Auf der Suche nach Lebensbalance in eingetrübter Welt
31. Oktober 2012 | Von Stuckstaette | Kategorie: Neusser KulturChinesischer Bewegungszauber auf den Internationalen Tanzwochen Neuss
Sie ist eine asiatische Tanz- und Choreografie-Ikone, ist die Leitfigur zeitgenössischen Tanzes in China. Ihr Name ist Wang Yuanyuan und sie ist längst nicht mehr nur ein Aushängeschild ihres Landes. Als Tänzerin und Choreografin gewann sie einige internationale Preise in Paris, Shanghai, Seoul und Moskau. Und spätestens mit der Ausgestaltung der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking wurde sie über alle Kontinente hinweg bekannt. Ihre innovativen, tänzerisch hoch anspruchsvollen Arbeiten werden weltweit auf Festivals gefeiert. Jetzt kommt sie mit „Haze“ auf die Neusser Stadthallenbühne, lässt ihre Tänzer sich – in schwungvoll graziler und asiatisch feinfühlender Manier – den Weg durch den Dunst des Lebens bahnen.
(von Marion Stuckstätte)
„Haze“ ist der Nebel der Welt, steht für die Eintrübung des Lebens, die den Menschen bedrängt. Umweltgifte, Wirtschaftskrisen, wo er auch hinsieht, wo er sich auch hinbewegt, Bedrohung holt ihn ein, dämmt seine Sicht, seinen Geist und lässt ihn ins Wanken kommen. Die Luft ist nicht rein und der Grund wackelig, auf dem sich Leben baut. Das ist die Szenerie, die Wang Yuanyuan für ihre Choreografie Haze wählt. Es ist die tänzerische Aufarbeitung modernen Lebens, belastet durch ökologische und ökonomische Katastrophen. Ein nachgiebiger, federnder Boden in Matratzenmanier, hierauf müssen ihre Tänzer Bewegung ausloten. Halt gibt es wenig. Der unstete, weiche Untergrund zwingt sie auf die Knie, lässt sie stolpern und fallen; bringt sie auch wieder in die Höhe, um aufs Neue nach Stabilität zu suchen.
Die Choreografin Wang Yuanyuan hat eine neue Sprache in den chinesischen Tanz gebracht. Sie wuchs in Peking auf, studierte an der dortigen Tanzakademie und am California Institute of Arts in Los Angeles. 1998 arbeitete sie als Choreografin des Chinesischen Nationalballetts, 2008 choreografierte sie die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking. Kurz darauf gründete sie ihre eigene Truppe, das Beijing Dance Theatre, die erste zeitgenössische Tanzcompagnie Chinas. Ihre Arbeiten spannen den Bogen zwischen chinesischer Kultur und Zeitgeschehen, verbinden chinesisch klassische Elemente des Balletts mit modernen tänzerischen Ausdrucksformen.
Ihr Auftritt bei den Internationalen Tanzwochen ist einer der Höhepunkte, die diese Saison zu bieten hat. 30-jähriges Bestehen feiert die Veranstaltungsreihe und das Programm wurde dem Jubiläum mit der Aufwartung großer internationaler Compagnien angepasst. Ein fulminanter Start im September mit der amerikanischen Bill T. Jones/ Arnie Zane Dance Company, chinesischer Zauber der Spitzenklasse am 15. November und ein Wiedersehen mit den beeindruckenden Tänzern von „Ailey II“ aus New York im Januar, das ist Festtagsprogramm, das sich sehen lassen kann.
(Nähere Infos unter www.tanzwochen.de )