Radfahren in und um Neuss – Der Drahtesel ist längst in Mode gekommen
1. April 2015 | Von Der Neusser | Kategorie: Aktuelles, Neusser LebenSobald die Sonne scheint, aber auch bei schlechterem Wetter, beherrschen sie das Straßenbild, die Frauen, Männer, Mädchen und Jungen auf ihren Fahrrädern – in Neuss beträgt der Anteil der Radfahrer 12 Prozent des Gesamtverkehrs.
Egal, ob Sie das Fahrrad täglich als Verkehrsmittel zur Arbeit oder Schule nutzen, oder es nur in der Freizeit einsetzen, Sie tun sich etwas Gutes! Radfahren zählt zu den gesündesten Sportarten, denn die Bewegung an der frischen Luft stärkt Herz und Kreislauf und fördert den Stoffwechsel.
Radfahren ist ein echtes Ausdauer-Kardiotraining! Die Kondition nimmt zu und Fett wird abgebaut. Da im Gegensatz zum Joggen Gewichts- und Stoßbelastungen für Hüften, Knie- und Fußgelenke vermieden werden, können auch Menschen mit Gelenkproblemen oder Senioren sich in den Sattel schwingen.
Fast jedes Kind lernt heute das Radfahren schon im Kindergartenalter, in den Grundschulen absolvieren sie meist ein Sicherheits- und Verkehrstraining in Zusammenarbeit mit der Polizei, sodass sie bei entsprechend beaufsichtigtem Training sicher im Straßenverkehr unterwegs sein können. Trotzdem gilt, dass Sicherheit an erster Stelle steht und Kinder immer einen Helm tragen sollten. Für Erwachsene ist das im Übrigen auch zu empfehlen.
Neusser Radfahrer sind eher unzufrieden mit ihrer Stadtführung
Neuss zählt nicht gerade zu den fahrradfreundlichsten Städten des Landes, wie aus einer unlängst veröffentlichten Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) hervorgeht. Dort erreichte die Quirinusstadt nur Platz acht von 13 teilnehmenden Städten in NRW, im Bundesvergleich reichte es nur für Platz 21 bei 37 Teilnehmern.
Die Neusser Radfahrer bemängelten vor allem unzureichend gepflegte und bei Schnee nicht geräumte Radwege und das Fehlen von Mieträdern. Auch die hohe Zahl von Fahrraddiebstählen und eine Ampelschaltung, die nicht genügend auf Radfahrer abgestimmt ist, kreideten sie der Stadt an.
Der Vorstand des Neusser ADFC, Dr. Heribert Adamsky, bestätigte die von der Umfrage zu Tage gebrachte Mängelliste. „Wir haben schon lange das Gefühl, dass die Neusser Verwaltung uns Radfahrer nicht genügend Beachtung schenkt, denn auf unsere Mängelhinweise erhalten wir nur selten eine Rückmeldung, eine Beseitigung erfolgt noch seltener. Das Klima ist schlechter geworden und die Neusser Radfahrer werden allmählich ungeduldig!“
Oft könnten auch mit minimalem Kostenaufwand Verbesserungen erzielt werden, so etwa durch Markierungen auf der Fahrbahn, wo Sicherheitsräume für Radfahrer ausgewiesen werden könnten, wie beispielsweise an der Kreuzung Zollstraße/Oberstraße. Dort fehle für abbiegende Radfahrer aus Richtung Obertor eine Aufstellfläche. Die müssen sich einen Weg zwischen Linienbussen und Pkws suchen. Auch der Berliner Platz bereitet dem ADFC Kopfschmerzen, denn dort ist ein Unfallschwerpunkt. „Die Heranführung des Radverkehrs an die Kreuzung ist unzureichend geregelt, es fehlt ausreichend Vorlauf“,so Dr. Adamsky. Schade sei, dass bei der Planung der neuen Brücken über die Batteriestraße die Radfahrer nicht berücksichtig wurden. „Hier wurde eine gute Chance vertan!“, meint Adamsky.
Es sei ja nicht so, dass die Stadt nichts für ihre Radfahrer tue, erklärt er. So schließe sie nach und nach Lücken, wie etwa im Bereich der Gielen-/Schorlemerstraße, wo beidseitig ein kombinierter Rad-Fußweg entstehen soll. Auch der bis zum Romaneum geführte Radweg entlang der Zollstraße sei ein guter Ansatz. Schade sei, dass dieser am Romaneum endet und mit ihm dann auch das gefahrlose Fahren. Ein baldiger Umbau dieser Kreuzung sei nicht in Sicht, denn die Stadt warte auf die Zusage von Fördermitteln, erklärt Heribert Adamsky.
