Auf dem Jakobsweg

30. Juli 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Hören wir „Pilgern auf dem Jakobsweg“, denken die meisten eher an Santiago de Compostela in Spanien als an Neuss am Rhein. Doch einiges weist darauf hin, dass Neuss bereits im Mittelalter eine wichtige Station auf dem Weg nach Santiago de Compostela war, und im europäischen Jakobswegenetz ist unsere Stadt fest eingebunden.

Der Jakobsweg fasst eine Reihe von Wegen durch Europa zusammen, die alle zur Kathedrale in Santiago de Compostela in Galizien/Spanien führen. Unter ihr soll sich das Grab des Apostels Jakobus befinden.

Die Jakobsmuschel als Symbol

Das Erkennungszeichen für Pilger auf dem Jakobsweg ist die Jakobsmuschel. Als gelbes Symbol auf blauem Grund kennzeichnet die Atlantische Jakobsmuschel oder Große Pilgermuschel den Jakobsweg. Im früherer Zeit bewiesen Pilger mit der Jakobsmuschel, dass sie wirklich bis Santiago gekommen waren, denn nur dort wurde die Muschel verkauft und dann von den Pilgern an den Hut gesteckt.
Eine Muschel hat Bert Gerresheim auch der Jakobsstatue an den Hut gegeben. Zum Jakobustag 2007 wurde die im Auftrag der Neusser Scheibenschützen-Gesellschaft von dem Düsseldorfer Bildhauer und Künstler errichtete Skulptur des pilgernden Apostels Jakobus feierlich eingeweiht und der Stadt Neuss übergeben. Seitdem ist der Heilige Jakobus als Pilger, mit Pilgerstab, Kalebasse und Buch, am Freithof, zwischen der Basilika St. Quirinus und dem Zeughaus, eilenden Schrittes auf dem Weg von Neuss nach Santiago zu sehen.

Auf dem Sternenweg nach Santiago … und ins Paradies

Zahlreiche Legenden ranken sich um den Jesu-Jünger Jakobus.
In einem Traum soll der Apostel Karl dem Großen den genauen Ort seines Grabes beschrieben haben und ihn aufgefordert haben, den Jakobsweg für die Christen gegen die Mauren freizukämpfen. (Tatsächlich kam Kaiser Karl nur bis Zaragoza.) Auf dem Aachener Karlsschrein ist dargestellt, wie Jakobus dem Kaiser den Weg für seinen Feldzug nach Galicien zeigt: Er sollte der Sternenstraße am Himmel folgen. Der Jakobsweg heißt aber auch deshalb Sternenweg, weil die Menschen in früherer Zeit glaubten, die Seelen wanderten auf den Sternen der Milchstraße ins Paradies.
Jakobus‘ Leichnam soll an der spanischen Atlantikküste an Land getrieben und von seinen Jüngern im Landesinneren bestattet worden sein. Anfang des 9. Jahrhunderts fand der Eremit Pelayo auf ein himmlisches Zeichen hin das Grab des Jakobus‘ auf dem sogenannten Sternenfeld (Compostela). Hier entstand eine Kirche, aus der sich die Kathedrale von Santiago entwickelte, die bis heute eine enorme Anziehungskraft ausübt.
Jakobus bzw. der Weg zu ihm hat auch in Neuss seine Spuren hinterlassen. In der katholischen Pfarrkirche St. Marien befindet sich ein Jakobsrelief. In der Sebastianuskirche in der Innenstadt steht eine Jakobusfigur. Eine Inschrift von 1479 am ersten Jochpfeiler im südlichen Seitenschiff der St. Quirinus-Basilika zeugt davon, dass es schon im 13. Jahrhundert in Neuss eine Jakobsbruderschaft gab. (www.via-jakobsweg.de, Artikel: ‘Neuss – Renaissance eines Jakobsortes’)

Neuss, Wallfahrts- und Pilgerort am Jakobsweg

Neuss hat eine fast eintausend jährige Geschichte als Wallfahrts- und Pilgerort. Die Römer hatten vor zweitausend Jahren gute Bedingungen geschaffen, als sie ihre Straßen anlegten, die Neuss mit Rom vernetzten. Auf denen reiste die Äbtissin Gepa aus dem Neusser Benediktinerkloster nach Rom zu ihrem Bruder, dem damaligen Papst Leo IX., und brachte im Jahr 1050 von dort die Reliquien des Heiligen Quirinus nach Neuss. Seit dieser Zeit pilgerten Wallfahrer zum goldenen Schrein der Basilika St. Quirinus.

Der Gedanke liegt nahe, dass auch Jakobspilger als Besucher kamen und die Strecke nutzten, um weiter nach Spanien zu gelangen. Von Neuss nach Santiago de Compostela sind es 2407 Kilometer. Aber selbstverständlich kann man auch in Etappen wandern. Strecken-Empfehlungen finden wir auf der Website der Deutschen Jakobusgesellschaft. (www.jabobswege-europa.de) Zusammen mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat sie das nördliche Jakobswegenetz erschlossen, gekennzeichnet und dokumentiert. Der Weg 4 beispielsweise führt vom niederländischen Nimwegen durchs Rheinland über Kleve, Xanten, Rheinberg, Krefeld, Neuss am Rhein entlang und über Dormagen, Merkenich nach Köln.
Ein weiterer Weg, der über Neuss führt, ist der Weg 9 des LVR. Von Dortmund geht er über Essen, Ratingen, Neuss entlang dem Verlauf der Erft in Richtung Grevenbroich, schließlich nach Jülich und Aachen. Dort schließt der Weg sich dem Weg 1 an, über den man nach Belgien, Frankreich und schließlich nach Spanien gelangt.

Pilgern vor der Haustür

Vielleicht nutzen wir aber auch erst einmal die Möglichkeiten, in Neuss auf Pilgerschaft zu gehen, wandern zur Jakobusskulptur am St. Quirinus oder suchen das Symbol der gelben Jakobsmuschel, die uns beispielsweise den Weg vom Nordkanal nach Selikum weist.

Claudia Pilatus