Und das im doppelten Sinn. Er ist angekommen in Neuss, wo er beim kommenden Bürger Schützenfest der wichtigste Mann sein wird: der Schützenkönig. Und er ist angekommen bei seinem Kindheitswunsch, nämlich einmal im Leben genau das zu sein. Gründe genug, mit dem Diplomaten Christoph Heusgen ein völlig undiplomatisches Gespräch zu führen: über die Heimat, aber, weil das mit Christoph Heusgen immer ein wenig mitschwingt, auch über die weite Welt da draußen. Und fast nebenbei kommentiert er in der Tagesschau die aktuelle Politik in den USA.

Seine Majestät freut sich. Und so erstaunlich das auch klingen mag, er freut sich ausnahmsweise nicht auf das vor uns liegende Schützenfest, sondern auf den Familien-Urlaub. Den hat er sich nämlich gerade verdient, war er doch soeben noch als Vorsitzender der Münchener Sicherheits-Konferenz eingeladen beim NATO-Gipfel in Washington, wo er ein paar anstrengende Tage mit vielen politischen Gesprächen verbracht hatte. Als früherer Sicherheitsberater von Kanzlerin Angela Merkel und als Ständiger Vertreter der Bundesrepublik bei der UNO ist er vertraut mit der Politik in einer sich verändernden Welt, in der Wehrhaftigkeit und Stärke einer Gemeinschaft wie der NATO wieder zu wichtigen Merkmalen geworden sind.

Jetzt liegen zehn ganz andere Tage vor ihm, kostbare Ferienzeit mit seiner Familie. Aber auch diese Zeit unterbricht er, wird er doch als Kenner der amerikanischen Politik in einem Brennpunkt der Tagesschau uns allen hier erklären, was Joe Bidens Rücktritt als Kandidat bedeutet. Und direkt nach seiner kleinen Auszeit geht es weiter mit ein paar wichtigen Feierlichkeiten des kommenden Schützenfestes.

Kleine Rückblende: der 42. Schuss sitzt.

Ende August 2023, am Dienstagnachmittag auf der Schützenwiese. Christoph Heusgen vom Zug „Nur so“ legt an und schießt den Vogel ab, buchstäblich. Er ist der neue Schützenkönig in Neuss und tritt seine Amtszeit an und er wird später diesen Moment als einen der schönsten seines Lebens bezeichnen. Für Heusgen und seine Ehefrau Ina wird dies eine Herausforderung, aber auch eine Freude der besonderen Art.

Der Schützenkönig lernt die Bundesbahn kennen.

Christoph Heusgen lebt mit seiner Familie in Berlin und es passt gut, dass seine Ehefrau ebenfalls politisch tätig ist – sie ist Referats-Leiterin im Kanzleramt. Sie ist aber auch Kölnerin, also durchaus mit rheinischem Frohsinn gesegnet. Das Paar muss sich gut organisieren, denn auf den Schützenkönig warten regelmäßig Pflichttermine in Neuss. Das ist für Heusgen natürlich nichts Neues, er lernt die Bundesbahn mit all ihren Tücken intensiv kennen und merkt dazu an, dass er durchaus wusste, worauf er sich da eingelassen habe und dass er mittlerweile eine Platin-Karte für den Schienenweg habe. Und er berichtet gerne von seinem kleinen Geheimnis der doppelten Vorfreude.

Vorfreude auf Neuss – und Vorfreude auf Berlin.

Wenn er nämlich von Berlin nach Neuss fahre, so freue er sich einfach auf seine alte Heimat, auf die Schützenfreunde natürlich und auf das jeweilige Fest oder das Treffen, das da gerade stattfindet. Er sei immer dankbar für die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit in Neuss, betont er. Und auf der Rückfahrt freut er sich wieder auf seine Familie, auf die Ehefrau und seine zwei Kinder in Berlin. Und er erwähnt ausdrücklich, dass dies alles ohne diese Familie, ohne ihre Tatkraft, aber auch ohne ihre Begeisterung für sein Königsamt gar nicht möglich sei. Seine Frau kümmert sich um vieles, die Kinder kommen oft mit und seine jüngste Tochter Leah wählte als erstes dreisilbiges Wort, das sie sprechen konnte „Schützenfest“ aus. Das ist doch eine wirklich gute Unterstützung.

Es gibt mehr als nur ein Schützenfest.

Natürlich reden wir hier von diesem einen großen Schützenfest, das Neusser Bürger Schützenfest, das mit über 7.700 Schützen eines der ganz großen Volksfeste in Deutschland ist. Aber auch in den Vororten wird gefeiert, auf den Ortsschützenfesten wird genauso marschiert, getrommelt und gesungen und seine Majestät besucht das ein oder andere dieser Feste in Absprache mit dem Komitee. „Die Stadtteile geben viel Halt“, ergänzt Heusgen das und nennt als Beispiel die Furth, Grimlinghausen, Grefrath, Gnadental und Reuschenberg.

Und auf was freut sich seine Majestät Christoph II besonders?

Ein solches Fest, das ja über volle vier Tage geht, hat natürlich viele Höhepunkte. Fragt man Christoph Heusgen, welches Ereignis denn das absolut Schönste sei, zögert er nicht lange und nennt diesen einen magischen Moment am Sonntag vor der Königsparade: wenn der Adjutant dem König meldet, dass der Oberst die Marschbereitschaft des Regiments festgestellt hat und sich sodann dieser kilometerlange Zug mit dem ersten Schritt in Bewegung setzt. „D’r Maat erop“, wie es hier so schön heißt.

Diesen Moment und mehr teilt der Schützenkönig traditionell mit einem Ehrengast. In diesem Jahr ist es zum zweiten mal eine Frau, Mona Neubaur, die stellvertretende Ministerpräsidenten des Landes NRW. Dazu hat Heusgen noch einige persönliche Freunde aus seiner internationalen Vergangenheit eingeladen wie den ehemaligen britischen Botschafter Simon McDonald und den jetzigen Gouverneur von New Jersey und ehemaligen US-Botschafter Phil Murphy, die beide im übrigen nicht zum ersten mal offizielle Gäste sind.

The Sound of Neuss.

Unverkennbar und typisch ist der Rhythmus der Stadt während der Schützenfest-Tage. Da gehen die Trömmelchen und die dicke Trumm, da bringen sich die Querflöten ein und der Schellenbaum und das schönste ist, wenn man schon morgens um sieben oder noch abends spät diesen Klang mitbekommt, der diese Tage so einmalig prägt. Neuss hat seinen ganz eigenen Sound in dieser Zeit.

Und dazu noch gutes Wetter. Schützenfest-Wetter.

Dann wird das große Fest perfekt und das, was es sein kann: ein unbeschwertes und fröhliches Volksfest, gerade in unserer heutigen Welt mit ihren Konflikten und Veränderungen. Christoph Heusgen nennt das Schützenfest gern eine friedliche und vor allem weltoffene Veranstaltung, bei der alle Menschen willkommen sind und dies auch persönlich fühlen – und sich deshalb so wohlfühlen.

Und genau das wird seine Majestät Christoph II am Schützenfest-Dienstag zufrieden machen. Seine Amtszeit geht zu Ende, der neue König hat den Vogel getroffen, er hat ihm gratuliert und er blickt mit seiner Frau und der ganzen Familie auf seine Regentschaft zurück.

Man darf sich Christoph Heusgen in diesem Moment als einen glücklichen Menschen vorstellen. Auch wenn wir zugeben müssen, dass dieser Moment noch in der Zukunft liegt. Aber wir wagen es mal und wünschen ihm und uns allen eine großartige Zeit als seine Majestät Christoph II.