„Fotografie ist für mich kein Job, sondern eine Leidenschaft“
30. Oktober 2012 | Von Graef | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur, TitelthemaDiese Leidenschaft treibt den bekannten Neusser Foto-Künstler Fabio Borquez auch bei seinen Fotografie-Projekten an Neusser Schulen an. Im Rahmen des Landesprogrammes Kultur und Schule entstanden so in den letzten zwei Jahren intensive Bildarbeiten von Jugendlichen und dem Fotografen selbst, die nun ab dem 12. November im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend und Kultur in Düsseldorf ausgestellt werden.
„In den Händen von Morpheus“ und „Ein Kleid ist ein Kleid“ – Das sind die Themen, die den künstlerisch anspruchsvollen Fotoarbeiten zugrunde liegen. Entstanden sind die Werke in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften, die Fabio Borquez am Marie-Curie-Gymnasium, am Gymnasium Norf und an der Janusz-Korczak-Gesamtschule angeboten hat. „Man muss die Jugendlichen erst begeistern“, sagt der gebürtige Argentinier, „sie sollen lernen, dass man viel Energie, Glaube und Hoffnung in eine Arbeit stecken muss“. Er sieht sich dabei nicht als Pädagoge, sondern immer als Künstler, der das beste Ergebnis erzielen will: „Ich provoziere die Jugendlichen, damit sie sich anstrengen.“ Für die 15- bis 19-jährigen Schülerinnen und Schüler bedeutete dies „richtig viel Arbeit“: Sie mussten sich nicht nur als echtes Team zusammenfinden, sondern auch Tugenden wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Disziplin und viel Ausdauer mitbringen. „Wir hatten auch schon Acht-Stunden-Shootings“, verrät Borquez. Und für das Projekt „Ein Kleid ist ein Kleid“ mussten die Jugendlichen eigens ein Kleid mit 2000 Kronkorken und Flügeln herstellen. Aber die Mühen haben sich offenbar gelohnt – für beide Seiten. Letztes Jahr wurde der Profi-Fotograf für sein ehrenamtliches und künstlerisches Engagement von Kulturministerin Ute Schäfer mit dem Preis „Kultur prägt!“ ausgezeichnet. Dieses Jahr freut er sich mit den jugendlichen Nachwuchsfotografen über die Ausstellung im Ministerium.
Von Argentinien nach Neuss
Fabio Borquez, 1964 in Buenos Aires geboren, hat dort Kunst und Architektur studiert. Sechs Jahre arbeitete er als Dozent für Kunst- und Architekturgeschichte an der Universität Moron Buenos Aires, aber auch schon als Künstler und Fotograf. Schon früh hat er nämlich seine Liebe zur Fotografie entdeckt, machte sich zunächst einen Namen als Architektur-Fotograf, bereiste viele Länder und nahm an verschiedenen Ausstellungen teil. Auf einer seiner Reisen lernte er dann seine deutsche Frau Christine kennen: Am Strand von Miami und es war Liebe auf den ersten Blick. Für sie entschied er sich, sein bisheriges Leben aufzugeben und nach Deutschland zu ziehen. Seit 2001 lebt er mit ihr und inzwischen zwei Kindern in Neuss. Die Quirinus-Stadt gefällt ihm als schöner Wohnort mit der Nähe zu großen Städten wie Düsseldorf und Köln. „Auch als Künstler kann ich in der Stadt noch viel entdecken“, sagt er.
Fotokunst international und lokal
Borquez hat sich schon lange ganz der Fotografie verschrieben und ist ein international gefragter Foto-Künstler mit eigenem, erkennbaren Stil und einem breiten Motiv-Spektrum. Er wird für Akt-Shootings ebenso nachgefragt wie für Modestrecken oder Porträt-Fotografien. Seine Auftraggeber sind Privatpersonen, Firmen und Städte, aber auch Verlage und Fachmagazine. So sind seine Bilder regelmäßig in Magazinen wie Stern, Playboy oder GQ zu sehen. „Ich bin immer unterwegs“, erzählt Borquez. Vor ein paar Jahren hat er beispielsweise die Düsseldorfer „Toten Hosen“ um Frontmann Campino auf einer Konzert-Tour begleitet, um Fotos für den „Rolling Stone“ zu machen. Was ihn antreibt? „Ich bin immer auf der Suche, etwas Neues zu finden“, sagt er und auch das: „In mir steckt noch ein Kind, das immer neugierig ist.“ Zurzeit arbeitet der 47-Jährige unter anderem an einem Bildband für die Stadt Neuss über die Skulpturen der Stadt, der nächstes Jahr erscheinen soll. Doch egal, welches Motiv Borquez vor der Linse hat, sein Wille nach Perfektion ist immer der gleiche: „Fotografie ist in meinem Blut. Ich vergesse dann alles um mich herum.“ Ihm ist der besondere Blick auf ein Motiv wichtig und dass die Leute über seine Bilder reflektieren: „Ein Foto muss eine Geschichte erzählen.“ Geschichten erzählen will der Fotograf auch weiterhin mit Neusser Jugendlichen, denn die Arbeit macht ihm Spaß: „Es ist eine Herausforderung, aber es gibt mir auch neue Impulse. Man bleibt frisch und aktuell.“ Das nächste Projekt hat schon begonnen. Am Marie-Curie-Gymnasium und am Gymnasium Norf bietet er diesmal eine Film-AG für interessierte Schülerinnen und Schüler an: „Es soll eine Tragödie mit Bezug zur Lebenswelt der Jugendlichen werden. Ich möchte etwas Krasses, einen echten Film machen.“ Wieder wird sich Fabio Borquez mit seiner ganzen Energie und Leidenschaft in diese und seine anderen Arbeiten stürzen, immer den Wunsch eines jeden Künstlers vor Augen: „Mein Traum ist, etwas Bleibendes zu schaffen.“
Die Ausstellung seiner Foto-Projekte im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend und Kultur wird am 12. November um 14 Uhr von Ministerin Ute Schäfer eröffnet und ist bis zum 5. Februar 2013 zu sehen.