„Gleich kommen die Kinder!“ Wenn Kita und Altenheim gemeinsame Sache machen, hat jeder was davon.
16. Oktober 2017 | Von Der Neusser | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben, TitelthemaFrau Großmann* strahlt. Die 83-jährige Bewohnerin des Seniorenheimes „Haus Nordpark“ freut sich: „Gleich kommen die Kinder.“ Gemeint ist eine bunte Truppe von vier- bis sechsjährigen, die die nahegelegene Kita „Heilig Geist“ besuchen. Einmal im Monat treffen sie sich. Dann kommen entweder die Kinder in das benachbarte Altenheim oder eine Gruppe von Senioren besucht die Kinder in ihrem Kindergarten, um gemeinsam miteinander Zeit zu verbringen.
Das Projekt gibt es schon seit vielen Jahren. Angefangen hatte es mit den Martinszügen. Damals besuchten die Kindergartenkinder der Kita „Heilig Geist“ regelmäßig einmal im Jahr zu St. Martin die Bewohner des „Haus Nordpark“, um ihre selbstgebastelten Laternen zu präsentieren und einige Lieder zu singen. Natürlich auch in der Hoffnung, die eine oder andere Süßigkeit abzustauben. Aus dieser einmalig stattfindenden Begegnung ist seit mehr als vier Jahren viel mehr geworden. Mittlerweile gibt es regelmäßige Treffen von Alt und Jung. Mindestens einmal im Monat wird sich gegenseitig besucht. Um zu spielen, zu basteln, zu backen und gemeinsam Spaß zu haben.
Von diesem generationenübergreifenden Miteinander profitieren eigentlich alle. „Die Senioren erinnern sich an ihre Kinder und gemeinsames Singen, Geschichten und kleine Bastelarbeiten sorgen für viel Freude, trainieren das Gehirn und wecken die Heimbewohner regelrecht auf. Sie werden wacher und aktiver, “ so Katharina Höschler, die im „Haus Nordpark“ als Koordinatorin für soziale Betreuung zuständig ist. Aber auch für die Kinder sind die regelmäßigen Besuche interessant und machen ihnen Spaß. Auch wenn manche Kinder am Anfang noch recht zurückhaltend sind, so gewinnt schnell die Neugier Überhand. „Durch ihre unbekümmerte und aufgeweckte Art entwickeln die Kinder in der Regel recht schnell ein Zutrauen, sehen und lernen, dass ein älterer Mensch krank werden kann, nicht mehr so beweglich ist, manchmal Dinge vergisst und, was ganz wichtig ist, dass man alten Menschen mit Achtung und Respekt begegnet. Vor allem die Kinder, die selber keine Großeltern haben, lernen, Rücksicht zu nehmen und zu helfen,“ so Frau Höschler.
In gemeinsamen Projekten entsteht manchmal Kunst, manchmal kulinarische Köstlichkeiten.
Insgesamt wird viel gelacht und der Lärmpegel geht deutlich nach oben. Genau wie die Laune. Denn Spaß und Unterhaltung stehen dann voll und ganz im Vordergrund. Ganz gleich, ob Plätzchen gebacken werden, musiziert, getanzt, gespielt oder gebastelt wird. Dabei entstehen zuweilen auch richtige Kunstprojekte, so wie das Gemeinschaftsprojekt „Das Kreuz“. An mehreren Treffen wurden zuvor eingegipste alte Gesang- und Gebetsbücher bemalt und mit farbigen Handabdrücken der Kinder und Senioren versehen und anschließend zu zwei großen Kreuzen zusammengefügt, die dann auch noch gesegnet wurden. Ein Kreuz bekam die Kita, das andere das Seniorenheim. Andere Bastel-, Back- und Kunstprojekte werden entweder gerecht untereinander aufgeteilt oder manchmal auch auf regelmäßig stattfindenden Bazaren zum Verkauf angeboten.
Ein solch harmonisches Miteinander könnte durchaus Vorbild sein, so sieht es jedenfalls die Junge Union, die einen Antrag an den Jugendhilfeausschuss der Stadt Neuss gestellt hat, mit dem sie die Förderung von Kooperationsprojekten zwischen Kitas und Altenheimen anstoßen möchte.
Mit Sicherheit eine gute Idee. Aber für viele Einrichtungen möglicherweise nicht so einfach umzusetzen, da gewisse räumliche und bauliche Gegebenheiten erfüllt sein müssen, wie beispielsweise die räumliche Nähe von Kita und Altenheim, sowie geeignete, barrierefreie Räumlichkeiten. Genau diese Voraussetzungen sind bei der Kita „Heilig Geist“ und dem „Haus Nordpark“ gegeben. Sie liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt und die Kita befindet sich in einem barrierefrei zugänglichen, modernen Neubau mit ausreichend großen, hellen Räumen. Ideale Voraussetzungen also, die generationsübergreifende Freundschaft dauerhaft zu pflegen.
*Name von der Redaktion geändert.
Monika Nowotny