Kandidaten persönlich – Thomas Nickel
3. August 2015 | Von Der Neusser | Kategorie: Neusser LebenEr trifft uns vor dem Rathaus, um anschließend – welch Überraschung – vor einem Markt-Café einen Cappuccino zu trinken. The same Precedure as Breuers Time? Nicht ganz. Wir sitzen vor einem anderen Laden, aber darauf kommt es Thomas Nickel nicht an. „Ich schaue im Vorbeigehen einfach, wo Platz ist“, erzählt er mit Blick auf die vorbeischlendernden Passanten. Dass die oftmals mehr sind als diese anonyme Bezeichnung vermuten lässt, wird in den nächsten Minuten schnell klar. Thomas Nickel grüßt, winkt lachend in die eine und in die andere Richtung. Immer scheint sich gerade jemand zu freuen, den ersten stellvertretenden Bürgermeister zu treffen. Auf ein „Ach, hallo, Thomas!“ folgt meist ein kurzer Smalltalk, in dem kurze Daten, Termine oder Neuigkeiten ausgetauscht werden. Dass dies zu Thomas Nickel gehört, werde ich an diesem Nachmittag noch häufiger feststellen. Der Grund, warum er den Markt zu einem der schönsten Plätze von Neuss zählt, ist ähnlich dem seines Konkurrenten. „Ich bin früher, also bevor der Markt so schön war wie jetzt, gerne nach Maastricht gefahren. Da gibt es eine Vielzahl von Cafés und Bistros in verschiedenen Looks. Das ist einfach schön“, weist er auf das umliegende Ambiente und fügt hinzu, „Markt bedeutet Leben. Austausch und Wirtschaft. Hier sieht man, wer mit wem Kontakte knüpft. Anwälte, die sonst gegeneinander kämpfen, essen hier miteinander. Politiker verschiedener Fraktionen sitzen zusammen. Neuss ist eine Stadt der Netzwerker“, stellt der umtriebige Versicherungsdirektor i. R. fest.
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Päpste und Vespa
Wir verlassen den Markt mit dem Ziel Insel Hombroich. Weit kommen wir allerdings nicht. „Haben wir noch Zeit für einen kurzen Abstecher durch die Krämergasse?“ – Klar. „Gucken Sie, ist das nicht schön? So etwas findet man woanders nur selten“, weiß er. „Reisen ist eine Leidenschaft von meiner Frau und mir“, plaudern wir. China und Indien hätten sie noch nicht besucht, sonst aber eigentlich schon alles andere. Außerdem geht es zum Skifahren, Golfen oder auf mehrtägige Radtouren. Dann kommt der ehemalige Vorsitzende des Diözesanrates auf einen Lieblingsort außerhalb von Neuss zu sprechen. Rom. „Diese Stadt ist faszinierend. Seit 1974 bin ich immer wieder dort gewesen, habe Päpste und Kardinale getroffen und kennen gelernt. Und jedes Mal, wenn ich dorthin fahre, finde ich etwas Neues.“ Eine Vespa hat er sich vor drei Jahren zugelegt und sich so ein kleines Stück Rom-Flair nach Hause geholt. „Ich fahre dort viel Vespa. Aber da ist das Wetter auch besser als hier.“ Der Besitzer einer feuerroten 125er wird unter den bronzenen Blicken von Kardinal Frings unterbrochen. Während der kurzen Begrüßungen, Handschläge und kleinen Scherzen werde ich sofort vorgestellt. Thomas Nickel. Netzwerker. Immer.
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Runterkommen
Auf der Museumsinsel Hombroich lässt die Dichte der Unterbrechungen nach und es wird schnell klar, warum der Holzheimer diesen Ort schätzt wie wenige Zweite. „Hier komme ich zwischendurch immer mal wieder hin. Ich komme zur Ruhe, denke über Dies und Das nach, sortiere ein paar Gedanken und bekomme neue Ideen.“ Seit Beginn des Projekts ist er dabei. Er erzählt von der Zusammenarbeit mit Stiftungsgründer Karl-Heinrich Müller und der nicht immer leichten Umsetzung der Idee. Vom Künstler Anatol, den er von früher als Verkehrserziehungs-Polizist kennt und der heute als wirkender Künstler die Insel mitgestaltet. Warum dieser Einsatz für ein außergewöhnliches Projekt? „Ich habe das damals einfach als Chance gesehen. Und schauen Sie, was daraus geworden ist. Die Insel Hombroich und die Raketenstation sind weltweit bekannt. Kunstinteressierte kommen von überall hierher. Wir Neusser wissen das nur manchmal nicht zu schätzen. Wissen Sie, ein ähnliches Projekt gibt es in Paris. Viele Menschen besuchen auf ihrer Reise erst die Insel Hombroich und dann die französische Hauptstadt. Das ist doch was!“
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Buntes Blumenhorn
Was wir Neusser auf jeden Fall immer zu schätzen wissen, ist das Schützenfest. Wie ist der aktuelle Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins eigentlich mit dem „Virus“ infiziert worden. „Meine Frau und ich haben in Holzheim Tennis gespielt“, erinnert sich der gebürtige Frankfurter. Wie es seine Art ist, brachte sich Nickel auch hier tatkräftig in die Vereinsarbeit ein und wurde Vorsitzender. „Als solcher wurde ich zu einer Krönung eingeladen. Irgendwann habe ich mich bequatschen lassen, als passives Mitglied mitzumachen. Und dann kam 1984 plötzlich der Schützenvereinsvorsitzende auf mich zu und sagte: ‚Thomas, wir haben noch keinen Schützenkönig. Willst Du das nicht machen?’ Und dann hab ich das gemacht. Ich bin da irgendwie so reingerutscht. Da konnte ich überhaupt nichts für“, lacht der Vorsitzende des Bezirksausschusses Holzheim. „Zwei Jahre später, auf der Meisterfeier von Blau-Weiß Neuss, haben wir dann aus einer Bierlaune heraus den Neusser Grenadierzug ‚Sportfreunde’ gegründet. Na ja, und 1990 hieß es dann: ‚unser Zug könnte ja auch mal einen König stellen’. Meine Frau meinte, wenn ich das machen wolle, dann solle ich es jetzt machen. Das war eine tolle Zeit! Nach dem Königsjahr bin ich dann ins Komitee gewählt worden und seit 2000 bin ich Präsident.“ Spätestens jetzt dürfte jedem klar sein, warum Thomas Nickel in Neuss bekannt ist wie ein buntes Blumenhorn. Aber nicht nur dafür. Er ist umtriebig in zahlreichen Gremien und Ausschüssen. Und es wundert nicht, dass er auch das Feld „Stadtentwicklung“ nicht seinem Kontrahenten Reiner Breuer überlässt: Zum Abschluss unseres Treffens zeigt er uns idyllische Wohnquartiere, die in seinem Bezirk entstanden sind und spannt den Bogen zurück in die Innenstadt. „Wir leben von Veränderungen. Man muss sich Neuerungen stellen und Dinge angehen. So wie auch im Neusser Hafen. Die Stadt wird in den nächsten Jahren weiter ans Wasser wachsen. Da wird es Industrie, Handel und Wohnbebauung geben. Da wird noch viel passieren.“