Kreativ mit „Onilo“: Schule macht Lust am Lesen und Schreiben
1. Dezember 2013 | Von Annelie Höhn-Verfürth | Kategorie: Familie, Neusser LebenBereits zum Schuljahresbeginn ist an der Grundschule St. Mauritius in Büderich ein ganz besonderes Projekt gestartet. Im Rahmen des Landesförderprogramms „Kultur und Schule“ unterrichtet die Neusser Autorin Renate Kaiser dort für ein Jahr eine Schulklasse unter dem Thema „Kreatives Schreiben mit Onilo“.
„Kreatives Schreiben“ hat man ja schon mal gehört, doch was ist „Onilo“? „Onilo ist ein interaktives Leseförderprogramm, das mittels digital animierter Bilderbücher via Beamer oder Whiteboard arbeitet“, erklärt Renate Kaiser. Das heißt, Onilo stellt Kinderbücher verschiedener Verlage als sogenannte „Boardstories“ zur Verfügung, die über das Internet angesehen oder eben mittels Beamer oder Whiteboard für eine ganze Klasse
dargestellt werden können. Der Buchcharakter bleibt dabei erhalten, denn die Illustrationen sind unterhaltsam, aber zurückhaltend animiert, laufen also nicht etwa wie ein Zeichentrickfilm ab. So blinkt hier ein Stern, schaukelt dort eine Hängematte, fliegt hier ein Ball und nickt dort eine Figur mit dem Kopf. Zusätzlich werden die Bilder gelegentlich herangezoomt, um den Blick auf Details zu lenken und dann wieder in die normale Leseperspektive zurückgebracht. Ein weiterer Vorteil dieser Onilo-Bücher ist, dass sie vom Lehrer an jeder Stelle angehalten werden können, wenn beispielsweise eine Szene besprochen werden soll, und es kann natürlich vor und zurück „geblättert“ werden. „Je nach Bedarf kann man die Bilder auch ohne Text präsentieren oder den Text Wort für Wort oder Satz für Satz zeigen“, so Kaiser. Sie ist von diesen Möglichkeiten überzeugt: „Onilo ist ein probates Mittel, die Kinder da abzuholen, wo sie stehen und so für Bücher zu begeistern.“
Der Pädagoge Albert Hoffmann aus Passau hat das interaktive Leseförderprogramm in Zusammenarbeit mit dem Verlag Friedrich Oetinger erfunden. Der Grundschulrektor a.D. ist auch bekannt für das bereits in den meisten Schulen etablierte und bei Kindern wie Eltern beliebte Leseförderprogramm Antolin. Da die St. Mauritius-Schule bundesweit bisher die einzige Schule ist, die Onilo zum Kreativen Schreiben nutzt, wird die Unterrichtsreihe zusätzlich durch einen Germanistik-Professor aus Süddeutschland wissenschaftlich begleitet.
Bei den Kindern der Klasse 3a kommt das Projekt jedenfalls gut an: „Die Kinder haben einfach Spaß daran wie sich die Bilder entwickeln, freuen sich über die kleinen Animationen. Auch das mit dem Internet finden sie „cool““, erzählt Kaiser. Jede Woche zeigt sie eine neue Boardstory und lässt sie die Schüler mit verschiedenen Methoden des Kreativen Schreibens bearbeiten. Mal sollen sie die Geschichte zu Ende schreiben, mal sollen sie Begriffe zu dem Thema finden und daraus selber eine Geschichte entwickeln. Oder es wird gemeinsam im Chor laut gelesen und gemeinsam gereimt. „Es gibt so viele Möglichkeiten des Kreativen Schreibens und Onilo ist der Türöffner für die Kinder“, sagt die Autorin. Besonders reizvoll findet sie „dieses Gemeinschaftserleben“ durch Onilo: „Man merkt den Feuereifer der Kinder beim Lesen der Geschichten und kommt dann unheimlich gut mit ihnen ins Gespräch.“ Daher würde Kaiser dieses Projekt gerne auch an weiteren Neusser Schulen umsetzen.