Carrerabahn im Garten, Moped in der Reithalle
28. August 2015 | Von Der Neusser | Kategorie: Neusser LebenEs gibt viele Wege, den König des eigenen Zugs zu ermitteln. Vorweg die klassische: alle Beteiligten schießen auf einen Vogel. Wenn das aber aus verschiedenen Gründen nicht das Passende ist, lassen sich Schützenzüge andere Wettkämpfe einfallen. Zum Beispiel der St. Hubtertuszug „Echt vom Besten“, der übrigens in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert.
Den einzigen wahren Grund, warum sich die Mitglieder einst dazu entschlossen, dem Ausschießen des Zugkönigs den Gewehrkolben zuzudrehen, gibt es nicht. Das erzählen zumindest die beiden langjährigen Mitglieder und Ex-Zugkönige Mark Pilhofer und Oliver Jonda. „Wobei, es gab anfangs mal dieses Erlebnis“, erhebt Pilhofer den Finger, „als wir im Lebioda waren, um unseren Zugkönig auszuschießen. Ich weiß nicht mehr, wer es war, aber einer hat es tatsächlich geschafft, aus fünf Meter Entfernung eine rote Couch zu treffen, anstatt den blöden Vogel. Vielleicht lag es daran.“ Oder eventuell an dem Fakt, dass den Echt-vom-Besten-Schützen die Aktion stets zu kurzweilig ausfiel. „Nach einer knappen halben Stunde war das Schießen in der Regel immer vorbei. Das ging viel zu schnell“, so Oliver Jonda. Das änderte sich auch nicht, als man die Waffen variierte: Kleinkaliber, Luftgewehr, 45er Magnum – nichts gefiel den Schützenzug-Mitgliedern so richtig. Was wohl auch gut so war, wenn man die oben erwähnte Treffsicherheit bedenkt. Also musste etwas anderes her. Und was liegt in einem Männerhirn in steter mentaler Griffbereitschaft, wenn es um die Frage geht, was eigentlich noch wirklich Spaß macht? Richtig: Carrera-Bahn!
„Ich habe dann sechzig Meter Bahn im Internet ersteigert“, erinnert sich Oliver Jonda, dessen elterlicher Garten als Rennstrecke herhalten durfte, „und davon haben wir dann rund zwei Drittel aufgebaut. Zwei Stunde hat das gedauert. Da war alles dabei. Total geil!“ Das Rennen um den großen Zugkönig-Preis von Vogelsang stand aber erst ein paar Tage später auf dem Programm. „Ja, eben! Deshalb hat der Olli ja auch gewonnen! Der Sausack hat die ganzen Tage nichts anderes gemacht, als trainiert“, beschwert sich Mark Pilhofer. „Ja und, dafür war es auch mein Garten“, kontert der Beschuldigte. Den klaren Hausstrecken-Vorteil nutzte Jonda in der Tat konsequent. Trotz Eingewöhnungszeit und Qualifying für alle verwies er die Konkurrenten auf die Plätze und wurde der erste waffenfreie Zugkönig des St. Hubertuszugs. Gefallen gefunden an dem außergewöhnlichen Zugkönig-Wettkampf folgten bis heute viele andere Aktionen mehr: Mini- und Frisbee-Golf, Wii-Olympiade und Stadt-Rallye oder mit dem Moped durch das Geläuf des Zureitgeländes einer Reithalle brettern. „Das war echt vom Allerbesten!“, lachen beide. „Mit dem Hintern halb im Dreck durch den Parcours, zwischenzeitlich mussten wir den verstopften Vergaser ausbauen und wieder sauber machen. Dann wieder einbauen und ab zur nächsten Rundenzeit. Wahnsinn, das war eine Riesengaudi!“
Hört sich in der Tat nach einer Menge Spaß an.
Der Liebling unserer Redaktion ist allerdings ein anderer. Nein, nicht das diesjährige friesische „Bosseln“, welches Zugmitglied Michael Dohmen für sich entscheiden konnte, weil er ja „sowieso immer gewinnt, wenn Bälle im Spiel sind“, laut Mark Pilhofer. Nein. Eine anderer Echt-vom-Besten Zugkönig-Wettkampf hat unsere Herzen im Sturm erobert: das Ringstechen von Münster. Es war so erfolgreich, dass sich weder Jonda noch Pilhofer an das genaue Jahr erinnern können. Was sie aber noch genau wissen, ist, dass sie kleine Bierfässer mit zum Zelten genommen hatten, die mit einer einzigartigen Kühltechnik ausgestattet waren. „Da wurde das Bier auf Knopfdruck heruntergekühlt bis es eiskalt war, einfach super!“, erinnert sich Mark Pilhofer. Vielleicht inspirierte sie dieses innovative Produkt zu der spontanen Entscheidung, den Zugkönig zu ermitteln. Es wird wohl zumindest bei der Umsetzung der Idee nicht geschadet haben. Denn: kurze Zeit später fuhr man bierseelig, bekleidet mit Flossen, Taucherbrille und Schwimmflügeln sowie ausgerüstet mit einem abgebrochenen Besenstiel, auf einem Fahrrad eine Wiese entlag, um mit der selbsternannten „Lanze“ einen Ring zu treffen. Auf so einen grandiosen Blödsinn muss man erst mal kommen. Aber auch hier stand am Ende mit Prof. Dr. Jens Bongartz der neue Zugkönig fest. Übrigens, ohne dass auch nur ein Teilnehmer bei den „Hinfallern“ ernste Blessuren davon getragen hätte, betonen beide. Ob das an der inneren Coolness durch das ein oder andere Kaltgetränk lag, lässt sich nur vermuten. Es war nach den Schilderungen der beiden aber sicher einmal mehr „Echt vom Besten“.