In diesem Zusammenhang spielt der versprochene Ausbau des Radschnellwegs entlang der Hammer Landstraße ebenfalls eine große Rolle, doch ehe der umgesetzt wird, vergehen sicher noch einige Jahre.
Der Neusser ADFC hat viele Vorschläge, wie die Innenstadt fahrradfreundlicher gestaltet werden könnte, so könne eine Umgestaltung des Parkraums im Neusser Gründerviertel Platz für Sicherheitsräume für Radfahrer schaffen und den Pendlerverkehr in die Parkhäuser zwingen. Auch könnte dann auf mehreren Straßen die Fahrtrichtung für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben werden.
Stadt nimmt Radfahrer ernst
Der ADFC-Fahrrad-Klimaindex trifft bei der Neusser Verwaltung auf offene Ohren, wie Christian Unbehaun vom Stadtplanungsamt mitteilt: „Wir wollen die genannten Schwachstellen nicht wegdiskutieren, sondern nehmen diese zum Ansporn, besser zu werden. Die Umfrage zeigt auch wesentliche Stärken auf, wie die gute Erreichbarkeit der Innenstadt und dass Radfahren in Neuss durchaus ein Thema ist!“
Schon seit vielen Jahren gibt es in Neuss einen Arbeitsausschuss Radverkehr, der erst kürzlich zum Arbeitskreis Mobilität weiter entwickelt wurde. Dort wird die Entwicklung des gesamten Straßenverkehrs mit allen Teilnehmern betrachtet. „Wir sehen den Radverkehr integrativ im Gesamtkontext, um ein Konzept für den Stadtverträglichen Verkehr zu erarbeiten. Das Thema hat einen hohen Stellenwert in unserer Stadt“, erklärt Unbehaun.
Der in Zusammenarbeit mit mehreren Kommunen geplante Radschnellweg wird kommen. Aktuell wird eine Machbarkeitsstudie angefertigt, die dann als Grundlage für weitere Planungen dienen soll. „Wir führen intensive Gespräche mit der Stadt Düsseldorf, die federführend bei diesem Projekt ist“, berichtet der Stadtplaner.
Während große Projekte wie dieser Radschnellweg oder der Ausbau des Radwegs im Bereich der Straße Am Kehlturm entlang des Hessentordamm/Europadamm längere Planungsphasen brauchen, werden kleine Projekte schneller in die Tat umgesetzt. „Wir fahren jedes Jahr gemeinsam mit dem ADFC die Neusser Straßen mit dem Fahrrad ab und sehen uns vor Ort kritische Stellen an. Oft können wir mit einfachen Mitteln eine spürbare Verbesserung erreichen“, so Christian Unbehaun.
So wird kontinuierlich an der fahrradfreundlichen Stadt Neuss gearbeitet. Meist sind es kleine Schritte, wie Fahrbahnmarkierungen oder der Ausbau des Radwegenetzes. Am 23. März wurden im zuständigen Planungsausschuss neue Pläne für eine Strecke in Gnadental vorgestellt, Arbeiten an der Viktoriastraße, der Schorlemerstraße laufen und für die Nordkanalallee, die Jülicherstraße und die Bergheimerstraße steht der Einstieg in die Planungen bevor.
Im März beauftragte der Rat die Verwaltung, sich um die Aufnahme in den AGFS; die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW zu bemühen. „Wir erhoffen uns durch eine Mitgliedschaft einen regen Austausch mit anderen Städten und Impulse für die weiteren Planungen in Neuss“, erklärt Unbehaun.
Schnell raus aus der Stadt und hinein ins Grüne
Außerhalb der Innenstadt bietet sich ein sehr positives Bild für die Radfahrer und die Radwege. Beste Noten gibt der ADFC dort den Freizeitrouten wie der Nordkanal-Route, dem Erftradweg oder beim Fahren entlang des Rheinufers. Zu entdecken gibt es mit dem Rad so einiges!
Es muss nicht gleich eine Tagestour sein, denn auch im nahen Umland warten reizvolle Wege in wunderschöner Natur und kulturelle Zeitzeugen darauf, von Ihnen entdeckt zu werden.
Nicht umsonst installierte der Rhein Kreis Neuss im vergangenen Jahr Radknotenpunkte, die die Planung einer individuellen Radwanderroute vereinfachen.
