U3-Betreuung: 2013 Provisorien, erst 2015 Neubauten
31. Januar 2013 | Von Graef | Kategorie: Familie, TitelthemaIm Sommer besteht deutschlandweit ein Anspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder unter drei Jahren (U3). Laut Stadtrat soll in Neuss ein Versorgungsgrad von 43 Prozent zur Verfügung stehen. Doch reichen die geplanten Kapazitäten aus und wie ist es um die Qualität der Betreuungsplätze bestellt?
Derzeit werden in 41 der 72 Kindertagesstätten in Neuss 1011 U3-Kinder betreut. Die Betreuung erfolgt in der Regel in Gruppenform I: In einer Gruppe von etwa 20 Kindern sind 4-6 Kinder im Alter ab 2 Jahren integriert. Ein Betreuungsangebot mit 100 Plätzen (wie etwa auf dem Gelände des Marie Curie Gymnasiums geplant) könnte also höchstens 30 Kinder ab 2 Jahren aufnehmen. Noch personalintensiver wäre die Betreuung von Kindern ab einem Jahr.
Die Aufgabe von Sozialdezernent Stefan Hahn ist es, bis zum Sommer allerdings 300 neue U3-Betreuungsplätze zu schaffen. Als Standorte (teils in provisorischen Raummodulen) nennt Hahn:
- Auf dem Gelände des Marie Curie Gymnasiums
- Auf dem Gelände der ehemaligen Heinrich-Böll-Schule
- Fortführung von Raummodulen auf der Daimlerstraße.
- Das Schulgebäude „Alte Penne“ in Grefrath
- Die ehemalige Kindertageseinrichtung in Uedesheim
Ob alle Eltern für ihre Kleinkinder einen Betreuungsplatz erhalten, kann der Sozialdezernent nicht versprechen. Hahn weist stattdessen daraufhin, dass der Anspruch auf eine wohnortnahe oder Wunsch-Kita nicht immer in Erfüllung gehen werde.
Kritischer beurteilt die sozialpolitische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen Susanne Benary-Höck das in Neuss zur Verfügung stehende Betreuungsangebot: „Unseres Erachtens hat die Verwaltung den Ausbau von U3-Plätzen komplett verschlafen. In den letzten Jahren haben wir uns immer wieder gegen die von der Stadt geübte Praxis ausgesprochen, nicht bebaute Kita-Flächen zu Wohnbauflächen umzubauen. Nun ist die Not groß und die Kinder müssen in Containern untergebracht werden.“
Winfried Janßen, zuständiger Betriebsleiter der Lebenshilfe für Kindertageseinrichtungen sieht aufgrund der Planungsunsicherheit bezüglich der Betreuungsanfragen in den nächsten Jahren Provisorien für eine durchaus akzeptable Lösung. Voraussetzung die Container seien, wie etwa bei der Kita Abenteuerland der Lebenshilfe in Allerheiligen, adäquat gestaltet und auch das Außengelände sei kinderfreundlich. Bis 2015 ist deshalb der Weiterbetrieb dort mit zwei Gruppen a 20 Kindern vorgesehen, erklärt Janßen. Die jetzigen vier Gruppen des Abenteuerlands ziehen in einen Neubau. Der integrative Kindergarten im Neubaugebiet von Allerheiligen auf dem 1200 Quadratmeter großen Areal inklusive Jugendzentrum verfügt über vier modern ausgestattete U3-fähige Gruppen.
Laut Ratsbeschluss sollen bis August 2015 weitere 200 Betreuungsplätze geschaffen werden. Hierfür würden, wie Sozialdezernent Hahn betont, auch Neubauten wie eine 5-gruppige Einrichtung an der Heerdter Straße gebaut. Zudem seien in Grimlinghausen und an der Römerstraße bereits „baurechtliche und bauplanerische Schritte“ für neue Kitas in die Wege geleitet.
Die einschneidende Beitragserhöhung für Kindergartenplätze in Neuss (in den niedrigen Einkommensstufen von bis zu 50 Prozent, in den höheren sogar um mehr als 150 Prozent) wurde Ende 2012 vom Rat abgelehnt. Dennoch bleibt zu befürchten, dass die neue Beitragstabelle zum 1.8.2013 die Eltern nicht nur von U3-Kindern stärker zur Kasse bitten wird.
Inwieweit sich die Einführung des Betreuungsgelds – Eltern erhalten bei eigener Betreuung ihres 13-36 Monate alten Kindes 150 Euro – auf die Nachfrage bei Kitas auswirkt, ist umstritten. Zu hoffen bleibt, dass Kinder mit Sprachschwierigkeiten deshalb nicht erst später eine Kindertageseinrichtung besuchen werden.