Watt fürs Rad – absolut elektrisierend
30. Oktober 2012 | Von Graef | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben, Neusser UmweltEnergie, die nichts kostet. Das ermöglichen seit Kurzem die Sparkasse Neuss gemeinsam mit den Stadtwerken Neuss und dem Rheinpark Center. Ebendort können alle E-Bike-Fahrer an einer Service-Station umsonst Energie zapfen und ihre Elektrofahrräder elektrisch aufpumpen.
In Zeiten, in denen die Kosten für die Kilowattstunde Strom emporschnellen, wie es die Bürger auf die Barrikaden kaum schaffen, klingt das schon unglaublich. Aber: Der gut sechs Meter hohe „E-Tower“ von der Firma BlueTerra ebnet der elektrischen Mobilität, Neudeutsch „E-Mobility“, wirklich kostenlos den Weg. „Wir freuen uns, dass wir „Watt für’s Rad“ unterstützen und den Bürgern so einen umweltfreundlichen Service fürs E-Bike und umweltfreundliche Mobilität bieten können“, so Raimund Franzen, Unternehmenssprecher der Sparkasse zu der Aktion. Mathias Braun, Vertriebsleiter der Stadtwerke Neuss, ergänzt: „Wir möchten den Bereich E-Mobilität hier vor Ort weiter fördern. Deshalb haben wir das Projekt gerne unterstützt.“
Der Trend geht zum „E“
Der Turm direkt am Haupteingang des Rheinpark Centers produziert seine Energie dabei vorrangig selbst: Dank eines Windrotors und einer Photovoltaik-Einheit werden die innen liegenden Akkus gespeist und machen Luft und Energie für die E-Bikes permanent verfügbar. Für die Stadtwerke Neuss ist dies nicht das erste Projekt dieser Art. An der Moselstraße stehen bereits zwei Elektroladestationen. Und auch die Sparkasse Neuss engagiert sich bereits seit Jahren im Bereich Nachhaltigkeit und Energie. Der Trend zum „E“ wird immer größer. Experten gehen davon aus, dass im nächsten Jahr jedes vierte neu gekaufte Rad ein E-Bike sein wird. Das Zweirad avanciert in Sachen Kurzstrecken-Mobilität zur echten Alternative zum Auto: es ist günstiger, umweltfreundlicher und entlastet den Verkehr. Das betrifft Fahrräder mit elektronischer Unterstützung ebenso wie vollständig strombetriebene Räder, Roller und Motorräder. Die eben erwähnten „Kurzstrecken“ sind dabei durch die Entwicklung der letzten Jahre immer länger geworden. Das war auf der großen Europa-Messe Intermot 2012 in Köln nicht zu übersehen.
Über hundert Kilometer Reichweite
Ein Auto komplett zu elektrifizieren ist bislang nicht gelungen, trotz großer Anstrengungen in Forschung und Entwicklung. Zur Alltagstauglichkeit ausgereift sind dagegen Motorräder. „Ganz ehrlich, ich verstehe nicht, warum da bislang viele geschlafen haben. Fünf Jahre Entwicklungszeit hat es gedauert und jetzt sind wir serienreif“, präsentiert Volker Zaborowski von Brammo stolz die „Empulse“. Ein E-Naked Bike, das bei passionierten Motorradfahrern Gänsehaut verursachen dürfte. „Es ist ein einzigartiges Fahrgefühl. Sie hören beim Fahren nur das Surren der Akkus und das Geräusch der Kette. Die Empulse hat bei einem Tempo von 160 km/h eine Reichweite von rund 130 Kilometern. Das Drehmoment ist dabei permanent verfügbar.“ Der gleiche Effekt also wie bei den E-Bikes: Man wird durchweg „angeschoben“ oder „wie von einem Gummiseil gezogen“, wie oft gesagt wird. Der Renner „Empulse“ kostet mit 14.900€ nicht viel mehr, als ihre vergleichbaren, mit Benzin angetriebenen, Konkurrentinnen. (Und langsamer ist die E-Maschine auch nicht, wie Renntests mit der Brammo Empulse RR eindrucksvoll im Internet zeigen.) Aufgeladen ist die „Empulse“ mit Starkstrom in drei Stunden. Gleichzeitig hat der amerikanische Hersteller mit dem serienreifen Antrieb weitere Modelle auf den Weg gebracht. Die Enduro soll in Zukunft Besucher in städtische Geländeparks locken. „Das ist auch in Wohngebieten kein Problem. Wir machen ja keinen Lärm und verpesten auch nicht die Luft“, grinst Zaborowski.
Roller, Fahrräder und Co.
Die Bandbreite an E-betriebenen Zweirädern auf der Intermot ist riesengroß. Eine Halle, die sich nur mit dem Thema „E-Motion“ befasst, bietet allein nicht genug Platz, um alle Modelle und Varianten zu zeigen: vom elektrischen Scooter (z. B. Peugeot „E-Vivacity“, 50 km/h, bis 60 Kilometer Reichweite mit einer Stromladung) über E-Mountainbikes und E-Rennräder bis hin zum coolen E-Bike-Cruiser, mit dem man bequem über 50 Kilometer akkubetrieben zügig fahren kann, wie Edgar van Lent von Italjet Bikes erklärt.
Die faszinierende Vielfalt auf der Intermot 2012 zeigt: E-Mobilität ist Gegenwart und Zukunft zugleich, vor allem, was Zweiräder aller Klassen betrifft. Mit steigender Effizienz und Reichweite der Modelle werden wir also in den nächsten Jahren noch viele E-Ladestationen, so wie vor dem Rheinpark Center und bedeutend größer, gut gebrauchen können.