„SALAR“ – Faszinierende Blickwinkel auf fremde Welten
7. Juni 2013 | Von Annelie Höhn-Verfürth | Kategorie: Neusser KulturFast surreal muten sie an und geben doch die Wirklichkeit wieder – die großformatigen Fotoarbeiten des diesjährigen Kunstförderpreisträgers Daniel Hofer. Der Neusser Künstler versetzt die Betrachter in die gleißende Salzwüste Boliviens, den „Salar de Uyuni“, wo die Menschen unter extremen Bedingungen den Rohstoff Lithium abzubauen versuchen. Am 9. Juni wird die sehenswerte Ausstellung im Kulturforum Alte Post eröffnet.
Starke Fotos sind das Eintrittstor für das Thema. So kann man die Leute dafür interessieren“, sagt Daniel Hofer. Dieses kurze Statement verrät schon, was den jungen Künstler auszeichnet. Der 30-Jährige versteht es, mit beeindruckenden Bildern ein aktuelles, gesellschaftsrelevantes Thema in das Interesse der Betrachter zu rücken. Das ist auch seine künstlerische Motivation: „Ich möchte dem Betrachter einerseits eine ganz andere Welt zeigen, ihn in eine ziemlich spektakuläre Umgebung entführen. Andererseits aber auch ein Bewusstsein dafür entwickeln, aus welchen Ländern die Rohstoffe kommen, die wir hier verwenden und unter welchen Bedingungen sie gewonnen werden.“ Im Salz des bolivianischen Salar de Uyuni lagern die größten Lithium-Reserven der Welt: „Dieses wertvolle Leichtmetall ist wichtiger Bestandteil jedes Lithium-Ionen-Akkus, welche in Handys, Laptops und Elektroautos als Energiespeicher eingesetzt werden“, erklärt Hofer. Seine Bilder dokumentieren, dass die Arbeitsbedingungen in der Salzwüste den Menschen einiges abverlangen, allein schon durch die extremen Wetterverhältnisse, die sich durch die Lage des Salar de Uyuni auf fast 3.700 Metern Höhe in den bolivianischen Anden, ergeben. Aber auch durch die Tatsache, dass Bolivien als Entwicklungsland technisch längst nicht auf dem Niveau hiesiger Länder ist. Darüber hinaus fängt Hofer mit seiner Kamera den bolivianischen Alltag ein, zeigt das bunte städtische Treiben und die Menschen dort, vom Funktionär bis zum einfachen Arbeiter.
Erlebnis Salzwüste
Auf das Thema Lithium-Abbau in der Salzwüste ist Daniel Hofer schon früh gestoßen, nämlich als er nach dem Abitur am Quirinus-Gymnasium und abgeleistetem Zivildienst ein Jahr lang durch Südamerika gereist ist und zum ersten Mal den Salar de Uyuni besucht hat. „Ich fand es spannend, dass dieses Thema bis dahin wenig bis gar nicht dokumentiert war“, erzählt er. Es hat ihn dann auch während seines Kommunikationsdesign-Studiums an der Fachhochschule Dortmund nie ganz losgelassen, so dass er „SALAR“ schließlich zu seiner Diplomarbeit gemacht hat. Viel Vorbereitung und Organisation waren dafür nötig, allein acht Wochen hat er vor Ort in Bolivien verbracht. Und dann musste er auch noch das Quäntchen Glück haben, um die Fotos schießen zu können, die nun den Betrachter beeindrucken: „Man muss viel Material generieren, viel rausgehen, immer wieder versuchen, um dann ein paar Bilder zu haben, die man sich wünscht.“ Dem jungen Fotokünstler war es dabei wichtig, die Fotos realistisch zu halten: „Es gibt fast keine Nachbearbeitung. Mir ist wichtig, dass die Bildbearbeitung nichts verfälscht und dass es keine Verfremdungen gibt.“
Künstler-Heimat Neuss
Der Fotograf lebt und arbeitet heute in Berlin, hat aber durch Familie und einen großen Freundeskreis noch immer engen Kontakt zur Quirinus-Stadt. Und die Qualität seiner künstlerischen Arbeit ist mit der Verleihung des diesjährigen Kunstförderpreises nun auch von seiner Heimatstadt gewürdigt worden. „Das war eine tolle Überraschung. Es freut mich, in Neuss so eine Anerkennung zu bekommen. Der Preis ist Bereicherung und Motivation zugleich“, sagt er. Die Ausstellung im Kulturforum Alte Post, in dem Hofer schon als Jugendlicher kreativ tätig war, war allerdings schon lange vorher geplant. Klaus Richter, Kurator und zuständig für bildende Kunst an der Alten Post, haben die Bilder zu „SALAR“ sofort überzeugt: „Mir gefällt besonders die Kombination von hohem künstlerischen Anspruch und sozialem Engagement.“ Die Eröffnung der Ausstellung ist am 9. Juni um 11 Uhr 30. Außerdem findet am 20. Juni um 20 Uhr bei freiem Eintritt ein Werkgespräch mit Daniel Hofer statt. Zu sehen ist „SALAR“ bis zum 7. Juli zu den üblichen Öffnungszeiten des Kulturforums.