Was ist da bloß im Vogthaus los?
8. Mai 2014 | Von Der Neusser | Kategorie: Neusser LebenDas traditionelle Neusser Brauhaus-Restaurant hat keine Veränderung nötig. Es muss kein pfiffiges Unterhaltungsprogramm anbieten. Macht es aber. Es sind interessante Konzerte, Partys und Veranstaltungsreihen. Zwei möchte ich besonders empfehlen.
Comedy – Das gepflegte Solo
Für diese Veranstaltungsreihe hat sich die Gastgeberin Petra Bark den Neusser Veranstaltungsprofi Michael Brücker ins Boot geholt. Brücker war es bei der Konzeption wichtig, nicht noch eine Show mit Kurzauftritten zu entwerfen. Schließlich ist er da schon mit der erfolgreichen Pop Up Comedy Show im Haus Obererft In Neuss unterwegs. Wenn die TV Comedians oft unsere Stadthalle füllen ist das schön und gut. Aber wo kann man die aufstrebenden Newcomer und Geheimtipps mit ihrem kompletten Soloprogramm mitten in Neuss auf die Bühne, ganz nah ans Publikum bringen? Das passiert seit kurzem im Vogthaus.
Benaissa Lamroubal alias „Be Nicer“ rappt das (Vogt-)Haus
Der Weckhovener Marokkaner ist zwar im Comedy-Untergrund (zu Recht) angesagt und hat es als RTL Comedy Contest Vize-Sieger sogar schon in die Bütt des Neusser Heimatabends geschafft. Aber reicht das für ein Debüt, fast ohne Werbung? Nun, man hatte mal mutig 77 Stühle aufgestellt und freute sich sichtlich, dass der Saal sich zügig füllte. Erster Eindruck: Nicht nur die obligatorischen Comedy-Fans, in mittelalt und älter sind da, sondern auch viele jüngere der Generation YouTube. Schön, wenn der Mix so bleibt.
Benaissa hat jedenfalls das generationsübergreifende Lachen an dem Abend im Griff. Sei es, dass für einen jungen Araber das Leben in Deutschland weniger hart ist als vielmehr „behaart“. So wird man bei der Einschulung in die 5. Klasse schon mal für den eigen Vater gehalten. Wenn dann der Bademeister das haarige Beinkleid eines Freundes auch noch für eine schwarze Leggins hält… Benaissa ist Generation Rap aber mit 34 auch schon Kind der 90er. So stellt er nicht nur Eindrücke und Vorurteile zwischen den Kulturen bloß. Er wirft auch den Blick zurück in eine andere Jugend in den 90ern. Da gab es den aufrechten Blick (ja das gab es mal , liebe Generation Smartphone) und präzise Verabredungen: „Wir treffen uns um zwei auf dem Spielplatz. Wann du nicht da bist, bin ich ab in die Stadt. Da kannst du mich lange suchen.“ Seine Stadt ist Neuss, die man laut Benaissa außerhalb von Neuss leider nur wegen der Wollnys kennt. Der Spielplatz ist in seinem Kiez Weckhoven, wo dem Respekt gebührt, dem normalerweise wenig Respekt gebührt. Fazit: Sollte Benaissa irgendwo auftreten, gehen sie hin, er ist ein offener Spiegel unserer Heimat. Genießen sie sein Programm, bevor seine Neusser Wurzeln ausreißen.
Das wird der nächste Comedy-Abend im Vogthaus
Gestatten, mein Name ist Tall, Chris Tall. Showdown ist am 15.5. Blutjung und unheimlich lustig ist dieser pummelige Ex-Schüler, erfolgreich auf den Comedy Bühnen unterwegs. Er hat eine TV Show für Kids, er räumt zurecht Preise ab, hat den RTL Comedy Contest (noch als Schüler) gewonnen. Ist danach direkt aus Hamburg ins Profilager der Comedy-Hauptstadt Köln gezogen. Deshalb FC statt HSV? Niemals! Dafür liebt er den Intellekt der besoffenen HSV Fans zu sehr: „Einseins gegen Dortmund? Das aggseptier isch ohne Wenn un Aber! Wenn aber jezz der HSV Einsnull führt un dann Einzneins spielt: Das aggseptier isch niemalss!“. Chris Tall liebt die Soloprogramme auf kleinen Bühnen, da ist Platz für seine Gabe, das Stand Up, auch mal einen absurden Schlagabtausch mit dem Publikum zu führen. Genau richtig für‘s Vogthaus, also nichts wie hin.
Public Singing – „Sing mal! mit Johannes Brand“
Klingt erst mal nach christlicher Chorprobe, oder? Ist es aber nicht. Da treffen sich Leute, die einfach Spaß am Singen haben. Ohne Verein, ohne Auftritt, ohne Gala, nur aus Spaß. Bei meinem Besuch waren ca. 80 Prozent Sängerinnen, 10 Prozent Sänger (was noch stark ausbaufähig ist) und 10 Prozent männliche Lippenzusammenbeißer am Start. Allerdings war ich auch nur beim „WarmUp“ und vor dem ersten Bierchen dabei. Danach habe ich aber „Mäuschen gespielt“ und kann deshalb versichern, da ging die Post ab, beim Singen von Schlagern, Top 40 Hits und Evergreens!
Im Saal ist noch Platz. Für Solisten. Paare. Cliquen. Veranstalterin Petra Bark (die selbst inbrünstig mitsingt) bekommt alle unter, versprochen. Bei Johannes Brand, der dieses liebevolle Sing-along mit Songs, Gesang, Gitarre und Texten via Beamer versorgt, bricht immer das Eis. Das nächste mal am 6. Mai im Vogthaus.
www.vogthaus.net, www.bruecker-event.de, www.singmalmit.de, www.chris-tall.de, www.rebellcomedy.de (Benaissa)