Mädchen mögen MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik

11. Februar 2018 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft am 11. Februar:
Gute Kenntnisse in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik bilden eine starke Basis für gute Berufschancen und sind das Rüstzeug, Fortschritt mitzugestalten. In einer modernen Gesellschaft ist es wesentlich, dass Mädchen und Frauen ihre Fähigkeiten als Naturwissenschaftlerinnen, Technikerinnen, Informatikerinnen einbringen.

Seit der Gründung ist „Mädchen stark machen“ der Leitsatz des Mädchengymnasiums Marienberg. Seit Beginn der 1990er hat sich die Schule in den MINT-Fächern zunehmend profiliert. Dieses Engagement wurde 2017 mit zwei Auszeichnungen gewürdigt.

Ausgezeichnetes Engagement

Zur Verleihung des Gütesiegels MINT betonte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer: „Der MINT-Sektor bietet Jugendlichen hervorragende Perspektiven – sowohl für eine berufliche als auch eine akademische Ausbildung. Deswegen gilt es, sie für diese Fächer zu begeistern. Die Förderung der MINT-Bildung in der Schule leistet einen bedeutenden Beitrag, Zukunftsperspektiven zu schaffen sowie den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Nordrhein-Westfalen zu stärken.“
Hinzu kam die die Höchstförderung von 5.000 Euro vom Fonds der chemischen Industrie im Verband der chemischen Industrie (VCI) für Marienbergs engagierte Förderung der Schülerinnen im Fach Chemie. Diese Höchstförderung erhalten ausschließlich Schulen, die vielfältige Aktivitäten auch außerhalb des regulären Chemieunterrichts nachweisen können. Schülerinnen des Gymnasiums Marienberg nehmen zum Beispiel regelmäßig und mit großem Erfolg an naturwissenschaftlichen Wettbewerben, wie „Jugend forscht“, „Internationale Junior Science Olympiade“, „Internationale Chemie Olympiade“, teil.

Großes Interesse an Mathematik & Co.

„Wie sehr die Schülerinnen an den MINT-Fächern interessiert sind, sieht man nicht nur an der starken und erfolgreichen Beteiligung an den verschiedenen Wettbewerben, sondern auch daran, dass wir in jedem Jahr nicht nur ein bis zwei Mathematikleistungskurse, sondern auch Leistungskurse in allen drei klassischen Naturwissenschaften einrichten können, und das ohne Kooperation mit einer anderen Schule“, so Dorothee Wedekind, die Koordinatorin für den naturwissenschaftlichen Unterricht am Gymnasium Marienberg. Das ist als unmittelbarer Vorteil des monoedukativen Konzepts von Marienberg zu sehen. Dorothee Wedekind verweist auf entsprechende Forschungsergebnisse. „Vergleichende Studien konnten zeigen, dass Mädchenschul-Schülerinnen häufiger mathematisch-naturwissenschaftliche Leistungskurse belegen und auch bessere Leistungen in diesen Fächern erbringen als Schülerinnen koedukativer Schulen.“
Mit der Neueinweihung des komplett modernisierten und umgebauten naturwissenschaftlichen Trakts setzte das Neusser Mädchengymnasium im vergangenen Jahr ein weiteres unübersehbares Zeichen für die Stärkung von Frauen in den Naturwissenschaften und der Technik.

Lebendige Wissenschaft

So manche LeserInnen haben es vielleicht in ihrer Schulzeit so empfunden: Mathematik, Physik, Chemie waren schwierige Fächer, boten kaum Möglichkeiten zur eigenen, freien Gestaltung und keine unmittelbaren, positiven Sinneserlebnisse.

Das Programm zur 160-Jahr-Feier des Gymnasiums Marienberg 2017 machte klar, dass es ganz anders sein kann. Die „Physikanten“ zeigten in Shows den Schülerinnen interessante naturwissenschaftliche Versuche und Phänomene. Diese Veranstaltung motivierte die Schülerinnen in den nachfolgenden Tagen und Wochen, verschiedene Experimente im Unterricht noch einmal besprechen zu wollen und ebenfalls durchzuführen. „Schon seit Jahren versuchen wir, mit vielen Experimenten den Schülerinnen die Naturwissenschaften nahe zu bringen. Seit einigen Jahren arbeiten wir mit der ZDI (Zukunft durch Innovation / Gemeinschaftsoffensive des Landes NRW für MINT-Nachwuchs) zusammen und leihen uns Experimentierkoffer aus, so dass wir speziell in Physik auch in der Oberstufe Schülerversuche anbieten können. Auch in der Biologie wird das mobile Schülerlabor genutzt, z.B. der genetische Fingerabdruck“, berichtet Frau Wedekind.

Ein weiteres Beispiel für den motivierenden Unterricht ist die Kooperation der Fächer Physik und Kunst, in dem Laternen für den Martinsumzug angefertigt werden, deren Beleuchtung selbst erstellt und gelötet wird. Im Robotikkurs können die Schülerinnen Roboter nach Anleitung aus LEGO oder als freie Konstruktion zusammenbauen. Dabei können sie zugleich eine erste Programmiersprache (LabView) kennen lernen.

Mit Mathediplom in die Antarktis

Ist die Begeisterung für Mathematik und Naturwissenschaften erst einmal geweckt, gehen etliche Schülerinnen ihren Weg und „stehen ihre Frau“ in der Welt der Wissenschaft. Einige Beispiele:

Ricarda Winkelmann, die in Dorothee Wedekinds Physikleistungskurs war, machte 2008 ihr Diplom in Mathematik und begab sich 2010 bis 2011 auf eine Expedition zur Antarktis auf dem Forschungsschiff Polarstern, geleitet vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Mehr über die spannende Reise der seit 2015 als Juniorprofessorin für Klimasystemanalyse am Institut für Klimafolgenforschung & Universität Potsdam tätigen Mathematikerin auf: https://www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/leibniz-meeresforscher-im-portrait/ricarda-winkelmann/.

Katinka Ballmann, die ebenfalls den Physikleistungskurs bei Frau Wedekind belegte, ist als Physikerin im Bereich der theoretischen Festkörperphysik spezialisiert und hat an der Universität Bonn an Problemstellungen der Tieftemperaturphysik geforscht. Schon zu einem frühen Zeitpunkt ihres Studiums hat sie sich für die Physikshow der Universität Bonn engagiert und Schülerinnen und Schülern sowie Erwachsenen physikalische Zusammenhänge unterhaltsam und leicht verständlich erklärt. Ihr Ziel ist es, den Funken der Begeisterung für MINT-Fächer überspringen zu lassen und das Interesse für das vielfältige und spannende Berufsbild der Ingenieurin / des Ingenieurs zu wecken. Mehr auf: Discover Industry: https://www.youtube.com/watch?v=GhwSncNdf9A

„Lineare Gleichungssysteme in der numerischen Feldberechnung“ lautete der Titel der Habilitationsschrift von Ursula van Rienen, die 1976 das Abitur am Gymnasium Marienberg machte. Seit 1997 ist sie Universitätsprofessorin am Institut für allgemeine Elektrotechnik der Universität Rostock (Lehrstuhl für Theoretische Elektrotechnik).

Die ehemaligen Marienbergerinnen Annika und Madeline Kohlhaas sind seit 2016 in der Jury von „Jugend forscht“.

Frauen in der Wissenschaft – das ist spannende Realität. Die Neusser Mädchen sind bereit!

Claudia Pilatus