Urban birding: Vögel beobachten ist voll im Trend
16. Oktober 2018 | Von Der Neusser | Kategorie: Aktuelles, Neusser LebenZurück zur Natur“ ist besonders bei Städtern sehr beliebt. Daher findet das ursprünglich aus England stammende Trendhobby „Urban birding“ auch in deutschen Städten immer mehr Freunde. Ihr Motto: „Schaut nach oben statt auf eure Smartphones“ – es lohnt sich!
Warum hopsen Rotkehlchen, Spatz & Co? Und warum stolzieren Tauben, Krähen und Kollegen? Woher weiß die Amsel, die wie wild mit ihrem Schnabel auf die Wiese einhackt, dass sich dort ein Wurm versteckt hat? Wieso hämmert der Specht unablässig auf Stämmen und Ästen rum?
Vögel sind lustig, interessant, niedlich, spannend und auch ziemlich clever. Zu dem Eindruck gelangt man, wenn man sie beobachtet. Und das tun immer mehr Menschen. Nicht nur in der freien Natur, Wäldern, Feldern, Wiesen und Seen sondern zunehmend auch in Städten und ihren Grünflächen. Denn dort tummeln sich neben den vergleichsweise langweiligen Tauben auch ganz schön viele andere Arten. Man muss nur mit offenen Augen und Ohren unterwegs sein und schon sieht und hört man sie. Der Vorteil von „urban birding“ ist, dass man nicht weit fahren muss, um die vogelfreie Vielfalt zu entdecken und dass Stadtvögel in der Regel nicht so scheu sind, weil sie die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind. Nicht nur in vielen deutschen Städten, sondern weltweit findet „urban birding“ immer mehr Anhänger.
Der Brite David Lindo hat diesen Trend weltweit in den Fokus gerückt und sein 2018 in Deutschland erschienenes Buch „#Urban Birding“ gilt als eine der Bibeln der Birdwatcher. In ihm erzählt David Lindo über seine Trips in 115 Städte weltweit, in denen er unterwegs war, um Vögel zu beobachten. Herausgekommen sind erstaunliche und inspirierende Geschichten über viele verschiedene Vogelarten, die er auf seinen Trips erlebt und beobachtet hat und öffnet so die Augen für die vielfältige Wildnis in unseren Städten. Jeder, der möchte, kann sich ebenfalls auf ähnliche Abenteuer einlassen. Einfach vor die Tür gehen, gucken und staunen. Denn anders als beim bloßen Spazieren gehen, hat „Birding“ noch eine weitere Komponente: Man ist konzentriert und auf ein Ziel fokussiert, nämlich Vögel zu finden. Erfolgserlebnisse garantiert, denn irgendeinen Vogel sieht man immer.
„Hier ist das Vögelchen!“ – mit dem Smartphone auf der Pirsch.
„Birding“ ist ein wenig wie die naturverbundene Variante von „Pokemon go“, eine Jagd auf echte Lebewesen. Und wer mag, informiert sich anschließend und erfährt dadurch noch etwas über die Natur in einer Zeit, in der büromüde Menschen zum Ausgleich gerne wild gärtnern oder sich Angeln als Hobby zulegen. Mittlerweile gibt es nämlich eine Reihe von zusätzlichem Equipment, mit dem sich der „Birdwatcher“ ausstatten kann. Analog wäre da vogelkundige Literatur zu nennen, die hilft, Arten und Lebensräume genauer zu bestimmen, oder digitale Helferchen wie Apps, mit denen man Vogelarten via Sichtungsort und ungefährer Beschreibung identifizieren oder Vogelrufe unterscheiden und bestimmen kann. Wem das reine Beobachten nicht genügt oder wer es genauer wissen will, kann sich mit Zusatzmaterial wie Feldstecher, Kamera/Smartphone oder Zeichenausrüstung ausstatten, um so genauer hinzusehen oder das Gesehene festzuhalten. Entweder nur für sich oder indem man es in sozialen Medien teilt, beispielsweise in speziellen Foren oder Facebook-Gruppen, in denen sich andere Vogelinteressierte tummeln und man sich über seine „Fundstücke“ austauschen kann.
Dass sich „urban birding“ oder „birding“ generell wachsender Beliebtheit erfreut (in vielen deutschen Großstädten gibt es mittlerweile geführte Vogelkundlertouren) liegt mit Sicherheit an den positiven Effekten: Man ist an der frischen Luft, man hat was zu gucken, man ist fokussiert und man hat Erfolgserlebnisse. Als netter Nebeneffekt bringt es den Menschen auch wieder näher an die Natur, man lernt Geduld und Respekt zu haben vor diesen so verschiedenen, immer ein wenig scheuen, aber immer interessanten und liebenswürdigen kleinen und großen gefiederten Lebewesen. Das Warten auf den richtigen Moment und das Richten der Aufmerksamkeit auf Details haben zusätzlich noch etwas Meditatives. Ganz gleich, ob man Rotkehlchen, Blaumeise, Spatz, Specht oder Amsel, Drossel, Fink und Star sucht und auch findet. Entweder vom eigenen Balkon aus oder in den vielen Parks und Grünflächen der Stadt.
Monika Nowotny