Was spielen wir? Alte Spiele – neu entdecken
12. Juli 2019 | Von Der Neusser | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben2008 gab das Neusser Jugendamt die Broschüre „Alte Spiele – neu entdecken“ heraus. Die Sammlung gibt viele Anregungen zum aktiven Spiel in der wirklichen Welt.
Blinde Kuh, Himmel und Hölle, Sackhüpfen, Seilspringen, Gummitwist. Diese Spiele kennen die meisten Kinder und Erwachsenen (noch). Aber wer weiß, wie Külkendreule, Grimassen-Fangen, Bäumchen wechsel‘ dich oder Der Pott is fott gespielt werden? Was ein Händetrum, ein Gordischer Knoten ist? Wie das Dosenlaufen geht?
Alle diese und noch viel mehr Spiele finden sich in der Broschüre „Alte Spiele – neu entdecken“. Die Broschüre des Jugendamtes Neuss wurde auf Anregung des Unterausschusses Kinder vom Kinderbüro entwickelt. Zu erhalten ist sie kostenlos über das Kinderbüro 02131/905190, beim Spielmobil oder per Download auf der Internetseite der Stadt Neuss
www.neuss.de (Leben in Neuss > Kinder und Jugend > Freizeitangebote > Alte Spiele – neu entdecken).
„Durch die Veränderungen der Lebensumwelt der Kinder hat sich auch das kindliche Spiel vielfach verändert“, heißt es in der Einleitung. Vor allem ist hier die Verbreitung von Computerspielen angesprochen. Sie verringern die sozialen Kontakte und die körperliche Aktivität der Kinder zunehmend.
Spiele in der echten Welt
Betrachtet man die vielen Vorteile der analogen Spiele, also der „alten Spiele“, kann das Spielen an der Spielkonsole bzw. am Computer nicht mithalten. Selbst gut ausgesuchte Computerspiele bieten keinen Kontakt zu echten Menschen, keine Bewegung für den Körper, keine abwechslungsreichen Blickbewegungen in die Ferne.
Bei den Spielen in der echten Welt, ob Anticken, Bruthenne, Katz und Maus, haben die Spielenden die faire Chance, sich zu retten und lernen durch den geregelten Rollentausch auch die Sicht des anderen kennen. Beim Bußball kann man buchstäblich in unmögliche Lagen geraten und feststellen, dass man den Ball dennoch werfen und sich aus der Lage befreien kann.
Berührt der Fänger beim Englischkriegen einen Mitspieler, muss dieser sich den Körperteil festhalten, der berührt wurde, und selbst in dieser Position fangen. Die Kinder finden nicht nur heraus, welche Stellen sie berühren müssen, um die komischsten Verrenkungen zu erreichen, sondern auch, wie beweglich sie selbst sind.
Das Versteckspiel Eckstein ist super, um zu lernen, andere einzuschätzen: wo vermuten die Suchenden mich am wenigsten bzw. wo werden die anderen sich verstecken?
Fingerspitzengefühl ist beim Murmeln gefragt.
Kann man sich beherrschen und sich das Lachen verkneifen und welche mimischen Möglichkeiten kann man als Armer Schwarzer Kater anwenden, um den anderen dennoch zum Lachen zu bewegen?
Wenn es um das Aushalten von Enttäuschung und Misserfolg geht, ist das in der wirklichen Spielgemeinschaft, in der jeder mal der Verlierer ist, etwas ganz anderes, als wenn man als Verlierer alleine vor dem Computer sitzt. Solche abwechslungsreichen Spiele wirken ganzheitlich, positiv auf Körper, Seele und soziale Verhaltensweisen. Das Teekesselchen verlangt schon einiges an sprachlichen Fähigkeiten. Beim Spiel Stille Post lachen nicht nur Kinder sich schief und krumm, auch Erwachsene haben an den verdrehten Nachrichten ihren Spaß. Bei der Auswahl der „alten Spiele“ wurde Wert darauf gelegt, dass sie ohne großen Aufwand gespielt werden können. Nicht Mengen von Spielsachen sind gefragt, sondern Ideen … und andere kleine und manchmal auch große Menschen.
Die Broschüre hilft, auf die Frage „Was sollen wir spielen“ echt gute und vielfältige Antworten zu geben. „Die meisten Spiele eignen sich für Kinder ab dem Kindergartenalter, nach oben hin sind keine Grenzen gesetzt.“
Ene mene Miste …
„Abzählreime sind der erste Schritt in die ‚unvernünftige‘ Welt des Spiels“, heißt es in der Broschüre. Eine Welt, in der Kinder spielend Selbstwertgefühl, Selbstbestätigung, Vertrauen zu sich und anderen, Einfühlungsvermögen, Gemeinschaftsgefühl, Konfliktfähigkeit, Regeln lernen … und die Erwachsene jung und gesund hält.