Palliativ Netzwerk WIN kümmert sich vorbildlich um Schwerkranke und deren Angehörige: Den Tagen mehr Leben geben

13. November 2019 | Von | Kategorie: Aktuelles, Familie, Neusser Leben

Unter Palliativmedizin versteht man die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer fortschreitenden Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung. Weil die Krankheit nicht mehr geheilt werden kann, stehen die Linderung von Schmerzen und belastenden Beschwerden sowie Hilfe bei psychischen, sozialen und spirituellen Problemen in den Vordergrund. Im Bereich der Palliativmedizin ist man in Neuss gut aufgestellt: Hier sorgt das Palliativmedizinische Netzwerk WIN („Wir im Rhein-Kreis Neuss Palliativnetzwerk“) als eines der größten in NRW für bestmögliche Behandlung und Betreuung von Patienten und deren Angehörigen.

Ursprünglich aus dem lat. palliare „mit einem Mantel umhüllen bzw. schützen“ versteht sich die Palliativmedizin als Schutz vor Schmerz und Angst bei Patienten mit unheilbaren Krankheiten. Sie arbeitet interdisziplinär und multiprofessionell, d.h. verschiedene Berufsgruppen und Fachrichtungen ergänzen sich in der medizinischen Versorgung, um die bestmögliche Lebensqualität bis zum Tod zu erhalten. Im Palliativ Netzwerk WIN arbeiten mehr als 65 Ärzte, Seelsorger, Pflegedienste, psychosoziale Betreuer, Apotheken und Hospizdienste im Team. Sie sind bestens vernetzt, arbeiten Hand in Hand, um so Selbstbestimmung, Wohlbefinden, Wünsche und Ziele der Patienten aufrecht zu erhalten und zu fördern.

Gegründet wurde WIN 2007 von Gerhard Steiner, Facharzt für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, der Fachmediziner und andere wichtige Berufsgruppen zusammenbrachte, damit die optimale Behandlung Schwerstkranker gewährleistet werden kann. So entstand das Netzwerk WIN, dessen unschlagbarer Vorteil ist, dass es bestens organisiert schnell handeln kann und regional extrem gut aufgestellt ist. Koordiniert werden alle Aktivitäten durch eine zentrale Anlaufstelle, die Hospizbewegung Kaarst, die auch über ein zentrales Dokumentationssystem verfügt, damit die gemeinsame Zusammenarbeit immer auf dem neusten, aktuellsten Stand ist. Auch kümmert sie sich um die Sicherstellung der Qualitätskontrolle: alle Mitglieder von WIN müssen gewisse berufliche Fortbildungen absolviert haben und es finden regelmäßige Qualitätszirkel statt.

Oberstes Ziel von WIN ist neben der Linderung von Schmerzen eine interdisziplinäre und ganzheitliche palliative Versorgung des Patienten und seiner Angehörigen. Hier arbeiten Ärzte, Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter, Seelsorger und Apotheken eng zusammen, um das Leben des Patienten möglichst schmerzfrei, unbelastet und würdevoll zu gestalten. Immer im Vordergrund: Der Wunsch und Wille des Patienten. Denn anders als die klassische Medizin, die das Ziel verfolgt, den Patienten von seinen Krankheiten zu heilen, steht bei der Palliativmedizin nicht das technisch Machbare im Vordergrund, sondern das, was der Patient will. „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“, wie es Cecily Saunders, die Begründerin der Palliativmedizin bereits 1918 formulierte. Hier kann es um das Für und Wider einer Operation gehen, die An- oder Abwendung einer aggressiven Chemotherapie, die Unterbringung in den eigenen vier Wänden oder in einem auf die Krankheit spezialisiertem Heim.

Hier ist es der ganzheitliche Ansatz der Palliativmedizin, der sie so human und sinnvoll macht. Und eben den Tagen mehr Leben gibt. Weil sie das Leben bejaht und das Sterben als normalen Prozess akzeptiert. Mit allem was dazugehört. Traurigkeit, Angst, religiöse oder spirituelle Hilfe, Versöhnung, Frieden und gegebenenfalls Klärung und Organisation von wichtigen und zu erledigenden Angelegenheiten. Dabei wird der palliativen Versorgung noch eine messbare Wirkung zugesprochen. Mehrere Studien zeigen, dass palliative Betreuung eine verbesserte Lebensqualität zur Folge hat und Patienten durch sie oft Lebenszeit gewinnen, obwohl dies kein erklärtes Ziel der Palliativmedizin ist. Insgesamt ist sie ein relativ junges Konzept in Deutschland. 1983 eröffnete die Uniklinik in Köln die erste Palliativstation der Bundesrepublik. Neuss und sein großes Netzwerk WIN sind daher in NRW auf bestem Wege und Vorbild für die Versorgung schwerkranker Patienten.

 

Weitere Infos unter: https://www.palliativ-portal.de/content/palliativnetz-win-wir-neuss-für-den-rhein-kreis-neuss