Der NSK sorgt auch dieses Jahr mit seinem Eismärchen für strahlende Kinderaugen
12. Oktober 2018 | Von Nadine Stoffels | Kategorie: Aktuelles, Neusser LebenDas Dschungelbuch“ als Eismärchen in der Vorweihnachtszeit zu verwirklichen, war schon seit langem der Wunsch von Familie Giesen, den Geschäftsführern des Neusser Eislaufclubs und langjährigen Organisatoren des einmaligen Neusser Eismärchens.
Clara Traxel, die zehnjährige blonde Schülerin, steht hinter dem Vorhang und schnürt sich ihre Schlittschuhe zu. Ihr Bauch beginnt zu kribbeln und sie zupft noch schnell das Kostüm zurecht, das ihre Großmutter für sie genäht hat. Sie blickt zu ihren Freundinnen, die ebenfalls mit vor Aufregung leicht geröteten Wangen neben ihr stehen und sie grinsen sich an. Toi, toi, toi… gleich geht es los! Ihre Mutter Marie, die in der Garderobe hilft, gibt ihr noch einen schnellen Kuss auf die Wange und ihr Herz pocht immer schneller und schneller.
Ihr Großvater, Jürgen Traxel steht mit Headset vor dem Eis und koordiniert das gesamte Geschehen. Jetzt gibt er das Zeichen: Der Vorhang öffnet sich, Scheinwerfer erhellen die handgearbeitete Kulisse, welche die Eishalle in einen Dschungellandschaft verwandelt. Die ersten Töne ihres Liedes erklingen und Clara und ihre Freundinnen betreten die strahlend weiße Eisfläche. Ein Raunen rinnt durch die Menge beim Anblick der wunderschönen farbenprächtigen Kostüme, welche die Mädchen in glitzernde, rosarote Flamingos verwandeln. Clara beginnt ihre Kür und ihre Nervosität ist wie weg geblasen, sie ist voll in ihrem Element, nimmt Schwung, hebt stolz den Kopf, dreht sich anmutig, springt und fliegt übers Eis. Die Menge hält den Atem an, schaut ihr gebannt zu und applaudiert schließlich voller Begeisterung. So wird es sein im Dezember 2018…
Gute Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg
Die Geschichte des Jungen „Mowgli“, der von Wölfen aufgezogen, mit seinen Freunden dem Panther „Bagheera“ und dem lustigen Bären „Baloo“ im Dschungel aufwuchs wurde in ein Drehbuch übersetzt, das auf die Besonderheiten einer Eiskunstlaufaufführung angepasst wurde. Die Trainer Tatjana Reznikova, Simon Voges, Lea Schwinum, Ilka Voges und Vanessa Schöchte erarbeiteten eine wundervolle Choreographie für die rund 170 EisläuferInnen im Alter zwischen 4 und 60 Jahren, die das Eismärchen im Dezember zum Leben erwecken werden.
Dagmar und Ulrich Giesen leiten wieder dieses Mammutprojekt „Das Dschungelbuch“ und alle Vereinsmitglieder sind mit eingebunden. Unterstützt werden sie vor allem von Gerald Endres, der das gesamte Ticket-Marketing managed und die Werbemaßnahmen steuert. Melanie Hoyk, Brigitte Thürauf, Ilka Voges, Babsie Hüsken und Christine Lenden organisieren und schneidern über 500 farbenprächtige Kostüme. Zudem unterstützen viele weitere tatkräftige ehrenamtliche Helfer dieses Märchen-Projekt und natürlich sind die kleinen und großen Stars die Hauptattraktion auf dem Eis.
Bei „großen Eisrevuen“ hat man meistens nur kleine Eisflächen – der NSK arbeitet hingegen mit ganz anderen Dimensionen. Er präsentiert die einzigartigen Eismärchen auf einer 30 mal 60 Meter großen Bühne aus glänzendem Eis. Daher werden auch die großartigen Kulissen in riesigen Dimensionen gebaut. Claras Großvater Jürgen Traxel arbeitet gemeinsam mit seinem Team von ca. zehn handwerklich begabten Müttern und Vätern ein bis zweimal wöchentlich an den Kulissen. Er selbst ist schon seit vielen Jahren dabei und bereichert das Eismärchen mit phantastischen Bühnenbildern. Zusätzlich verstärkt eine riesige 14 m große Leinwand, auf der ein Kulissenvideo eingespielt wird, die Hintergrund-Impressionen des Dschungels. Eine ausgeklügelte Laser und Light-Show rückt die Kulissen und natürlich die großen und kleinen Stars auf dem Eis in das rechte Licht und zaubert eine phantastische Atmosphäre.
Ein besonderer Soundtrack untermalt die Geschichte auf dem Eis: Die vielen einzeln ausgewählten Musikstücke aus Pop, Rock, Musical und Classic wurden eigenständig auf die einzelnen Küren der LäuferInnen angepasst und sorgen für die richtige Stimmung. Selbstverständlich wird auch der Disney-Klassiker „Probiers mal mit Gemütlichkeit…“ nicht fehlen.
