Himmlische Klänge und tanzende Tropfen – Ein Küster sorgt für Überraschungen
8. April 2015 | Von Der Neusser | Kategorie: Neusser LebenHarry Meschke, ein Mann der ganz besondere Leidenschaften pflegt, mit denen er seine Mitmenschen begeistern und verzaubern kann.
Küster – ein ungewöhnlicher, beinahe vom Aussterben bedrohter Beruf, den ich selten als Antwort bekomme, wenn ich jemanden nach dem Beruf frage. Wenn mir der betreffende Küster dann während einer Ausstellungseröffnung mit einem merkwürdigen Instrument auf den Knien begegnet, wird mein Interesse umso größer. So kam ich ins Gespräch mit Harry Meschke und ins Staunen über diesen vielseitig begabten Menschen. Der ehemalige Gärtner fand zum Beruf des Küsters, als er während seiner Zeit als Zivildienstleistender mit der evangelischen Kirche in einen intensiven Kontakt kam. Seit 1981 ist er mit viel Freude für die Gemeinde der Erlöserkirche in Neuss-Reuschenberg tätig.
Außerdem hat Harry Meschke noch zwei weitere Berufungen. Zum einen spielt er die Hang, ein ungewöhnliches und seltenes Instrument. Es stammt aus der Schweiz und wurde dort auf Basis der bekannten Steeldrums entwickelt. Zum ersten Mal hörte Harry Meschke eine Hang, als er 2006 auf der Kölner Domplatte einem niederländischen Hang-Spieler begegnete. Dieser ließ ihn auch mal probieren, und ab diesem Moment konnte er sich dem Zauber dieses Instrumentes nicht mehr entziehen und erwarb seine erste Hang. Er begann als Autodidakt zu spielen, Lehrer gab es damals wie heute keine.
Da es ihm zunehmend Freude machte und einen guten Ausgleich zu seiner Arbeit darstellte, spielte er bald mehrere Stunden täglich. Da lag es nahe, geeignete Orte außerhalb der eigenen Wohnung zu suchen, um neue Klangräume und Resonanzen zu entdecken. Diese fand er u.a. auf der Raketenstation und natürlich auf der Museumsinsel Hombroich, die über ganz besondere Resonanzräume verfügt. Dort können sich die wundersamen Klänge voll entfalten und dort bekam er auch seine ersten Zuhörer, die ganz fasziniert stehen blieben um zu lauschen und die beinahe meditative Musik zu genießen. Manche Menschen sind tief ergriffen und verbinden spirituelle Erfahrungen mit dieser ihr.
Inzwischen hat sich der Ruf des „Hang-Harry“, wie er sich auch nennt, herumgesprochen und er wird oft als musikalischer Begleiter für diverse Veranstaltungen engagiert. Besonders gerne begleitet er Ausstellungseröffnungen aber auch private Feiern, Begräbnisse und Hochzeiten, sofern seine Arbeits-zeiten in der Gemeinde dies zulassen.
Doch Herr Meschke hat noch mehr zu bieten. Bereits als Kind war er ein sehr aufmerksamer Beobachter – ihn faszinierten die Tropfen, wenn sie in die Pfützen platschten und wieder emporsprangen. Dies wollte er genauer untersuchen. Zur Konfirmation bekam er seinen ersten Fotoapparat geschenkt – das eröffnete ihm die Möglichkeit, seine Eindrücke festzuhalten. Naturfotografien, vor allem ganz nah dran und bis ins Detail – Makroaufnahmen also – von Insekten, Blüten und natürlich von Tropfen. Doch das Wichtigste, den Sprung der Tropfen, das Platschen, dies wollte er sichtbar machen. Deshalb entwickelte er später, als technisch versierter Mann sein eigenes Labor, in dem er Tropfen kontrolliert fallen lassen konnte. Er experimentierte mit diversen Flüssigkeiten, von Zuckerwasser bis hin zu Gelatine-Wasser-Gemischen und Ölen. Er färbte sie mit Lebensmittelfarben, schrieb sogar selbst ein Programm, um per Computer das Fallen steuern sowie dies zugleich optimal beleuchten und fotografieren zu können. Die Ergebnisse übertreffen wohl die Träume des kleinen Jungen von damals und begeistern sämtliche Betrachter: bizarre Gebilde in leuchtenden Farben und von einer bezaubernden Transparenz und Dynamik werden sichtbar.
Kein Wunder, dass diese aufsehenerregenden Fotografien immer wieder auf Ausstellungen zu sehen sind und Harry Meschke einen Kalender „Tropfenwelten 2015“ herausgibt (erhältlich im Buchhandel). Schönes will geteilt sein. Und das tut er auch auf seiner Web-Site www.hangharry.de. Dort können sich Interessenten gratis seine Musik-CDs herunterladen und Zuhause genießen. Auch sind in der Web-Galerie die Tropfenbilder zu bewundern und es gibt eine Übersicht zu den kommenden Ausstellungen und Konzerten.