Herzstillstand – Wenn jede Minute zählt
30. April 2013 | Von Annelie Höhn-Verfürth | Kategorie: Neusser LebenNeusser Bürger wollen Leben retten: Die Initiative DEFI Neuss
Stellen Sie sich vor, in Ihrem Beisein bricht plötzlich ein Mensch zusammen. Klar, dass Sie Erste-Hilfe leisten, aber dann der Schock: Es ist kein Puls mehr zu fühlen, das Herz des Ohnmächtigen steht still! Im günstigsten Fall können Sie jetzt einen der inzwischen etwa 50 Defibrillatoren in Neuss zu Hilfe nehmen. Diese „Defis“ kann jeder Laie bedienen. Einige Neusser Bürger haben daher 2011 die „Initiative DEFI Neuss“ gegründet, um darüber zu informieren und Hemmschwellen abzubauen.
„Unsere Motivation und Aussage ist: Der plötzliche Herzstillstand muss nicht zwangsläufig zum Tod führen, sondern kann durch ganz schnelle Hilfe abgewendet werden“, erklärt Thomas Kaumanns, Ratsmitglied der Stadt Neuss und Mitbegründer der Initiative. Rund 10 ehrenamtlich engagierte Mitarbeiter hat die Initiative zurzeit, darunter Ärzte, Mitglieder des DRK, der Malteser und Johanniter sowie auch „ganz normale Leute“ ohne medizinischen Hintergrund, so Kaumanns. Ihr Ziel ist die Aufklärung und Information über die Chancen und die Anwendung der sogenannten „Frühdefibrillation“ durch Laien beim plötzlichen Herzstillstand: „Es geht auch darum, Hemmschwellen und Ängste etwas falsch zu machen, abzubauen“. Dafür haben sie eine ausführliche Internetseite mit allen wichtigen Informationen eingerichtet. Hier gibt es außerdem aktuelle Termine, Hinweise auf Schulungen und auch eine Karte, in der alle Standorte der Defibrillatoren in Neuss mit Adresse und genauer Ortsangabe nachzusehen sind. Auch in der Stadt hat sich die Initiative schon mit Infoständen präsentiert oder berät auf Anfrage Firmen und Betriebe sowie alle Organisationen, die sich für die Anschaffung eines „Defis“ interessieren. Ganz neu ist eine gedruckte Taschenkarte, die man kostenlos bei der Initiative bestellen kann: „Das kleine grüne Kärtchen enthält in aller Kürze die wichtigsten Informationen für den Fall, dass ein Mensch bewusstlos zusammenbricht. Es passt in jedes Portmonee und ist damit immer schnell zur Hand“, heißt es auf der Homepage.
Der Ernstfall
Beim plötzlichen Herzstillstand – der Patient ist bewusstlos, hat keinen Puls und atmet nicht mehr – ist schnelles Handeln gefragt: „Mit jeder Minute, die verstreicht, sinkt die Überlebenschance um 10 Prozent“, erklärt Kaumanns. Deshalb sollte man mit der Ersten Hilfe nicht zögern: Notruf absetzen und mit einer Herzdruckmassage sowie Beatmung beginnen. Ist dann ein Defibrillator zur Hand, (den idealerweise ein anderer Helfer holt), sind die Chancen noch besser. Der Defibrillator ist nämlich ein elektrisches Gerät, das einen Stromstoß an das Herz abgibt, um wieder einen normalen Herzschlag herzustellen. Auch als Laie kann man einen Defi auf jeden Fall bedienen, betont Kaumanns: „Das Gerät erklärt sich von selbst, man muss es nicht gelernt haben. Es sagt einem, was zu tun ist.“ Der Defi „spricht“ tatsächlich mit seinem Benutzer und führt so zur richtigen Anwendung. „Man kann nichts falsch machen. Das Schlimmste ist, nichts zu tun“, versichert Kaumanns.
Defis in Neuss
Viele Neusser Firmen und Geschäfte, Schulen, Pfarrgemeinden, Sportvereine, Banken und auch die Stadt selbst haben schon Defibrillatoren angeschafft, um Leben zu retten. So gibt es einen Defi im Rathaus, im Amtsgericht, im Quirinus-Gymnasium und der Janusz-Korczak-Gesamtschule sowie in der Marienkirche, um nur einige Orte zu nennen. Es ist der Wunsch der Initiative DEFI, das es noch mehr werden. Wer sich für die Anschaffung eines Defis, das Thema an sich oder für eine Mitarbeit in der Initiative interessiert, kann sich hier informieren: www.defi-neuss.de.