Eiskunstlauf – ein ganz besonderes Hobby
Insgesamt über 100.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit steckt in jedem der Eismärchen. Dabei wird eines deutlich: In Neuss ist der Eiskunstlauf nicht nur irgendein Hobby, im NSK wird Eiskunstlauf gelebt. Die Proben für das Eismärchen begannen bereits im Sommer. Da in der Eishalle noch kein Eis lag, wurden die Abläufe mit „Trockenübungen“ in der Turnhalle geübt. Die Hauptrollen des Stücks trainieren bereits täglich in den letzten zwei Wochen der Sommerferien in dem vom NSK jährlich organisierten Förder- und Leistungs-Eiskunstlaufcamp in Willingen. Im Anschluss erhalten sie neben ihrem regulären Training (3-4 Mal die Woche) einen wöchentlich neuen Trainingsplan für ihre Rollen und tanzen fast täglich übers Eis bis jede Figur, jeder Sprung und jede atemberaubende Pirouette perfekt sitzen. Im November finden drei Ablaufproben statt, bei denen am Wochenende pünktlich von 6 Uhr morgens bis nachmittags die einzelnen Bilder des Stückes mit allen 170 EisläuferInnen eingeübt werden. Bis schließlich bei der Generalprobe das gesamte Eismärchen mit allen Kostümen und fertiger Maske komplett durchgespielt wird und die Spannung zur Premiere am 2. Dezember 2018 stetig steigt.
Weihnachtliches Eismärchen auf höchstem Niveau
Auf welchem großartigen Niveau die Küren des Eismärchens vorgeführt werden, wird deutlich, wenn man einen Blick auf die einzelnen EiskunstläuferInnen wirft:
Karina Polemitis wird als „Mowgli“ alle Blicke auf sich ziehen. Die 14-jährige ist bereits Meisterin der NRW Landesmeisterschaften geworden und zeigt ihr Können auf dem Eis teils sogar gemeinsam mit ihrem stolzen Trainer Simon Voges, der die Rolle des allseits beliebten Bären „Baloo“ übernimmt.
Aber es wird auf der Bühne nicht nur kumpelhaft, mit „viel Ruhe und Gemütlichkeit“ zugehen, im Dschungel lauert ebenso die Gefahr. So begegnet der junge „Mowgl“i seinem Erzrivalen „Shir Kaan“, dem Tiger, welcher von Lara Nellessen verkörpert wird. Die NRW Landesmeisterin im Eiskunstlauf darf bereits zum zweiten Mal mit einer Hauptrolle das Publikum begeistern. Vor zwei Jahren versetzte sie als Aladin mit ihren großartigen Soloauftritten, ihren gewagten Sprüngen und zauberhaften Pirouetten die Zuschauer in Staunen und Bewunderung.
Unterstützung im Kampf gegen „Shir Kaan“ erghält „Mowgli“ vom Panther „Bagheera“, welchen Kim Thürauf auf dem Eis elegant und anmutig zum Leben erwecken wird.
Und noch ein weiteres ganz besonderes Highlight erwartet die Zuschauer in diesem Jahr: Das damals hoffnungsvollste Eistanzpaar Deutschlands, Steffi Frohberg und Tim Giesen wird die Zuschauer mit ihrem einzigartigen Paartanz verzaubern. Exklusiv für das Neusser Eismärchen wird das herausragende Eistanzpaar nochmal gemeinsam das Eis betreten und als Verkörperung von leuchtenden Laserpflanzen die Zuschauer mit einer phantastische Kür begeistern.
Wie alles begann….
Es war das Jahr 1974. Mit dem Wunsch ihren Familien zu Weihnachten ihr neu erworbenes Können auf dem Eis vorzuführen, veranstaltete der damalige Trainer Dr. Snasel mit seinen EiskunstlaufschülerInnen ein Weihnachtsmärchen auf dem Eis: „Die Puppenfee“. Die Aufführung löste pure Begeisterungsstürme aus und der NSK entschied ca. alle zwei Jahre ein weiteres Märchen auf dem Eis auferstehen zu lassen. Aus der schönen Weihnachtsüberraschung wurde mit den Jahren die größte nicht-gewerbsmäßige Eiskunstlaufveranstaltung in Deutschland, mit inzwischen insgesamt 15.000 Zuschauern. Darunter viele Eltern und Großeltern, die selbst einst mit strahlenden Kinderaugen mit den damaligen Märchenfiguren mitgefiebert haben und nun ihre Kinder und Enkel begleiten.
„Alle Beteiligten am Eismärchen sind mit den Jahren zu einer großen Familie zusammengewachsen. Es besteht ein unglaublicher gemeinschaftlicher Zusammenhalt, sodass man sich auch in stressigen Zeiten gegenseitig gerne unterstützt“, sagt Claras Mutter. Nach den sechs erfolgreichen, ausverkauften Aufführungen geht man nicht einfach auseinander. Im Anschluss findet ein traditionelles Treffen statt, an dem man die Highlights des Eismärchen Revue passieren lässt und sich die Aufnahme des Eismärchens gemeinsam ansieht. Viel gelacht wird danach beim Ansehen des Making-of Video und es wird überlegt, welches Eismärchen als nächstes geplant und organisiert werden könnte.
Nadine Stoffels