Von Wunderknaben und Überfliegern
1. November 2012 | Von Stuckstaette | Kategorie: Aktuelles, Neusser KulturKlassische Höhepunkte bei den Zeughauskonzerten: Kit Armstrong und Nicolas Altstaedt zu Gast in der Quirinusstadt
Manche saisonale Veranstaltungsreihen beflügeln sich selbst, erlangen durch wohl gesetzte Höhepunkte und einfallsreiche Programmgestaltung immer wieder neuen Zuspruch. So die Zeughauskonzerte, die sich mittlerweile in der 63. Saison bewegen. Und da die vergangene so überaus erfolgreich war, gibt es in diesem Jahr dafür ein Dankeschön ans Publikum: statt acht Konzerte werden zehn geboten und obendrein mit Highlights nicht gespart. So gastieren allein im November zwei gefeierte Klassikgrößen im einladenden Ambiente des Zeughaussaals: Der musikalische „Wunderknabe“ Kit Armstrong am Klavier und der Ausnahmecellist Nicolas Altstaedt.
(von Marion Stuckstätte)
Wenn man in der Welt der Klassik nach umjubelten Nachwuchstalenten blickt, kommt man meist unweigerlich ins Staunen. Kleinste Wesen, die sich bereits im Kindergartenalter voller Inbrunst für ein Instrument begeistern, das sie zu Grundschulzeiten schon annähernd perfekt beherrschen. Mit gerade mal 12 oder 13 Jahren feiern sie ihre ersten großen Auftritte. Nichts und niemand scheint sie von ihrem Weg abzubringen. Ein Leben am und fürs Instrument; Begabung, Fleiß und Enthusiasmus, das sind die Grundpfosten, auf denen sich ihre Laufbahn begründet.
Und auch wenn man das alles kennt, gibt es immer wieder Lebenswege und Persönlichkeiten, die einen aufhorchen lassen, bei denen sich die Entwicklung nahezu unfassbar gestaltet. Der 1992 in Kalifornien geborene Kit Armstrong ist so ein geistiger wie musikalischer Ausnahmeathlet. Mit neun Monaten begann er zu sprechen, kurz darauf zu zählen und rechnen. Wie er zur Musik kam – in der Familie lag es nicht, gab es laut Mutter nicht einmal einen CD-Player – das weiß man nicht genau. Nur, dass er sich noch zu Vorschulzeiten in dicken Enzyklopädien verlor, besonders gern in den Kapiteln über Musik. Als er schließlich entschlossen und tief begeistert zu komponieren begann, bekam er ein Klavier. Das war der Anfang einer untrennbaren Verbindung zwischen Kind und Instrument, da war Kit Armstrong fünf Jahre alt.
Mit acht Jahren gab er sein erstes Konzert, mit neun begann er zu studieren. Den Hochschulabschluss in Musik und Mathematik nannte er sein eigen, in einem Alter, in dem Gleichaltrige noch aufs Abitur lernen. Zudem hatte er einen großen Fürsprecher: Alfred Brendel, der seine außerordentliche Begabung erkannte und ihn am Piano unterrichtete. Nun ist Kit Armstrong gerade mal 20 Jahre alt, hat einige internationale Preise in seinem Regal und kann auf Auftritte in der Carnegie Hall zurückblicken. Am 6. November gastiert er mit Alfred Brendels Sohn, Adrian Brendel, Violoncello, und Andrej Bielow, Violine, im Zeughaus. Aber das ist nicht das einzige Highlight des Monats. Auch in diesem Jahr ist der erfolgreiche Cellist Nicolas Altstaedt wieder hier zu Gast. Am 21.11. kommt er mit dem Geiger Pekka Kuusisto, der für seine Virtuosität bekannt ist, nach Neuss. Faszinierende klassische Temperamente, die den November musikalisch zu erhellen verstehen!
(Nähere Infos unter www.zeughauskonzerte-neuss.de)