Das Marianum im Wandel der Zeit: Einst Heim für schwierige Mädchen, nun Denkmal

12. Juni 2019 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Kultur, Neusser Leben

Am 15. Juni 1909 wurde das Notburgahaus als katholisches Mädchenerziehungsheim an der Preußenstraße eingeweiht. Später wurde daraus das Marianum, ein Konvikt für Priesteramtskandidaten. Die hier 1988 eingeweihte Mack-Kapelle wird heute von einem Förderverein unterhalten.

Als die „Töchter vom Heiligen Kreuz“ vor 110 Jahren ihren Dienst im Notburgahaus an der Preußenstraße aufnahmen, stand den Ordensschwestern eine schwierige Aufgabe bevor. Ihnen wurden nicht nur „schwierige“, sondern ausdrücklich „schwierigste“ Mädchen anvertraut. Die Mädchen kamen aus sozialem Elend, aus zerrütteten Familienverhältnissen, hatten Schlimmes erlebt, waren traumatisiert. Der Verein Notburgahaus sah die Ursache in dem Fehlen einer christlichen Erziehung und maß der religiösen und seelsorgerischen Betreuung großes Gewicht bei.

Die für 150 Mädchen vorgesehene Einrichtung war zeitweilig mit vierhundert Mädchen total überbelegt. In den 1920ern wurde das Notburgahaus um einen Trakt erweitert und erhielt einen großen Festsaal. 1938 kam eine Turnhalle hinzu.

In der nationalsozialistischen Zeit wurde die Einrichtung von der Rheinprovinz übernommen und der Verein Notburgahaus ausgeschaltet. Die Schwestern durften allerdings bleiben und sich weiterhin um schwer erziehbare Mädchen kümmern. Hinzu kam eine Station für psychisch Kranke.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus als Lazarett genutzt, in dem bis zu 400 Verwundete versorgt wurden. Die Mädchen wurden teils in andere Häuser verlegt. Im März 1945 wurde das Notburgahaus als Krankenhaus für die Zivilbevölkerung freigegeben, da im Krankenhausbunker nebenan Flecktyphus ausgebrochen war.

Nach dem Krieg eröffneten die Schwestern einen Kindergarten und nahmen ihre Erziehungs- und Fürsorgetätigkeit wieder auf. Nachdem 1951 auch die letzte Krankenstation wieder ins Städtische Krankenhaus zurück konnte, setzte der Verein Notburgahaus das Haus wieder instand.

Abschied der Schwestern

Weiterhin, jedoch in geringerem Umfang war die mittlerweile so genannte „Ersatzerziehung“ der Mädchen die Aufgabe der Töchter vom Heiligen Kreuz an der Preußenstraße. Ab 1957 übernahmen sie zudem eine Förderklasse für Mädchen aus den Ostgebieten.

Da die Ordensgemeinschaft immer kleiner wurde, beschloss die Genossenschaft der Töchter vom Heiligen Kreuz, ihre Schwestern aus dem Notburgahaus abzuziehen. Am 15. Dezember 1959 nahmen sie Abschied.

Das Haus wurde vom Erzbistum Köln für das Collegium Marianum erworben. Mit Konvikt und Internat des Erzbischöflichen Abendgymnasiums zog das Collegium 1962 von der Breite Straße ins ehemalige Notburgahaus.

2006 verlegte das Erzbistum das Marianum nach Bonn und verkaufte das Areal an den Neusser Bauverein. Dieser hatte hier zunächst eine Altersresidenz geplant, veräußerte den Komplex aber 2008 an den Investor Vivacon AG Köln. Heute befinden sich Eigentumswohnungen im sanierten ehemaligen Notburgahaus/Marianum. Auch an der neu benannten Straße „Am Marianum“ sind Eigentumswohnungen entstanden.

Denkmal und Kunstwerk

Im Jahr 2008 wurde das nach den Plänen des Düsseldorfer Architekten Josef Kleesattel Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Gebäude als Denkmal eingetragen.

Auf der rechten Seite des Marianums befindet sich der Eingang zu einem besonderen Kleinod sakraler Kunst: die Mack-Kapelle, die 1988 eingeweiht wurde. Der auch als Lichtkünstler bekannte Bildhauer, Maler und Mitbegründer der Düsseldorfer ZERO-Künstlergruppe Prof. Heinz Mack hatte die zum Marianum-Komplex gehörende Marienkapelle, die im Krieg zerstört worden war, neu gestaltet. Entstanden ist ein modernes Kunstwerk. Die Kapelle gehört dem Neusser Bauverein. Der Freundes- und Förderkreis der Mack-Kapelle Marianum Neuss e.V. betreut die Kapelle und öffnet sie für Führungen, Konzerte, Gottesdienste und Veranstaltungen

Mehr über die Mack-Kapelle:  www.mack-kapelle-marianum.de

Freundes- und Förderkreis der Mack-Kapelle Marianum Neuss e.V.
c/o Neusser Bauverein AG – Am Zollhafen 1 – 41460 Neuss –
Tel. (02131) 127-423