Rathauskantine
5. April 2017 | Von Der Neusser | Kategorie: Aktuelles, Neusser LebenMahlzeit! Mein Name ist Alfred Sülheim, Stadtarchivar. Obwohl sich mein Arbeitsplatz im Archiv an der Oberstrasse befindet, suche ich doch regelmäßig das Rathaus auf um in der dortigen Kantine einzukehren. Wie es das Schicksal und die Öffnungszeiten wollen, treffe ich dort häufig auf Controllerin Simone Strack und Hausmeister Jupp Schwaderath. Gemeinsam haben wir schon einige spannende und brisante Abenteuer zum Wohl des Bürgers, des Steuerzahlers und unserer geliebten Heimatstadt Neuss erlebt und erleben sie täglich wieder.
Menü heute: Moosgrün an Feinstaub
Als es in der Kantine neulich nach längerer Zeit mal wieder Lasagne gab, wanderten meine Gedanken unweigerlich hinüber zur Rennbahn, der viel zitierten Grünen Lunge von Neuss, deren zumindest grüne Zukunft aktuell ziemlich unsicher ist. Als meine Gedanken wieder zurückwanderten, blieben sie leider an der Batteriestraße im Stau stecken. Und ich dachte so bei mir, dass eine autofreie City doch eine ganz charmante Idee ist, auch wenn sie nicht jedem einleuchtet. Vom Markt am Hafenbecken 1 vorbei in die Grüne Lunge hineinflanieren, ohne das Überqueren viel befahrener Straßen, ohne Lärm und vor allem ohne Abgasdusche. Tolle Vorstellung. Es gibt aber auch andere Ideen zur Begrünung der Stadt.
Und da hat die FDP wieder einen tollen Vorschlag aus dem Hut gezaubert: City Trees! Das sind jetzt aber keinesfalls Bäume, sondern Wände, an denen Moos wächst. Und die nehmen dann, so zumindest die Theorie, den Feinstaub auf. Deshalb, so die FDP weiter, solle man lieber darüber reden, als über eine autofreie City. Aha. Also wir kümmern uns nicht um das, was das Problem verursacht, sondern wie man die Schäden klein hält. Wäre man beim Rauchen ähnlich vorgegangen, dann hätte man nicht das Rauchen vielerorts verboten, sondern in jedem Raum große Dunstabzugshauben installiert. Oder die Nichtraucher in Anwesenheit von Rauchern dazu verdonnert, Gasmasken zu tragen. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen, unsere Innenstadt könnte durchaus noch etwas grün vertragen, aber es muss ja nicht gleich Moos sein. Und ich hege auch gewisse Zweifel, ob das Moos den Feinstaub schneller aufnimmt, als man ihn einatmet, wenn man unvorsichtigerweise zu Stoßzeiten zu Fuß auf der Erft- oder Batteriestraße unterwegs ist. Mal abgesehen davon, dass Autos ja noch viel mehr Dreck hinten raus blasen als nur Feinstaub. Insofern wäre es doch, als weitere Analogie zum Rauchen, sinnvoll, Autos mit Warnaufklebern zu versehen. Vielleicht groß auf der Motorhaube oder den Seitentüren: Autofahren gefährdet ihre Gesundheit! Autofahren kann tödlich sein! Oder auch bei sportlicheren Modellen: Autofahren gefährdet ihre Potenz! Und für den Fall, dass diese Aufkleber tatsächlich etwas bewirken sollten, könnte ich sie mir auch auf der Wahlwerbung bei den anstehenden Wahlen vorstellen: Diese Politik gefährdet ihre Gesundheit! Diese Partei kann ihre innere Sicherheit beeinträchtigen! Dieser Kandidat ist schlecht für ihren Blutdruck!
Wohl bekomm‘s!