Sonntagsausflug mit einem ungewöhnlichen Ziel

31. August 2017 | Von | Kategorie: Aktuelles, Neusser Leben

Die Menschenkette gegen den Betrieb von maroden Atomkraftwerken in Belgien und in den Niederlanden

Am Sonntag, den 25. Juni fand eine länderübergreifende Demonstration in Form einer 90 km langen Menschenkette statt, die von Tihange über Lüttich und Maastricht nach Aachen reichte. 50.000 Menschen haben gemeinsam ein Zeichen des Widerstandes gegen die maroden Atomkraftwerke Tihange und Doel gesetzt.

Diese Atomkraftwerke werden trotz erheblicher Sicherheitsmängel nicht vom Netz genommen und sind eine dauernde Gefahr für unsere Gesundheit. Dass diese Gefahr nicht im fernen Tschernobyl oder Fukushima lauert, sondern in unserer unmittelbaren Nähe, war sicherlich für viele ausschlaggebend für eine Teilnahme. Initiatoren und Organisatoren waren die Aachener Initiative Stop Tihange sowie zahlreiche Initiativen aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland.

Auch im Rhein-Kreis Neuss gibt es zahlreiche besorgte BürgerInnen, die ihrem Protest Ausdruck verleihen wollten und an der Menschenkette teilnahmen. 170 MitfahrerInnen waren Teil der Menschenkette zwischen Aachen und Tihange. Der Lammertzhof aus Kaarst hatte vier Busse organisiert, in denen sie zu ihrem 25 km von Tihange entfernten Standpunktes in der Menschenkette fuhren. An mehreren Treffpunkten konnten die Mitfahrenden zusteigen. Vom jungen Vater mit Baby im Tragetuch, einer Gruppe Teenager, mehreren Familien mit Kindern, bis hin zu rüstigen Rentnern, alle Altersgruppen waren vertreten. Die Stimmung war fröhlich und erweckte den Eindruck eines organisierten Sonntagsausfluges. Bereits im Bus wurden Kontakte geknüpft und lebhafte Gespräche geführt.

Gutes Wetter, gute Stimmung und ein ernstes Anliegen

Am Zielort wurde den Reisenden an einem Informationsstand der Weg zu ihrem Standort gewiesen. Kleinere Menschengruppen hatten sich bereits entlang der Straße verteilt, ausgerüstet mit Anti-AKW Bannern und gelben „Kettenbändern“ mit der Anti-AKW Parolen. Diese sollten dazu dienen, Lücken in der Menschenkette zu schließen. Aus vorbeifahrenden Autos wurden ermutigende Handzeichen mit dem Daumen nach oben gegeben. Bei persönlichen Gesprächen mit Nachbarn aus Belgien und den Niederlanden wurden problemlos die Sprachbarrieren überschritten und ein „grenzenloses“ Gefühl von Gemeinsamkeit entstand. Um 14.45 war dann es soweit: eine bunte Mischung von Menschen aus drei Nationen reichten einander die Hände. Trommeln waren zu hören und Tröten, Menschen lachten einander zu, als ob sie sagen wollten: „Super, wir haben es geschafft“. Die Sonne schien. Danach löste sich die Kette langsam auf und die Menschen machten sich wieder auf die Heimreise. Beeindruckend war zuletzt eine bunte Menschenansammlung, unter ihnen einige Japaner*innen. Ihre Anwesenheit brachte direkt das Reaktorunglück von Fukushima 2011 in Erinnerung. Sechs Jahre ist es erst her, doch es erscheinen kaum noch Berichte zur derzeitigen Situation in den Medien. Ein Mantel des Schweigens hat sich beruhigend über das Thema gelegt.

Beunruhigend ist jedoch eine Tatsache, die uns wachrütteln sollte: der Stadtrat von Aachen hat für September 2017 die präventive Verteilung von Jodtabletten für den Fall eines Reaktorunglückes beschlossen. Diese Maßnahme soll beruhigen und vorbeugen. Doch sie zeigt vor allem eines: Die Gefahr eines weiteren atomaren Unfalles ist reell und existiert in unserer unmittelbaren Nähe.

Mehr Informationen zur Menschenkette finden Sie unter:

http://www.chain-reaction-tihange.eu/de

http://www.transitiontown-neuss.de/tihange/

Felicitas Rath