Auch in Seniorenheimen ist man auf den Hund gekommen

30. September 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben, Titelthema

Wie der Einsatz von speziell geschulten Therapiehunden in Seniorenheimen die Lebensgeister weckt: Wenn Luna einmal wöchentlich die Senioren in verschiedenen Seniorenheimen besucht, kommt Freude auf. Nicht nur bei Luna, einer neunjährigen Bobtail-Berner-Sennenhund Mischlingshündin, sondern vor allem bei den Bewohnern der Einrichtungen. Es wird gestreichelt, geredet, gefüttert und gelacht. Luna ist einer von vier Therapiehunden, mit denen die Mitarbeiter von DOG’S TOUCH regelmäßig sechs bis acht Neusser und Düsseldorfer Altersheime besuchen und für Abwechslung und Begeisterung bei den Bewohnern sorgen.

Da ist ja meine süße Luna,“ begrüßt Frau M.*, eine 86-jährige weißhaarige Dame, Luna. Das ist eher ungewöhnlich für Frau M., denn ansonsten redet sie nicht viel. Sie ist an Demenz erkrankt und scheint nicht viel von ihrer Umwelt wahrzunehmen. Aber wenn Luna kommt, ist das anders. Dann strahlt Frau M. richtiggehend und beugt sich vor, um Luna zu streicheln und erinnert sich sogar an ihren Namen. Freudig läuft Luna auf Frau M.‘s Rollstuhl zu, wedelt mit dem Schwanz und setzt sich zu ihr. Von Frau Schmitz-Philipp, ihrem „Frauchen“, einer ausgebildeten Therapiehundeführerin und Mitgründerin von DOG’S TOUCH erhält Frau M. ein Leckerli oder eine Packung zum selbstständigen Öffnen. Einige Leckerchen kann sie Luna reichen. Mit ihrer feuchten Nase nimmt Luna sich behutsam das Leckerli und lässt sich von Frau M. das wuschelige Fell streicheln.

Auch bei den anderen Teilnehmern der kleinen Gruppe ist Luna äußerst beliebt. Man sitzt im Kreis und Luna begrüßt schwanzwedelnd jeden der Anwesenden. Dann führt sie, sehr zur Freude der Senioren kleine Kunststückchen vor, die auf Anweisung von Frau Schmitz-Philipp die Senioren zum Nachahmen oder Mitmachen animieren. Die Übungen und Tricks haben unterschiedliche Schwierigkeitsstufen und dienen zur Anregung der geistigen Mobilität und zur Besserung der Fein- und Grobmotorik. So haben die Senioren eine große Auswahl zwischen Wurf- und Versteckspielen mit Spielsachen der Hunde, Kontaktspielen mit dem Hund wie Pfötchen geben, Leckerchen vom Körper fressen, Körperteile erfühlen oder auch einfache Bürst-Angebote.

Neben „Platz“ und „Sitz“ können Therapiehunde auch jede Menge anderer Tricks und Kniffe

Luna ist ein ausgebildeter Therapiehund und bildet zusammen mit ihrer Besitzerin ein Therapiehundeteam, d.h. beide haben eine Ausbildung absolviert und sind perfekt auf ihren Einsatz vorbereitet. In Seniorenheimen „arbeitet“ Luna mit älteren Menschen, aber die Teams kommen auch bei anderen Personengruppen zum Einsatz, beispielsweise bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, bei Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen und bei Menschen mit Autismus oder Angst vor Hunden.

Therapiehunde haben in der Regel eine positive Wirkung auf jeden, der mit ihnen zusammen sein darf und der Hunde mag. „Gerade bei alten Menschen ist die Resonanz auf die Hunde immer wieder überwältigend“, so Frau Taut, ebenfalls Mitbegründerin von DOG’S TOUCH. Manche fangen durch die Hunde wieder an zu reden, sie zaubern den Menschen ein Lächeln ins Gesicht, sie stimulieren die Sinne und oft bringen sie den Menschen längst vergessen geglaubte Erinnerungen zurück,“ so Frau Taut. Gerade bei dementen oder bettlägerigen Senioren bieten die Hunde eine willkommene, stimmungsaufhellende Abwechslung.

Therapiehunde müssen vom Wesen her sehr geduldig und menschenbezogen sein. Durch die spezielle Ausbildung beherrschen sie viele kleine Übungen und Tricks, die der spielerischen Schulung von Motorik dienen sowie die Gedächtnisleistung fördern können. Das weiche Fell und die feuchte Nase laden ein zur sensorischen Stimulation.  Auch inspirieren die Hunde zu sozialen Kontakten, wenn nach ihrem Besuch noch lange darüber gelacht und gesprochen wird, was sie „heute wieder alles gemacht haben“. Nicht nur Luna ist den Bewohnern der Senioreneinrichtung ein Quell der Freude. Zum Team von DOG’S TOUCH gehören noch weitere ausgebildete Therapiehunde: Erdmann, Bam-Bam und Darwin und der Nachwuchs Gismo in Ausbildung. Sie sind alle von unterschiedlicher Rasse, sie ist also weniger ausschlaggebend als der Charakter. Ein Therapiehund in spe muss tolerant, gutmütig und gehorsam sein und über ein gutes Sozialverhalten verfügen. Nur dann ist er geeignet für die Ausbildung.

Zu Therapiezwecken wollen die Hunde auch spielen – aber nur mit Erlaubnis aller Beteiligten

Luna ist gehorsam, aber auch sehr verspielt. Jetzt legt sie die Vorderpfoten auf dem Schoß von Herrn F.* Das darf sie nur nach Erlaubnis. Herr F. ist ganz begeistert. Immer wieder krault er die Hündin hinter den Ohren. Dabei lacht er. Dann wirft er den roten Ball quer durch den Raum. Luna hechtet hinterher und bringt ihn wieder zurück. Sie legt ihn Herrn F. in den Schoß und blickt ihn erwartungsvoll an. „Du willst wohl nochmal?“ Herr F. strahlt über das ganze Gesicht, als er den Ball noch einmal wirft. Auch die anderen Teilnehmer der Runde verfolgen begeistert das Geschehen, einige klatschen vor Freude in die Hände, als Luna erneut den Ball apportiert. Nach 60 bis 90 Minuten wird es langsam Zeit für die Verabschiedung. Luna gibt jedem „Pfötchen“ oder winkt und bekommt zum Dank eine letzte Streicheleinheit.

Über ihre Motivation, die 2011 zur Gründung von DOG‘S TOUCH führte, sagen Frau Schmitz-Philipp und Frau Taut: „In vielen Situationen konnten wir immer wieder beobachten, dass unsere Hunde besondere Fähigkeiten besitzen, Menschen auf einer emotionalen und sozialen Ebene anzusprechen und nicht nur uns als ihren Besitzern viel Freude schenken. Daraus entstand das Interesse, sie in unsere Arbeit einzubinden und vielen Menschen einen Kontakt mit ihnen zu ermöglichen.“ Und auf die Frage, ob es klappt, sagen sie: „Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Angebote mit den Hunden sehr gut angenommen werden. Die positive Wirkung auf die Teilnehmer wird uns immer wieder durch die Angehörigen und das Personal zurückgemeldet.“

Auch heute war der Besuch wieder sehr erfolgreich. Zurück bleibt eine Gruppe von fünf bis acht recht aufgekratzten und glücklichen Senioren, die sich jetzt schon wieder auf den nächsten Besuch von Luna freuen.

Weitere Infos zu DOG’S TOUCH unter http://www.therapiehunde-neuss-duesseldorf.de

* Name ist der Redaktion bekannt.

Monika Nowotny