„Jedem Kind seine Stimme“ – Mehr Spaß am Singen und Musizieren
5. März 2013 | Von Der Neusser | Kategorie: Neusser LebenSeit 2007 gibt es an den Neusser Grundschulen das Musik-Projekt „Jedem Kind seine Stimme“, ins Leben gerufen und durchgeführt von der Musikschule Neuss unter der Leitung von Reinhard Knoll. Was als Versuch begonnen hat, ist heute eine Erfolgsgeschichte, die auch in anderen Kommunen Nachahmer gefunden hat: Inzwischen nehmen alle 25 Neusser Grundschulen an „JeKi-Sti“ teil, mit über 4500 Kindern aus 180 Klassen.
„Die Grundidee ist, dass jedes Kind ein Recht auf kulturelle Bildung und Musik hat“, sagt Holger Müller, Projektreferent und Fachleiter für Grundschulprogramme der Musikschule Neuss. Als Diplom-Musiklehrer und „JeKi-Sti“-Lehrer ist er überzeugt von dem Konzept: „Wir erreichen so wirklich alle Kinder. Da das Projekt kostenlos an den Grundschulen stattfindet, gibt es keine finanziellen und sozialen Barrieren.“ „Jedem Kind seine Stimme“ beginnt schon in der ersten Klasse mit einer Stunde Singen pro Woche. Während des ganzen Schuljahrs unterrichtet die Grundschullehrerin oder der Lehrer die Kinder während des regulären Musikunterrichts zusammen mit einer JeKi-Sti-Lehrerin oder einem JeKi-Sti-Lehrer. „Es ist ein sehr kindgerechter, bewegungsreicher Unterricht“, so Müller. Die Kinder erhalten auf spielerische Weise Sprecherziehung und Stimmbildung, sollen so mit ihrer Stimme umgehen lernen und ein Gefühl für Rhythmus und Melodien entwickeln. Aber sie dürfen sich bei Bewegungsliedern und -spielen auch körperlich einbringen. Die Musik und das Singen sollen eben Spaß machen. Gesungen werden „schöne, qualitative Lieder, alte und auch moderne“, erzählt Müller, „die Mischung macht´s“. So lernen die Kinder sowohl klassische Lieder wie „Der Mond ist aufgegangen“, als auch modern-rockige wie „Ritter Rost“. Aus eigener Erfahrung weiß Müller, dass die Kinder oft gerade die vermeintlich alten Lieder besonders gerne mögen: „Wenn ich am Ende des Schuljahrs nach dem Lieblingslied frage, kommt am häufigsten ‚Bunt sind schon die Wälder‘. Die Kinder erkennen die Qualität der Melodie.“ Im zweiten Schuljahr kommt dann noch eine Stunde Instrumentalunterricht dazu, ebenfalls kostenlos für die Eltern. Hier können die Kinder erste Erfahrungen mit Instrumenten wie Blockflöte, Geige, Gitarre und Trompete machen. Diese werden angehört, besprochen und dürfen natürlich auch ausprobiert werden. Im dritten und vierten Schuljahr konzentriert sich „JeKi-Sti“ wieder auf den Gesang. Kindern, die ihr Wunschinstrument erlernen wollen, bietet die Musikschule aber Unterricht in den Räumen der Grundschule an, der allerdings kostenpflichtig ist. Für Kinder, „die vom Singen nicht genug bekommen können“, so Müller, gibt es seit 2011 zusätzlich den JeKiSti-Chor, der sich Dienstagnachmittag im Romaneum trifft. Zurzeit singen hier knapp 40 Kinder der Klassen 1 bis 5 in zwei Gruppen. Dieser junge Chor hat es im letzten Jahr sogar schon auf den 4. Platz beim Mercedes-Chorwettbewerb in Düsseldorf geschafft. Der nächste große Auftritt wird im Juli sein, in dem Kinder-Musical „Frederick“ der Musikschule.
Von Spendern und Sponsoren
Reinhard Knoll, Leiter der Musikschule Neuss und Initiator des Modellprogramms, freut sich über den Erfolg von „Jedem Kind seine Stimme“: „Der heutige Stand mit allen Neusser Grundschulen ist ein Traum“. Ein Traum, den er natürlich gerne weiterführen möchte. Wenn da nicht die Sorge um die Finanzierung wäre. „Im Augenblick gibt es drei Säulen zur Finanzierung. Das Land NRW und die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Neuss übernehmen den größeren Teil, ein kleiner Teil kommt von der Stadt Neuss“, erklärt Knoll. Nur bis 2014 sei die Unterstützung durch das Land gesichert, ein Teil der Gelder, die hauptsächlich für Personalkosten gebraucht werden, falle allerdings schon Mitte diesen Jahres weg und auch die Stiftungsfinanzierung sei befristet. Also müssen neue Wege der Finanzierung her, durch Spenden und am besten längerfristig durch Sponsoren. „Ein sehr gutes Signal“ ist für Knoll daher die Spende von 6500 Euro der Bürgerstiftung Neuss im letzten Dezember. Ebenso wie das von der Bü.Ne geplante Benefiz-Konzert zugunsten von „JeKi-Sti“ am 2. März um 19.30 Uhr im Romaneum. Für interessierte Musikfreunde gibt die renommierte Pianistin und Professorin für Klavier, Makiko Takeda-Herms ein Konzert mit Werken von Satie, Mozart und Chopin. „Das, was wir in Neuss machen, ist so einmalig und bemerkenswert. Es wäre schade, so etwas am Geld scheitern zu lassen“, findet auch Projektreferent Holger Müller. Infos zu JeKi-Sti gibt es auf www.jedem-kind-seine-stimme.de.