Eine Alternative, die gut ist für Geldbeutel und Milieu: Tauschrausch statt Kaufrausch

9. Dezember 2019 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Alle Jahre wieder kommt die Weihnachtszeit, und damit auch das Startsignal für die Konsumenten, sich schleunigst in die Läden zu begeben um rechtzeitig die zahlreichen Wunschzettel abzuarbeiten. Friedlich und beschaulich geht es dabei schon längst nicht mehr zu, denn nicht nur die Ansprüche an den Weihnachtsmann, auch die damit verbundenen Ausgaben steigen ständig. Ganz zu schweigen vom anfallenden Verpackungsmüll und den verbrauchten Ressourcen für all die wunderbaren Gaben.

Ein Glück, dass es für das Erfüllen von Wünschen und Bedürfnissen Alternativen zum konventionellen Kaufen gibt – Tauschen. Ob dies über digitale Tauschbörsen, örtliche Tauschringe oder sogenannte Tauschcafés geschieht – es ist mehr als nur das Austauschen von Dingen oder Dienstleistungen. Tauschen verbindet Menschen miteinander, da es dabei um ein Geben und Nehmen geht. Mangel und Überfluss können hierbei ausgeglichen werden, meistens ohne dass der Rubel rollt. Dafür oft mit netten Begegnungen und interessanten Gesprächen. Ein Beispiel in Neuss ist das Tauschcafé, das alle 2 Monate in der VHS in Kooperation mit der Transition Town Initiative Neuss stattfindet. Es ist inzwischen ein beliebter Treffpunkt für alle Altersgruppen geworden, die dort gerne ausrangierte Kleidung und Gegenstände tauschen, Kaffee trinken und klönen. Hierbei wird nicht geschaut, wer wieviel gibt oder nimmt – alle sind froh, dass die Dinge kostenfrei den Besitzer wechseln, anstatt auf dem Müll zu landen. Jede Wette, dass so manches Fundstück auch zum Weihnachtsgeschenk wird. Laut einer Umfrage unter den BesucherInnen ist Tauschen für die meisten eine echte Alternative zum Kaufen, sowohl aus finanziellen Gründen als auch der Umwelt zuliebe.

Tauschen ist nicht gleich Tauschen

Zwischen den verschiedenen Tauschforen gibt es grundlegende Unterschiede: Die einen basieren auf reinen „Tauschgeschäften“ direkt von Mensch zu Mensch, wie im oben genannten Neusser Tauschcafé. Andere bedienen sich einer selbst geschaffenen, alternativen Währung, wodurch auch ein indirekter Tausch ermöglicht wird. Somit ist ein Tausch-Handel möglich, der unabhängig von den Banken und Euro-Guthaben stattfindet. Ein Beispiel hierfür ist der Tauschring Willich: https://tauschring-will-ich.de/

Eine grundlegende Chancengleichheit für alle Teilnehmenden strebt die Initiative BGE-Kreis an (BGE steht für Bedingungsloses Grund Einkommen). Angelehnt an das viel diskutierte Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“ bietet das Netzwerk-BGE-Kreise Interessierten über eine Online-Plattform die Möglichkeit, in einem geschützten, kostenfreien Rahmen eigene Erfahrungen mit den verschiedenen Aspekten eines BGE zu machen. Hier werden Gesuche und Angebote auf einem „Marktplatz“ veröffentlicht, sowohl Sachwerte als auch Dienstleistungen. Bezahlt wird mit einer Komplementärwährung. Der Unterschied zu anderen Tauschringen: Jedes angemeldete Mitglied erhält zu Monatsbeginn ein Grundeinkommen in dieser Währung gutgeschrieben. Im Rahmen dieser Plattform haben hierdurch alle die gleiche Chance auf Teilhabe. Auch diejenigen, die nicht in der Lage sind, selbst ein Guthaben durch Leistung oder Verkäufe zu generieren – deshalb die Bezeichnung bedingungslos. Für InteressentInnen bietet die Transition Town Initiative Neuss regelmäßig eine Info-Veranstaltung mit Einführung in das Internetportal an. Diese findet im Rahmen von Mach’s Neu(ss) statt. Dort besteht die Möglichkeit, genaueres zu erfahren, Teilnehmende des Tauschringes kennenzulernen und sich auszutauschen. Informationen zu Terminen von Tauschcafé und BGE-Tauschring sind zu finden unter: https://transitiontown-neuss.de/wir-machen/