Jedes Kind muss schwimmen lernen: Wie ein Seepferdchen im Wasser
18. Juni 2018 | Von Der Neusser | Kategorie: Aktuelles, TitelthemaIm Jahr 2015 startete in Neuss das Pilotprojekt „Jedes Kind muss schwimmen lernen“. Wie sieht es heute mit der Schwimmfähigkeit der Neusser Kinder aus?
Die Schwimminitiative wurde ins Leben gerufen, weil Studien die alarmierende Tatsache ans Licht gebracht hatten, dass rund ein Drittel aller Kinder, wenn sie die Grundschule verlassen, nicht oder nur unsicher schwimmen können.
„Dem müssen und werden wir aktiv entgegenwirken. Nicht nur in unserer Funktion als Badbetreiber vor Ort in Neuss. Sondern auch, weil wir hier unsere gesellschaftliche Verantwortung sehen. Wenn Kinder frühzeitig schwimmen lernen, dann beugt das Ertrinkungsfällen vor, verbessert die Lebensqualität und fördert das sportliche Bewusstsein“, erklärte Matthias Braun, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss-Bädertochter.
Und der Vorsitzender des Stadtsportverbandes Neuss, Wilhelm Fuchs, betonte: „Schwimmen können sollte in einer modernen Gesellschaft wie der unseren eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Deswegen haben wir die Initiative ergriffen, um mit starken Partnern ein klares Zeichen zu setzen.“
Die Stadtwerke Neuss, der Stadtsportverband Neuss und der Ausschuss für den Schulsport im Rhein-Kreis Neuss beschlossen, allen Kindern vor Ort eine fundierte Schwimmausbildung zukommen zu lassen. Das Projekt begann testweise mit drei Neusser Grundschulen. Aufgrund der positiven Resonanz fiel die Entscheidung, das Projekt fortzuführen und auszuweiten.
Schwimmen für mehr Spaß und Lebensqualität
Seitdem haben ca. 450 Grundschüler an den eigens dafür eingerichteten Zusatzkursen teilgenommen, um ihr Seepferdchen-Abzeichen zu erlangen. Darüber hinaus nehmen im Rahmen des Projektes jährlich etwa 650 Grundschulkinder an einem begleitenden Schwimmunterricht teil.
Das Seepferchen erlangen die 10 bis 11 Jahre alten Kinder, indem sie vom Beckenrand ins Wasser springen, 25 Meter schwimmen und einen Gegenstand mit den Händen aus schultertiefem Wasser herausholen. Höher sind die Anforderungen für das Jugendschwimmabzeichen Bronze: Sprung vom Beckenrand und mindestens 200 m Schwimmen in höchstens 15 Minuten, Tauchen und Herausholen eines Gegenstandes aus ca. 2 m tiefem Wasser, Sprung ins Wasser aus 1 m Höhe sowie Kenntnis der Baderegeln.
Alle Grundschüler, die das erste Mal mit ihrer Klasse ins Nordbad, Südbad oder Stadtbad zum Schwimmen gehen, werden von Stadtwerke-Maskottchen Pinguin Fridolin begleitet, Fridolin sagt ihnen, wie sie sich im Schwimmbad richtig verhalten und welche Regeln hier zu beachten sind, wie „vor dem Schwimmen duschen“ oder „niemanden ins Becken stoßen“.
Sicher im Wasser
Beim Schulschwimmen gilt seit Dezember 2014 in Nordrhein-Westfalen der Erlass „Sicherheitsförderung im Schulsport“. Deshalb werden seit 2015 im Rahmen von Lehrerfortbildungen Kurse zum Erwerb der so genannten „Rettungsfähigkeit“ angeboten. Damit der Schwimmunterricht sicher abläuft und bestens auf die unterschiedlichen Schwimmfähigkeiten der Schüler eingegangen und sie gezielt gefördert werden können, haben die Stadtwerke Neuss hierfür zusätzliches Personal eingestellt. Zum Start des Programms „Jedes Kind muss schwimmem lernen“ sagte der aus Neuss stammende Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz als Schirmherr des Projektes: „Schwimmen erlernt sich am besten im Kindesalter.“ Die Botschaft stieß offensichtlich auf offene Ohren und große Resonanz.
Kinder mögen Wasser
In dem Sinne und aufgrund der hohen Nachfrage haben die Stadtwerke Neuss in diesem Jahr die Schwimmangebote für Babys und Kleinkinder erweitert und in den Neusser Bädern wieder neue Aquafitness- und Schwimmkurse begonnen.
„Wir stellen fest, dass unsere Schwimmkurse für Babys, das Kleinkinderschwimmen und die Wassergewöhnung immer beliebter werden“, so Bäderbetriebsleiter Alexander Bride.
Je nach Alter erhalten die Kinder in den Kursen ein erstes Gefühl für das Element Wasser, lernen ihre motorischen Fähigkeiten und ihr Orientierungsgefühl auf spielerische Art auszubauen und unternehmen erste Spring- und Tauchversuche.
Ein guter Schritt. Wie Henning Lambertz 2015 erklärte: „Wer über die Familie, die Schulen oder die Vereine erste Grundlagen im Wasser vermittelt bekommt, der hat sein ganzes Leben lang etwas davon.“ Und jede Menge Spaß in den Neusser Bädern – ob in der Halle, im Freien oder mit Wellengang.
Claudia Pilatus