Über den Rollmopsboulevard in Richtung Riesenrad – Der Weg zum Glück
28. August 2014 | Von Der Neusser | Kategorie: Neusser LebenOb der lebhaft und bunte Weg zum Kirmesplatz über einen Schützen-Boulevard oder über die Rollmopsallee führt ist eigentlich egal – im Gegensatz zu dem, was uns dort auch dieses Jahr wieder tolles geboten wird. Ein erquickliches Gespräch mit dem „Kirmes-Chef“ Ralf Weyers hat bei mir riesige Vorfreude auf die schönste Familienkirmes weit und breit ausgelöst.
Drei Jahre nachdem „Mr. Kirmes“ Willi Schlabbers in den Ruhestand gewechselt ist, zeigt sich, dass die Neusser Kirmessen in die richtigen Hände gelegt wurden. Der „Neue“, Ralf Weyers, hat immerhin auch schon 20 Jahre Kirmes-Außendienst auf dem Buckel. Er kennt quasi jeden Schausteller, was für die 19 Volks- und Schützenfeste, die er betreut – von der Furth bis Helpenstein – mehr als dienlich ist. Er beschäftigt sich nicht nur am Reißbrett mit der Planung, sondern ist nach wie vor mit seinen Kollegen vor Ort, beim Auf- wie Abbau und während der Feste. So hatte er Dienst auf der Furth, als Pfingsten das Sturmtief Ela wütete. „Bäume knickten um, Pavillons flogen in acht Meter Höhe über unsere Köpfe.“ Sie räumten noch rechtzeitig das Zelt und evakuierten die Leute in eine angrenzende Turnhalle. Wie durch ein Wunder gab es nur vier Verletzte, drei davon hatten einen Schock. „Erst als ich viele Stunden später den Weg durch die ganze Verwüstung nach Hause geschafft hatte, schlotterten mir die Knie und mir wurde bewusst, was ich da erlebt hatte,“ so Ralf Weyers. Für seinen besonnenen Einsatz hat ihm Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihren Dank ausgesprochen und ihn zu ihrem Sommerfest eingeladen, worauf er natürlich stolz ist.
Doch blicken wir nach vorn: Das jährliche Glanzstück ist die Neusser Kirmes zum Neusser Schützenfest. „Wir sind in der Top 25 der größten deutschen Kirmes-Veranstaltungen. Obwohl wir von Freitag bis Dienstag nur ein Wochenende im Fest haben“, berichtet Weyers. Als Gesamt-Paket mit dem größten Schützenfest ist das eine gewaltige Hausmarke. Aber keinesfalls ein Selbstläufer! Hat vielleicht das Prinzip Tradition Jahrzehnte lang ausgereicht, ist heute flexibles Handeln gefragt. Weyers, der mit seinem Team die ganz kleinen wie großen Schützenfeste unserer Stadt betreut, muss sich auch Problemen stellen. Dort wo demographischer Wandel und Migration aufeinander prallen, im Klartext, wo der Anteil verwurzelter Einheimischer kleiner wird, kann ein uriges Volksfest schnell mal ins Wanken geraten. Und damit die Schausteller tief in die roten Zahlen. Eine Entwicklung, die schon eins der einst größten Kirmes-Events in NRW – die Beeker Kirmes in Duisburg – ins Straucheln gebracht hat. Eine Gefahr, die unsere Neusser Kirmes nicht bedroht. Ihr Zuspruch bleibt ungebrochen: „Wenn wir Kirmes in Ligen einteilen würden, sind Cranger Kirmes, Düsseldorfer Kirmes und der Bonner Pützchensmarkt in der Champions League, die Dürener Anna-Kirmes und die Kirmes in Haan vielleicht in der Europa League. Wir sind in der 1. Liga, mit Ambitionen nach oben, vor allem aber sicher vor dem Abstieg.“
2014 sind es wieder 280 Schausteller aus ca. 1.ooo Bewerbern, die unsere Kirmes zum schönsten Erlebnis- und Genießer-Parcours des Jahres machen. Ralf Weyers ist sicher, auch in diesem Jahr wieder ein tolles Paket für Jung und Alt, Klein und Groß geschnürt zu haben.
Rund 80 Prozent der Schausteller sind gesetzt. „Wer sich immer an die Regeln hält, sein Standgeld bezahlt und den Platz ordentlich verlässt, kann sich auch auf uns verlassen“, so Weyers. Als Besucher bin ich jedenfalls froh, mein geliebtes Fischbrötchen oder den Schwenkbraten wieder zu finden. Ralf Weyers: „Meines Wissens haben einige seit 50 Jahren den gleichen Platz. Nach 20 Jahren Erfahrung vor Ort weiß ich, die Schausteller sind ein Völkchen für sich. Aber sie sind auch verlässliche Partner. Sie achten auf Qualität. Dazu kommt, dass nichts so kontrolliert wird wie ein Volksfest, vom Wasser über die Hygiene bis zum Bratfett. Und keiner riskiert es, durch Nachlässigkeit seinen Platz zu verlieren.“
Am Hafenbecken 1 und Wendersplatz vorbei, hier, wo alles noch offener ist, hat sich die Partymeile etabliert. Doch je weiter wir auf das neue Wahrzeichen der Ära Weyers – das optisch präsente Riesenrad – zugehen, wird es immer familiärer. Bis man dann den Platz mit den Fahrgeschäften und Unterhaltungstempeln erreicht. Hier ist die Aufgabe, die Besucher mit der richtigen Mischung aus Beliebtem und Neuem jedes Jahr aufs neue zu begeistern. Gerade hier zeigt sich das Positive am Netzwerken der modernen Kirmesmacher in NRW. Ralf Weyers profitiert von der Kommunikation. Zwar hat er „nur“ 5 Tage mit einem Wochenende zu bieten, aber: „Zwischen Cranger Kirmes und den Bonner Pützchensmarkt passt auch eine gut besuchte Kurzkirmes. Davon profitiere ich für unsere Neusser Kirmes und bekomme auch Hits aus der Champions League“. In der Tat. Diese Jahr sind es unter anderem Fahrgeschäfte wie „Voodoo Jumper“, die große Wildwasserbahn „Piraten-Fluss“ oder das Gruselmonster „Geisterstadt“, In der Summe bereiten uns die vielen Attraktionen für Groß und Klein eine schöne Zeit auf dem Platz. Bevor uns der Rückweg über die Popcorn-Avenue eine schöne Nachspielzeit garantiert.