Überwinterungshilfe für Vögel und Insekten
20. Dezember 2017 | Von Der Neusser | Kategorie: Aktuelles, Neusser UmweltWeniger Vögel, weniger Insekten – die Nachrichten sind alarmierend. Wie können wir Vögeln und Insekten in unserem persönlichen Umfeld helfen?
Im Sommer dieses Jahres machte das Bundesumweltministerium eine alarmierende Mitteilung. Studien zeigten Rückgänge der Insekten um bis zu 80 Prozent. Hobby-Insektenkundler des Vereins in Krefeld haben über Jahre fliegende Insekten gefangen. In Schutzgebieten haben sie in Nordrhein-Westfalen und auch in Rheinland-Pfalz und Brandenburg Fallen aufgestellt. Seit dem Startjahr der Messung im Jahr 1989 wurden immer weniger Schwebfliegen, Wildbienen und Falter gezählt: 2016 registrierten sie 76 Prozent weniger in Nordrhein-Westfalen.
Fehlen die Insekten, wird den Vögeln die Nahrung knapp.
Denn fast alle Vögel füttern ihre Jungen mit Insekten. Hinzu kommt, dass Vögeln und Insekten oft schlicht und einfach die Wohnungen fehlen.
Nicht jedes Blatt wegsaugen
Wir haben den Lärm der Laubsauger vom Herbst vielleicht noch in den Ohren. Ihr Krach nervt nicht nur, sie schaden Insekten und somit auch vielen Vögeln. Besonders der Einsatz von Laubsaugern stört das ökologische Gleichgewicht von unbefestigten Flächen empfindlich und kann für in der Laubschicht lebende Bodentiere, kleinere Tiere wie Insekten oder Spinnen, Würmer und Weichtiere bis hin zu kleinen Igeln lebensgefährlich oder sogar tödlich sein“, erklärt Umweltdezernent Dr. Matthias Welpmann. Da der Mensch immer intensiver in die Landschaft eingreift, machen Vögeln und Insekten auch Pestizide zu schaffen. Zudem gibt es kaum noch Totholz oder Lehmhänge als Unterschlupf.
Wohnungen für Insekten
Das Insektenhotel bietet eine Alternative zu den immer knapper werdenden natürlichen Lebensräumen der Insekten. Diese Nist- und Überwinterungshilfen bestehen meist aus einer Art Kasten, der senkrecht aufgestellt wird und mehrere Fächer enthält. Die Fächer werden mit Holzspänen oder Ziegeln gefüllt, um unterschiedlichen Insektenarten ein Heim zu bieten. Das hilft nützlichen Insekten, und die Vögel finden Nahrung, wenn die Insekten im Frühjahr erwachen. Insektenhotels gibt es im Baumarkt zu kaufen, können aber auch selbst gebastelt werden. Der Kinderbauernhof in Selikum bietet immer wieder Nistkästen- und Insektenhotel-Basteln in seinem Programm an. Im September bastelten am Freiwilligentag des Rhein-Kreises Neuss die teilnehmenden Kinder mit Begeisterung zwanzig Insektenhotels.
Natürlicher Lebensraum
Am besten gefällt den Tieren ein natürlicher Lebensraum. Der NABU Kreisverband Neuss (www.nabu-neuss.de) entwickelt seit 2012 am Millischgraben in Holzheim ein Landschaftsschutzprojekt mit einem besonderen Fokus auf Sing- und Greifvögel. Vogelhecken, große Insektenhotels und Nistkästen sollen möglichst vielen Arten von Insekten und Vögeln einen Lebensraum geben.
Wer selbst einen Garten hat, kann da einiges für den Insekten- und Vogelschutz tun. Das Laub wurde schon angesprochen. Gartenbesitzer können heimische Sträucher im Garten anpflanzen, die Beeren tragen, wie zum Beispiel Holunder, Schlehe, Pfaffenhütchen oder Weißdorn. Sie stellen im Winter eine wichtige Futterquelle dar. Deshalb sollten auch die Samenstände der Kräuter und Stauden erst nach dem Winter entfernt werden.
Gutes Energiefutter
Die Vögel selbst haben einige Tricks, dem Winter Paroli zu bieten. So können sie ihr Gefieder zu einer Federkugel aufplustern und sich so ein Wärmepolster schaffen. In eisigen Nächten können sie auch ihre Körpertemperatur herunterfahren. Zum Aufrechterhalten der Körperwärme ist jedoch die Energiezufuhr über die Nahrung notwendig. Wenn auch die Winterfütterung keine bedrohte Vogelart rettet, so kann sie doch so manchen Vogel bei hartem Frost oder geschlossener Schneedecke über den Winter retten. Zudem bietet sie eine gute Gelegenheit zur Vogelbeobachtung. Gefüttert werden sollten nur Körnergemische oder Fettfuttergemische, keinesfalls salzhaltige Nahrung oder Brotreste. Vögel, die eigentlich Insektenfresser sind, wie Meisen oder Kleiber, nehmen im Winter gern fett- und energiereiche Samen, Nüsse und Körner in ihren Speiseplan auf. Selbstverständlich muss die Futterstelle immer trocken und sauber sein. Futter das liegen bleibt, abends entfernen, um keine Ratten anzulocken. Auf der Service-Seite des Naturschutzbundes Deutschland NABU (www.nabu.de) kann man in der „Snackbar für die Vögel“ erfahren, welcher Vogel welche Nahrung braucht.
Claudia Pilatus