Neusser Karneval läuft auf Hochtouren – „Janz Nüss es rasend jeck“
3. Februar 2016 | Von Der Neusser | Kategorie: Aktuelles, Neusser LebenDas Motto der laufenden Karnevals-Session scheint weit hergeholt, doch im Karneval gehören Übertreibungen zum guten Ton und wie jeck unsere Stadt dann an den tollen Tagen wirklich wird, hängt nicht zuletzt von den Bürgern ab, denn an Gelegenheiten zum Feiern mangelt es in Neuss wahrhaftig nicht.
So laden die etablierten Gesellschaften wie die blauen Funken, die traditionsreichen Grün-Weiss-Gelben, Blau-Rot-Goldenen, die närrische Pudelbande, oder, oder, oder zu großen und kleinen Sitzungen ein; das TAS zeigt die neueste Auflage der Stunksitzung, die Neusser Heimatfreunde verleihen den Mundart-Rekeliserorden und auch die GWN mischen im Neusser Karneval kräftig mit.
Ausverkaufte Veranstaltungen wie „Kamelle aus Kölle“ mit bekannten Unterhaltungskünstlern und 1.200 Gästen im Swissotel, die Verleihung des Quirinussterns durch die Stadt- und Prinzengarde im Thomas-Morus-Haus, oder die Jubiläums- und Kostümsitzung der KG Müllekolk, beide ebenfalls im Thomas-Morus-Haus, zeugen von der Beliebtheit des rheinischen Karnevals.
Bei Insidern sehr beliebt und längst kein Geheimtipp mehr zum Karneval sind die Dorfabende im Grimlinghausener Reuterhof, wo die Stimmung kocht.
Alternative zu den Sitzungen
Wem das alles zu organisiert scheint, kann sich beim Kneipenkarneval schunkelnd und tanzend ausgelassen amüsieren.
Vom Künstlerstammtisch „Kappesköpp“, zu dem aktuell 35 Unterhaltungskünstler wie De Albatrosse, de Ritter, D‘r Tulpenheini, Alles Paletti oder D‘r Kappes Tünn und De Fetzer gehören, wurde diese Spielart des Karnevaltreibens vor einigen Jahren wiederbelebt. Die Veranstaltung erinnert an die ursprüngliche Variante des Karnevals und findet jedes Jahr in einer anderen Kneipe statt. In dieser Session startet der urwüchsige Karneval am 28. Januar im Froschkönig in Reuschenberg. Für gute Stimmung sorgen Kappes-Köppe wie „Alles Paletti“, der „Tulpenheini“, der „lustige Jo“ und „ne Kölsch Köbes“. Sie werden mit ihren Auftritten die Besucher mitreißen und Lust auf mehr Karneval machen.
Genau das ist die Absicht der Neusser Kappesköpp, wie ihr Vize-Baas Reiner Franzen erklärt: „Bei unserem Kneipenkarneval stehen unsere Künstler ganz dicht vor dem Publikum und erleben ihre Reaktionen unmittelbar. Das ist für beide Seiten sehr intensiv. Viele Besucher bekommen dadurch Lust auf einen Besuch der großen Sitzungen!“
In den Neusser Kneipen und Lokalen wird zu unterschiedlichen Terminen Party gemacht, so beispielsweise Altweiber und Rosenmontag im Frankenheim in Holzheim, oder im Zeughaus an Altweiber und Kappes-Sonntag.
Kostüme sind ein Muss!
Richtige Narren feiern natürlich nicht im Abendanzug, Uniform oder Ballkleid, ein möglichst farbenfrohes Kostüm ist ein absolutes Muss in diesen Zeiten.
Wem die Zeit fehlt, sich ein Kostüm selbst zu schneidern, findet beim Karnevalsspezialisten Holzberg auf der Oberstraße ganz sicher die Verkleidung, in der er/sie sich in die närrischen Wogen begeben will.
Tanja Decker ist ein „Kölsch Mädche“, lebt und feiert den Karneval in der Landeshauptstadt Düsseldorf. „Ich bin mit dem Karneval aufgewachsen, als Kölner Mädchen wurde er mir in die Wiege gelegt!“ erklärt sie . Die medizinische Fachangestellte berät im Nebenberuf die Kunden bei Holzberg, für uns schlüpfte sie in verschiedene Roben. Sie zeigt unseren Leserinnen, was nicht nur tragbar ist, sondern auch jede Menge Spaß verspricht.
