sohn geboren und träumte von Babyglück und perfektem Familienleben, als sie noch im Krankenhaus die Diagnose Brustkrebs bekam: „Das waren meine letzten Minuten als super unbekümmerter, fröhlicher Mensch“, schreibt sie. Eine Brust musste amputiert werden, es folgten immer wieder Chemo, Bestrahlung und viele weitere Behandlungen. Erst später hat sie erfahren wie schlecht die Ärzte ihre Heilungschancen tatsächlich eingeschätzt haben. „Irgendwann habe ich mir aber gesagt, ich will jetzt keine Angst mehr haben“, erzählt sie. „Ich wollte das Leben wieder genießen, Freude haben, mich selbst und den Krebs nicht mehr so wichtig nehmen.“ Im Buch klingt das so: „Ich wollte dem Arschloch keinen Raum mehr geben.“ Und obwohl sie eigentlich gar nicht so an Gott glaubt, aber irgendwie doch, hat sie einen „Deal“ mit ihm geschlossen: „Er lässt mich leben bis ich 40 bin und ich schicke meine Kinder in den Religionsunterricht. Sie waren sogar richtig gut. Sie hatten eine eins.“ Sie beschreibt aber auch wie es ist, alle Haare zu verlieren, wie schwer es ist, sich als Frau wieder attraktiv und begehrenswert zu fühlen und wie sich das auf die Ehe auswirken kann. Sie lässt nichts aus. Ihre Familie ist mit dieser Offenheit einverstanden, hat sie immer unterstützt. „Meine Jungs haben natürlich schon geschluckt, als sie das Buch zum ersten Mal gelesen haben. Aber sie wollten trotzdem, dass ich es veröffentliche.“

Birgit Münch ist jetzt 50 – Gibt es immer noch den Deal mit Gott? „Ja, wenn er da ist. Aber ich bin gelassener geworden, denn meine Kinder sind jetzt groß. Ich habe alles, meine Familie, eine gute Ehe, zwei tolle Jungs und meinen Job als Geschäftsführerin in unserem Familienunternehmen“, sagt sie. Und nach einer kurzen Pause: „Bisher habe ich gekämpft. Alles, was jetzt kommt, ist geschenkt.“

„Brustkrebs – Du kannst mich mal!“ kann man als „Book on Demand“ im Internet oder in den Buchhandlungen bestellen. Weiteres über die Autorin findet man auf www.birgit-muench.de.