Thomas Nickel wünscht sich ein Schützenfest für alle – Ein Fest für wirklich alle Bürger

23. August 2013 | Von | Kategorie: Neusser Leben, Schützenfeste

 

Als unser „Oberschütze“ und Stellvertretender Bürgermeister vor Wochen in einem flammenden Appell an die Bürger und im speziellen an unsere Schützenbrüder „die integrative Kraft des Brauchtums“ beschwor, stand er noch unter dem Eindruck der Ereignisse um einen Weckhovener Salafisten-Club. So etwas und andere gesellschaftliche Signale beunruhigen ihn. Das harmonische aber filigrane Miteinander in unserer Stadt könnte Schaden nehmen.

 

Schön, dass wir mit ihm kurz vorm Fest über sein Anliegen sprechen konnten. Thomas Nickels Herz gehört dem Schützenfest, dem Neusser Brauchtum. Er bezeichnet sich selbst als „spät Berufenen“. Eigentlich wollten er und seine Freunde einfach nur einmal wissen, wie das ist, als Schütze im Schützenfest. Doch es blieb nicht bei dem einen mal, der Ü30-Seiteneinsteiger war der positiven Kraft des großen Miteinanders für immer erlegen. Diese Kraft, die Berge versetzen kann, möchte er als Oberschütze nun für einen erneuten gesellschaftlichen Schulterschluss in Neuss einfordern. Als ich seinen Appell das erste mal überflog, fragte ich mich, ob sein Appell nicht etwas naiv ist. Oder ist er taktisch zu sehen? Schließlich hält manch einfacher Schützenbruder das Neusser Schützenkomitee nebst Thomas Nickel für „etwas abgehoben“. Aber mit einem polarisierenden Ansatz wie diesem kann man keine „Pünktchen“ an der Basis sammeln.

Jetzt, nach unserem Gespräch bin ich seinem Anliegen näher, kann sein Wissen, seine Erfahrung und seine Ideen einordnen. Weder Naivität noch Schaumschlägerei ist ihm zu unterstellen. Stattdessen lohnt es, mit Thomas Nickel die Integrationsidee weiter zu vertiefen. „Ende der 50er Jahre ist es uns schon einmal gelungen, über das Brauchtum eine Neusser Bevölkerungsgruppe zu integrieren“, sagt Nickel und meint die damaligen Zuwanderer aus den Ostregionen. Bevor einst eine gegenseitige Ausgrenzung eskalieren konnte, fand man über das Modell „Mein Kollege – Meine Stadt – Mein Verein – Unser Schützenfest“ eine gemeinsame Identität. Da war die integrative Kraft des Brauchtums. „Natürlich war es einfacher, diese neuen Mitbürger fürs Schützenfest zu begeistern, hatten wir es hauptsächlich mit Menschen aus einem christlichen Kulturkreis zu tun. Heute sind die Voraussetzungen andere. Wir haben es mit vielen unterschiedlichen Kulturen, Religionen und auch Nichtgläubigen zu tun. Aber wir sollten uns der neuen Herausforderung stellen“, fordert Nickel.

Verkürzt dargestellt, es muss möglich sein, gemeinsam Spaß zu haben, zu kultivieren und ein harmonisches Fest als jährlichen Höhepunkt des Lebens in unserer Gemeinde zu verstehen. Das gemeinsame Fest wird verbinden, egal ob du in einem Zug bist und mit marschierst oder am Zugweg und auf der Kirmes mitfeierst. Als Neusser ist das dein Fest, ob du nun daran aktiv teilnimmst oder nicht. Auf jeden Fall ist die Tür ist für jeden Mann weit offen, wenn er denn will. So verstehe ich Nickels Appell zuerst einmal an seine Schützen gerichtet: Gehe auf deinen Nachbarn, auf deinen Kollegen, deinen Bekannten zu und lade ihn ein zu deinem Schützenfest. Dass die Neu-Neusser euch Schützen vielleicht für einen verschworenen Haufen halten und sich deshalb skeptisch zurückhalten statt mit offenen Armen auf euch zuzukommen, versteht sich von selbst. Jetzt beim Schützenfest ist jedenfalls der richtige Zeitpunkt, ins Gespräch zu kommen. Das baut Vorurteile ab und kann ein Weg in eine harmonische Nachbarschaft sein. Im Internet erfährt man auf -www.schuetzenfest-neuss.com alles Wissenswerte. Thomas Nickel empfiehlt denen, die aktiv teilnehmen wollen, die Leitungen der einzelnen Korps anzusprechen, um einen, dem Alter und den Interessen entsprechenden Zug für sich finden. Sollte man nicht schon in der Nachbarschaft fündig geworden sein. Doch ist das alles, was ihm zum Thema Integration einfällt?

 

Als Bürgermeister Thomas Nickel ist er unter anderem für Jugend und Soziales in Neuss zuständig.

 

Nein, natürlich ist das Brauchtum nicht die alleinige Integrations-Chance in Neuss“. Mit der Jugendarbeit in den „Offenen Türen“ und anderen Jugendeinrichtungen, den Streetworkern, mit Sport-Initiativen und Vereinen, dazu Freizeitangeboten, Ferienfreizeiten und übergreifenden Konzepten mit Caritas, SKM, SKF und Diakonie sind wir in Neuss gut aufgestellt, da wird an allen Ecken und Enden Integration geleistet. Doch weil viel ist nicht genug ist, muss immer am Modell „Harmonische Gesellschaft“ in Neuss gearbeitet werden.

 

Aber jetzt feiern wir alle erst einmal unser Neusser Bürger Schützenfest!