Insgesamt 114 Knotenpunkte stehen im Kreisgebiet und weisen dem Radfahrer schnell und einfach den Weg. Erkennbar ist das neue System an den rot-weißen Pfeil-, Tabellen- und Zwischenwegweisern.
Besorgen Sie sich doch einfach einen Tourenplaner und entdecken Sie das Neusser Umland mit dem Fahrrad. Sie werden erstaunt sein, was Ihnen als Autofahrer so alles entgangen ist!
Günstig an gute Räder kommen
Am 16. April gibt es in Neuss eine Fundsachenversteigerung, bei der wieder rund 100 Fahrräder unter den Hammer kommen, die seit Mitte Oktober 2014 im Neusser Fundbüro landeten. Gesteigert wird ab einem Euro, bei besonders gut erhaltenen und wertvollen Rädern kann das Mindestgebot auch schon einmal deutlich höher angesetzt werden. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, besonders für jenen, der sich ein Fahrrad zum günstigen Preis zulegen will. Alle Räder sind durchaus fahrbar und oft reicht es, die Räder aufzupumpen, denn Schrott wird vorher aussortiert und landet im Container.
Für jeden findet sich das passende Rad
Das Angebot ist so vielfältig, dass wirklich jeder das passende Modell für sich und seinen Einsatz findet. Als traditionsreicher Fachbetrieb für Fahrräder ist Fahrrad Oberländer in Reuschenberg seit 1946 Anlaufstelle für alle Neusser. Norbert Oberländer leitet das Familienunternehmen in der zweiten Generation und kennt den Markt ganz genau. „Wir bieten die ganze Palette vom ersten Laufrad bis zum Elektrofahrrad!“, erklärt er. Er versteht seinen Betrieb als Fachgeschäft für den Otto-Normalverbraucher. Die meisten seiner Kunden suchen alltagstaugliche Räder und entscheiden sich meist für City-, Trecking- oder Hollandräder der Marken Pegasus, Gazelle, Giant und KTM. Auch durch einen Elektromotor unterstützte Hybrid-Modelle erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, so Oberländer. Dank modernster Akkutechnik schaffen die neuen E-Bikes mit einer Ladung gut 100 Kilometer. Die für Individualisten zum Lifestyle gehörenden Cityracer, die sogenannten Urban-Bikes, oder individuell zusammengestellte Mountainbikes runden das Angebot nach oben ab.
Maßgeschneiderte Räder
Individualität ausleben ist auch und in zunehmendem Maße beim Fahrrad wichtig. Für besonders anspruchsvolle Bike-Enthusiasten lohnt sich da der Weg nach Gnadental, wo Arno Gummich mit „Arno‘s Bikestore“ vor zehn Jahren auf der Kölner Straße seinen Traum vom eigenen Geschäft verwirklichte. Alltagsräder, Mountainbikes, ausgefallene Fatbikes oder die elektrisch unterstützenden Pedelecs gehören ebenso zum Angebot wie echte Rennmaschinen. Schon lange gehört das Team mit Arno, Niklas, Jan und Andreas zur festen Größe in der Radsportszene. Bis weit über die Stadtgrenzen hinaus hat sich die Kompetenz des Meisterbetriebes herumgesprochen und viele Radprofis vertrauen ihnen. „Wir bieten nur qualitativ hochwertige Fahrräder an, die wir ganz individuell an unsere Kunden anpassen!“, so Arno Gummich. Der eingefleischte Radsportler gibt die eigenen Erfahrungen gern an seine Kunden weiter und passt die Räder solange an, bis sie wirklich wie angegossen passen. Marken wie Stevens, Max, Noxon, Scool oder Fahrradmanufaktur sind ebenso vertreten wie maßgeschneiderte Räder für die Ewigkeit mit Rahmen aus Titan, bei denen für jedes Detail am Kunden Maß genommen wird. So entstehen echte Unikate für ungetrübten Fahrspaß. Diese Custom-Bikes sind so individuell wie ihre Fahrer.
Bevor eine Kaufentscheidung getroffen wird, ist es wichtig, dass mehrere Modelle Probe gefahren und die richtige Fahrradgröße gefunden wird, denn für einen ungetrübten Fahrspaß ist die perfekte Sitzposition entscheidend, vergleichbar mit gut sitzenden Schuhen und das bei sportlicher und gemütlicher Sitzposition. Beim Fachhändler sollten Sie auf jeden Fall Sattel und Lenkrad optimal einstellen lassen, um Fehlhaltungen zu vermeiden, die den Fahrspaß trüben können.