Aus den rund 1.000 bei Holzberg vorhandenen Kostümen wählte Tanja ein farbenfrohes Hippie-Kostüm, das in diesem Jahr sehr beliebt ist und als weiteren Klassiker ein Piratenkostüm nebst Dreispitz. Darin können Narrenherzen spielend leicht geentert werden. Als Eisprinzessin in kühlem Eisblau erscheint sie magisch und unnahbar und als kokette New Yorker Polizistin im stylischen Echtleder-Mini nimmt sie schnell mal ihr Gegenüber gefangen. Zum Düsseldorfer Karneval geht Tanja als Harlekin verkleidet und ist dann nur von Freunden zu erkennen.
Die „Tollen Tage“ sind der Höhepunkt!
Wenn am 4. Februar die Weiber die Rathäuser stürmen, ist dies der Startschuss für den Straßenkarneval und die wirklich heiße Zeit hat begonnen.
In der Quirinusstadt wird am Karnevalssonntag, dem Kappessonntag zum großen Kappessonntagszug die ganze Stadt Kopf stehen und das Sessionsmotto „Janz Nüss es rasend jeck“ wird allerorts spürbar sein. „Der Zug wird wieder ein wenig wachsen und noch größer als im letzten Jahr sein“, freut sich Ralf Dienel, der Zugleiter vom Neusser Karnevalsausschuss. Wie immer wird sich der Kappeszug am Sonntag (7.2.) um 13 Uhr in Bewegung setzen. Aufstellung ist an der Oberstraße (Spitze: Kreishaus, Ende: Stadthalle) der Zugweg führt über Zollstraße, Friedrichstraße, Breite Straße, Drususallee, Benno Nußbaum-Platz (ehem. Hamtorplatz), Erftstraße, Büttger Straße, Hermannsplatz, Kapitelstraße, Krefelder Straße, Niederstraße, Büchel, Markt, Oberstraße, anschließend Auflösung und Kappesfete im Zeughaus.
Fairer Karneval auf dem Vormarsch
Dass sich das ausschweifende Fest mit fairem Handel bestens verträgt und die Neusser Karnevalisten sich um Nachhaltigkeit bemühen, zeigt der stetig steigende Anteil an fair gehandeltem Wurfmaterial. „Es war schon lange eine Herzensangelegenheit des Karnevalsausschusses, faires Wurfmaterial zu etablieren. Heute haben über 10 Prozent der Gruppen diesen Gedanken aufgenommen“, erklärt Reiner Franzen.
Unterstützung bekommt der Ausschuss durch den ersten interkommunalen Prunkwagen, den der Fair-Trade Rhein-Kreis Neuss gemeinsam mit den Städten Düsseldorf und Mönchengladbach bauen ließ.
Die Idee dazu hatte Kreis-Pressesprecher Harald Vieten bereits 2014: „Als ich meine Idee dem Vorsitzenden des Neusser Karnevalsausschusses Jakob Beyen vortrug, fand ich in ihm einen großartigen Unterstützer und auch die Vertreter der Städte Düsseldorf und Mönchengladbach waren sofort begeistert von dieser Idee! Wir möchten ein Signal setzen für fairen Handel und der Karneval eignet sich sehr gut dafür.“
Der faire Karnevalswagen soll an allen drei Umzügen teilnehmen: am Kappessonntag in Neuss, am Rosenmontag in Düsseldorf und am Veilchendienstag in Mönchengladbach und es soll als Wurfmaterialien bei den Umzügen neben „fair gehandelter Kamelle“ auch Rosen und Schokolade aus fairem Handel regnen. Beim Neusser Kappessonntagszug werden neben Bundes-Gesundheitsminister Hermann Gröhe auch Vertreter der Eine-Welt-Initiative und Vertreter der Fair-Trade-Schulen aus dem Kreisgebiet auf dem Prunkwagen 3.000 faire Rosen unters Narrenvolk bringen.