Fahrradfreundliches Neuss hat noch Verbesserungspotenzial

29. März 2013 | Von | Kategorie: Neusser Leben

Gerade in Ballungsräumen nutzen immer mehr Menschen das Fahrrad als Verkehrsmittel. Radfahren ist kostengünstig, umweltfreundlich, gesund – und Neuss gehört zu den fahrradfreundlichsten Städten in Nordrhein-Westfallen. Das besagt zumindest der Fahrradklimatest 2012, bei dem Neuss bei Städten mit 100- bis 200tausend Einwohnern den dritten Platz belegt hat. Die Bewertung von 3,7 verdeutlicht jedoch, dass in Bezug auf das Radwegenetz und die Verkehrssicherheit noch Verbesserungen möglich sind.

Der Vorsitzender des Unterausschusses Radverkehr im Neusser Stadtrat, Dirk Bongards (CDU), erklärt, die CDU habe sich bereits im Wahlprogramm 2009 zum Ziel gesetzt, den Lückenschluss im Radwegenetz Stück für Stück abzuarbeiten „Ein gelungenes Beispiel dafür sei die Further Straße, die im Rahmen der Sanierung neue Fahrradwege erhielt, sowie die Verbindung zwischen Further- und Stephanstraße.

Trotz einiger Verbesserungen befänden sich „viele Radwege in einem schlechten Zustand“, widerspricht der umwelt- und verkehrspolitische Sprecher von Bündnis 90/ Die Grünen Roland Kehl. Das Neusser Radverkehrsnetz müsse weiter ergänzt und ausgebaut werden, fordert Kehl. Die Erreichbarkeit der Innenstadt vom Norden her sei teilweise nur verkehrswidrig möglich.

Mehr Fahrradfahrer und höhere Geschwindigkeiten, ausgelöst u.a. durch den E-Bike-Boom bedeuten zudem ein höheres Sicherheitsrisiko, betont Heribert Adamsky vom ADFC in Neuss. Laut Adamsky ist „die vorhandene Infrastruktur mit ihren vielen kurvigen Borsteinradwegen dieser Nachfrage nicht gewachsen“. Der ADFC begrüßt deshalb die Überprüfung durch die Neusser Verwaltung und fordert bei zu hoher Verkehrsbelastung, etwa auf der Schorlemer Straße, einen Radfahrstreifen und Schutzstreifen für Radfahrer auf der Fahrbahn zu markieren.

Ein positives Signal für den ADFC, sei der Ausbau von ausreichend sicheren Abstellplätzen in Neuss. Damit werde eine bessere Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel gewährleistet. An S-Bahn-Stationen kann man Fahrradboxen mieten, in der Radstation am Hauptbahnhof das Zweirad sogar warten lassen.

„Durch drastische Kürzungen der Park- und Servicezeiten werde die Radstation allerdings kaputt gespart“, kritisieren Bündnis 90/ Die Grünen. „Wenn die Stadt Neuss möchte, dass noch mehr Berufstätige auf die Kombination von Fahrrad und Bahn setzen, muss sie an dieser zentralen Stelle einiges tun“, fordert auch der ADFC.

Kommt der Radschnellweg vom Neusser Markt nach Düsseldorf?

„Ein wichtiger Baustein für eine regionale Vernetzung des Radverkehrs“ könnte nach Ansicht der Grünen bei wöchentlich 25.000 Pendlern zwischen Neuss und Düsseldorf ein Radschnellweg sein, der Zentren des Wohnens, des Arbeitens und der Ausbildung miteinander verbindet. Im Planungswettbewerb zu dem vom Land NRW geförderten Projekt sind drei Alternativstrecken vom Neusser Markt bis zum Düsseldorfer Landtag im Gespräch. Die kreuzungsfreie und vorrangig geführte Hauptverkehrsader könnte über die Hammer Eisenbahnbrücke, die Südbrücke oder über die von den Grünen „lang ersehnte Radbrücke über den Hafeneingang“ führen (siehe Grafik).

Der ADFC unterstützt das Vorhaben und schlägt vor, den möglichen Radschnellweg mit der Nordkanaltrasse („Fietsallee“) zu verbinden. Denn dann könne ein leistungsfähiges Radwegenetz auch in die linksrheinischen Nachbarstädte (Dormagen, Grevenbroich, Kaarst und Mönchengladbach) entstehen.

Laut Ansicht von Heribert Adamsky vom ADFC, „sei die Stadt Neuss mit der Beteiligung am Wettbewerb auf einem sehr guten Weg. Sie sollte dem Nachdruck verleihen, indem sie sich um eine Aufnahme in die AGFS (Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V.) bewirbt.“ Damit erhöhten sich, so erklärt der ADFC, die Chancen auf eine Realisierung des Radschnellwegs.

Dirk Bongards (CDU) betont darüber hinaus die touristische Bedeutung des Fahrradwegenetzes. Für Radwanderer bedeute der Beitritt des Rhein-Kreis Neusses in die „RadRegionRheinland“ zur Saison 2013 eine verbesserte Ausschilderung dank des sogenannten„Knotenpunktsystems“.

Vom ADFC geführte Radtouren im Rhein-Kreis Neuss finden Interessierte unter http://www.adfc-nrw.de/kreisverbaende/kv-neuss/touren.html.